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Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Titel: Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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hast, aber solltest du nicht schon auf dem Weg zur Kirche sein? Wir reden, wenn du zurückkommst, okay? Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt für diese Diskussion.«
    »Nein, Mellie, du hast mir nicht zugehört, und jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt.« Tom warf einen Blick auf die Schar der rund zwei Dutzend Kinder. Nur Luke stand etwas abseits und sah ihn besorgt an, offensichtlich wollte er, dass Tom sich zurückhielt. Der Rest wuselte aufgeregt um den Betondeckel einer Zisterne herum, hinter einem blechernen Geräteschuppen, in dem sich Tom vor ein paar Wochen eine Werkstatt eingerichtet hatte.
    Er hatte es kommen sehen. Kinder liebten Explosionen, deshalb hatte er niemandem erlaubt, ihm zuzuschauen, als er die später im Bergwerk eingesetzten Sprengladungen zusammenbaute. Was noch davon übrig war – die Sprengschnur, das C4, die Kapseln, die Zünder, alles – hatte er eingesammelt und an unterschiedlichen Plätzen versteckt, wo niemand danach suchen würde. Er wünschte nur, er hätte auch an das Aluminiumpulver und das Magnesiumband gedacht. Und an diese Flasche mit Glyzerin. Dumm gelaufen.
    »Ja, es ist toll, das Jasper so motiviert ist. Ein schlaues Kerlchen, keine Frage. Aber, Mellie  … jetzt mal im Ernst: Ein Zehnjähriger, der mit Thermit herumpfuscht? Um die Reaktion zu verlangsamen?«
    »Willst du behaupten, das ginge nicht? Es war doch deine Idee, oder?«
    »Ja, für die Zeitverzögerung im Bergwerk, als wir es gebrauchen konnten.« Thermit war ein super Brandmittel. Das Problem war nur, dass die Reaktion sehr schnell ablief. Da hatte er die verrückte Idee gehabt, mithilfe von Brandhemmern die Reaktionszeit zu verlängern, was sogar funktionierte. Bei seinem letzten Versuch hatte er fast zehn Minuten gewonnen, aber die Mengenverhältnisse mussten genau stimmen, und ihm war immer noch unwohl bei dieser unberechenbaren Brandbombe, die eine Temperatur von über 1600 Grad erreichte. »Wenn du nicht gerade einen Bankraub planst, kann ich mir nicht vorstellen, wofür du ein Zeug brauchst, das Stahl schmelzen kann. Mellie, das sind Kinder. Ich weiß, was ich tue.«
    »Ach ja? Hast du schon mal in den Spiegel geschaut?« Sie deutete abschätzig auf die Uzi in der Tragespinne, sodass seine Hand stets am Pistolengriff liegen konnte. Jeds Bravo trug er in einer Gewehrtasche auf dem Rücken. Die Glock 19 steckte in einem Holster an seiner linken Hüfte, und außerdem hatte er zwei Messer bei sich: das KA - BAR in der Beinscheide und für den schlimmsten Fall ein Stiefelmesser. »Bis an die Zähne bewaffnet. So reitest du jeden Tag als Begleitschutz zur Kirche raus. Gerüstet wie für das Armageddon.«
    »Ich  … was ich mache, ist  … « Ja, was? Nur gesunder Menschenverstand? Das stimmte nicht. Der ohnehin latent lauernde Horror in ihm – die Flashbacks, die Albträume, die grauenhaften Panikattacken – war nach dem Kampf im Schnee mit aller Macht wieder aufgelebt und hatte das schwarze Monster genährt, das in seiner Brust wuchs. Immer wenn er jetzt ins Farmhaus oder in eine Scheune ging, warf er sofort einen prüfenden Blick auf sämtliche Ausgänge und überlegte, wie er am schnellsten rauskäme. Raus hier, Bewegung, los, hau ab. Als ihm vor zwei Tagen eine Gruppe Kinder den Weg zur Tür verstellt hatte, flutete Adrenalin sein Gehirn, kalter Schweiß brach ihm aus, und er dachte: Zweiunddreißig Patronen in der Uzi, neunzehn in der Glock, fünf in der Bravo, während er systematisch eine Fluchtroute plante und welche Kinder in welcher Reihenfolge zu erschießen wären. Das hatte ihm solche Angst eingejagt, dass er Luke beiseite schob und in den Schnee hinausstürmte, wo er rannte und rannte, bis die Luft in seiner Lunge brannte und die irrsinnige Panik nachließ.
    Zu Mellie sagte er: »Lenk nicht ab, es geht hier nicht um mich, okay?«
    »Doch, es geht um dich. Du möchtest, dass wir weiterziehen. Du willst, dass wir einen ungefährlicheren Platz suchen. Du versteckst unsere Sprengschnur, unser C4, alles, und ganz plötzlich erklärst du, dass wir nicht nach Rule zu gehen brauchen. Das hast du nicht zu entscheiden, Tom. Ich habe hier das Kommando, nicht du.«
    »Soweit ich mich erinnere, hab ich hier auch noch ein Wörtchen mitzureden.« Weller hatte sich so ruhig verhalten, dass Tom seine Anwesenheit ganz vergessen hatte. »Tom hat recht. Vielleicht gibt es sinnvollere Dinge, die wir den Kindern beibringen sollten.«
    »Ach, wie wunderbar.« Mellies Stimme klang frostig. »Ein

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