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Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Titel: Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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versucht, sie in dieses Netz einzuschleifen, ganz aus eigenem Antrieb?
    »Vielleicht konnte das Monster auch nicht anders.« Sie sprach es mit Bedacht aus, wägte jedes Wort ab. »Wenn man das WLAN eines Computers nicht ausschaltet, sucht es automatisch nach einer Verbindung, einem Netzwerk, etwas, um sich einzuklinken.« Mit Ausnahme von Wolf, zu dem sich das Monster anscheinend besonders hingezogen fühlte, spielte jedes Mal, wenn sie in den Kopf eines Veränderten sprang, die Nähe und die Stärke der Emotion eine Rolle: Begierde, Hunger, Wut. »Aber das Monster kann nicht immer auf Empfang sein, denn es passiert ja nicht dauernd. Eigentlich weiß ich nie wirklich, was Sache ist. Es ist wie im Französischunterricht, wenn man nur russisch spricht. Man hört Laute, versteht deshalb aber noch lange nicht, was sie bedeuten. Und ich höre ja auch nicht immer etwas. Wenn ich was rausfinde, dann meist zuerst übers Riechen.«
    Weil es nicht die richtige Art von Signal ist, nichts, was das Monster interessiert? Wie beim Essen in der Mensa  … da ist immer ein Stimmengewirr, aber normalerweise achtest du nicht darauf, weil es dich langweilt oder du dich auf etwas anderes konzentrierst, zum Beispiel Ausschau nach Freunden hältst oder jemand vom anderen Ende des Raums deinen Namen ruft. Dann hörst du eigentlich nichts, obwohl du den Lärm wahrnimmst.
    Also waren die normalen Gespräche zwischen den Veränderten nicht stark oder interessant genug, um das Monster auf den Plan zu rufen? Und selbst wenn Alex sprang – zum Beispiel als sie hinter Spinnes Augen gelangt war, damals im Haus am See, nachdem Spinne den armen kleinen Jack getötet hatte – war es nicht so, als würde sie heimlich lauschen. Sie wurde nie in ein größeres Gespräch hineingezogen. Weil ich die Sprache im Grunde ja nicht verstehe. Oder vielleicht  …
    »Irgendetwas muss ich noch übersehen haben.« Sie hatte das dumpfe Gefühl, dass sie einige weitere Male springen musste, ehe sie dahinterkam. Auch würde sie sich zwangsläufig Ärger einhandeln, wenn sie Finn verfolgte. Denn wenn ihre Theorie über die Distanz stimmte und das Monster auf Empfang war, würde die Nähe zu Finn und seinen sonderbaren mutierten Veränderten die Gefahr vergrößern, dass sie aufgespürt oder hineingezogen wurde. Oder im roten Sturm unterging.
    »Und Finn hat das Monster gespürt. Er hat meine Konturen ertastet.« Auch das war anders als bei Wolf, Spinne, Leopard oder Pickel  … keiner von denen hatte sie oder das Monster bemerkt. Finn schon. Wie hatte er das angestellt?
    »Tja, wenn ich das wüsste. Aber heute Nacht werde ich es wohl nicht mehr rausfinden.« Sie hatte Kopfweh und brauchte Schlaf. Also schaltete sie die Stirnlampe aus und kuschelte sich an den Wolfshund, der brummte, und bettete seinen Kopf auf ihren Bauch. »Ich mag dich auch. Wenn wir meinen Hund je wiedersehen, darfst du ihn aber nicht fressen, okay?« Sie streichelte dem Tier die Ohren. »Ich sollte dir einen Namen geben.«
    Einen Namen. Das gab ihr zu denken. Finn wollte meinen Namen wissen. Er hat zweimal danach gefragt. Warum?
    »Der Name war ihm irgendwie wichtig  … « Sie kraulte dem Wolfshund das Kinn. »Wie wär’s denn mit Buck? Ein tolles Buch, und es passt zu dir. Zu mir auch. Wir sind jetzt beide Halbwilde, was meinst du, mein Süßer?« Da fielen ihr Peters Taschenbücher ein. Sie sollte ein paar mitnehmen. Es stand ihr ein langer Weg bevor, aber das war in Ordnung. Sie brauchte Zeit, um über ihr weiteres Vorgehen nachzudenken.
    Immer noch unruhig rollte sie sich auf die Seite und hörte das Papier des Schokoriegels in ihrer Tasche knistern. Wirklich verlockend. Aber sie sollte sich die zweite Hälfte aufbewahren, bis es wirklich etwas zu feiern gab.
    Sie seufzte lang und tief. »Das Leben«, sagte sie zu Buck, »ist nun mal kein Zuckerschlecken.«

Teil II
    MONSTER

25
    » T om!« Weller lag auf seinem Graufalben weit zurück, und sein Ruf ging im Donnern der Hufe beinahe unter. »Warte, Tom, warte!«
    Nein, er konnte nicht warten, wollte nicht, nicht jetzt, vielleicht nie. Nichts wie weg. Sein Kopf schien schier zu platzen, die Panik in seiner Brust war wie eine Klaue. Du musst weg, schneid den Draht durch, raus, raus! Tom spornte sein Pferd weiter an, spürte, wie die Stute noch an Tempo zulegte. Die Welt löste sich auf: Schnee und beißende rote Trichterwolken durch den Rotorwind; Nadelbäume und das Hämmern der Helikopter; krallenartige Eichenäste vor blauem Himmel;

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