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Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Titel: Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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 … «
    Tom antwortete nicht. Stattdessen drehte er sich um und rannte zu dem Dunkeläugigen hinüber. Der Typ war vielleicht siebzehn oder achtzehn Jahre alt und lag da, ohne sich zu rühren, mit leblos starrenden offenen Augen, hervorquellender bläulicher Zunge und Blut am Hals, wo ihn immer noch das Seil einschnürte. Himmel, nein. Tom kniete sich hin, zog das Seil weg und saugte zischend Luft zwischen den Zähnen ein, als er die tiefen Einschnitte am Hals sah.
    »Nein«, sagte der Kleinere mit brüchiger Stimme und kniete sich neben Tom. »Nein, nein, er darf nicht tot sein, er kann nicht  … «
    »Still.« Den Kopf zur Seite gedreht, lauschte Tom auf Atemzüge. Nichts. Kein leiser Luftzug an seinen Wangen. Komm schon, Mann. Er legte den Kopf auf die Brust des Jungen und schloss die Augen. Kein Ton. Nein, Mann, bitte  …
    Hinter Tom, in der Küche, krachte mit voller Wucht eine Tür gegen eine Trockenbauwand. Erschrocken fuhr er hoch. Aus dem Loch im Boden, durch das er wenige Augenblicke zuvor selbst geschlüpft war, kam ein Mädchen gestürmt: ein stummer, tödlicher Albtraum mit einem riesigen klaffenden Riss in der Wange, durch den man Zähne, Zahnfleisch und Zunge sehen konnte. In ihrer Hand war das größte und schärfste Feldmesser, das Tom je zu Gesicht bekommen hatte.
    »Zurück!« Er schubste den kleineren Jungen mit der rechten Hand beiseite, während seine linke nach der Uzi griff. Doch das Chuckymädchen war so flink, dass ihm nur Zeit blieb, mit einer Hand den Lauf hochzureißen, um ihr Messer abzuschmettern. Das hatte sie vorausgesehen und tauchte darunter weg wie eine Fechterin unter einer Klinge. Die Uzi sauste ins Leere und Tom wurde von seinem eigenen Schwung aus dem Gleichgewicht gebracht. Das Feldmesser glitzerte, als es in einem raschen horizontalen Bogen auf Toms ungeschützte linke Seite zurauschte, und er dachte, dass das wohl der letzte Fehler seines Lebens gewesen war.
    Da prallte etwas Braunes von hinten gegen das Mädchen. Scharfe Zähne blitzten auf, das Mädchen schrie und versuchte sich aufzurappeln, als sich der Hund in ihren linken Arm verbiss. Das Feldmesser flog durch die Luft, schoss um Haaresbreite an Toms Brustkorb vorbei und bohrte sich in die gegenüberliegende Wand. Aus den Augenwinkeln sah Tom, wie der kleinere Junge zu seinem Gewehr kroch. Keinen Meter davon entfernt drehte sich das Chuckymädchen wie ein Derwisch im Kreis und wirbelte dabei den Hund, der nicht locker ließ, mit sich herum.
    Und als Tom den Hund sah, dachte er: Moment mal  …
    Zu seiner Rechten flog krachend die Küchentür auf. Tom riss die Uzi hoch, den Kolben an der Schulter, und schwenkte den Lauf herum, gerade als ein Mädchen mit blonden Zöpfen – viel zu jung für eine Chucky, wie Tom geistesgegenwärtig erkannte – zur Tür hereinplatzte.
    »Mina!«, schrie das Mädchen und hielt eine Savage im Anschlag. »Aus!«
    In diesem Moment ging Tom das Herz über vor ungläubigem Staunen und einer jähen süßen, überwältigenden Freude. Die Welt blieb stehen, wenn auch nur für einen Sekundenbruchteil, er blendete alles aus und wünschte sich nichts sehnlicher, als dieses Mädchen in die Arme zu schließen und ganz fest an sich zu drücken. Aber dann erwachte er aus seiner Starre und wandte sich wieder der Chucky-Angreiferin zu, den Finger am Abzug.
    »Knallt sie ab!«, schrie der braunhaarige Junge, der gerade an Toms Seite vorrückte. »Schieß, Ellie, schieß!«
    Und jetzt feuerten sie alle zusammen, die Uzi schallgedämpft, aber das Gewehr des Jungen mit einem lauten Knall, und sogar die Savage machte für so ein mickriges Gewehr ganz beachtlichen Lärm.
    Dann, immer noch kniend, denn auf einmal traute er seinen Beinen nicht – er würde bestimmt hinfallen – , breitete Tom die Arme weit aus und rief: »Ellie! Ellie, mein Schatz! Ellie!«
    Da Ellie so auf das Chuckymädchen und ihren Hund konzentriert gewesen war, hatte sie kaum etwas anderes mitbekommen. Doch beim Klang seiner Stimme drehte sie sich um, mit fassungsloser Miene, die Augen riesengroß und ganz tiefblau, und da stürmte sie ihm entgegen, während Mina, hysterisch kläffend, ebenfalls auf ihn zusprang.
    »Tom!«, kreischte Ellie. »Tom! Tom! Tom!«
    Bestimmt hätte sie ihn umgeworfen, keine Frage, denn sie rannte so schnell und ihr Herz quoll schier über; aber das hätte ihm nichts ausgemacht, er hätte nur vor Glück gelacht – und sie auch.
    Wenn nicht Mina, außer sich vor Freude, ihr zuvorgekommen wäre.

38
    » I

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