Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)
an, wollte den Veränderten abschütteln. Hinter ihm schrie Jayden noch immer, dann hörte er vage so etwas wie schwere, polternde Stiefelschritte auf der Treppe. Ein weiterer, rasch erstickter Schrei von Jayden, diesmal aus Panik, und Chris wurde klar, dass dort oben nicht nur eine Katze gewesen war.
Über seinem Kopf surrte es, und etwas legte sich um seinen Hals. Ihm blieb die Luft weg. Er ließ das nutzlose Gewehr fallen, krallte sich in das Seil, versuchte, die Finger darunter zu bekommen, während ihm der Veränderte das Knie in den Rücken rammte und gleichzeitig drückte und zog. Fingernägel gruben sich in seine Haut, sein Puls raste, schwarze Spinnen krochen in sein Blickfeld. Ihm war, als hätte man ihm ein bleiernes Gewicht auf den Brustkorb gelegt, das ihm die Rippen eindrückte und die Lunge zerquetschte. Mit beiden Händen schlug er nach hinten auf den Angreifer ein, aber es reichte nur für ein paar schwache Knuffe. Der Veränderte packte ihn an den Haaren und bog seinen Kopf nach hinten, sodass sich das Seil noch fester in seinen frei liegenden Hals schnürte. Chris hatte seinen Körper nicht mehr unter Kontrolle, er begann zu zittern. Der Schmerz in seiner Brust war brutal, wie eine gärende Eiterblase, die jeden Moment zerplatzen würde. In ihm und um ihn herum wurde alles schwarz. Er konnte nicht mehr kämpfen. Seine Beine zuckten, ebenso seine Hände, doch er nahm davon nur noch ein Pochen wahr: das Trommeln seiner Stiefel auf Holz.
Plötzlich verließ ihn die letzte Kraft. Er erschlaffte, das Seil schnitt sich tiefer in das weiche Fleisch an seinem Hals. Was eigentlich ein wild aufbrausender Schmerz hätte sein müssen, kam nur als leises, schnell verhallendes Ploppen eines fernen Feuerwerkskörpers bei ihm an. Sein Verstand setzte aus, er glitt in eine Bewusstlosigkeit, wie damals, als Hannahs Gift durch seine Adern strömte. Eine schleichende Schwärze breitete sich in seinem Blickfeld aus, zerfraß es von den Rändern her.
Kurz bevor sein Sehvermögen völlig schwand, sah er, wie etwas – jemand? – sich plötzlich erhob, scheinbar aus der Tiefe der Erde emporwuchs. Eine Stimme, ganz dünn und aus weiter Ferne, rief: »Hierher!«
Aber dann war es vorbei. Chris befand sich auf einmal im freien Fall, alle Gedanken lösten sich auf, und wo ein Boden oder die Erde hätte sein müssen, um ihm Halt zu geben, war nur mehr Jess, die aus einem Schwarm von Schatten hervortrat. Er dachte, sie würde etwas sagen, aber er fiel so schnell, rauschte an ihr vorbei, und niemals …
37
M it einer schnellen Drehung wand sich Tom aus dem Kellerloch hervor. Der Chucky, der ihm am nächsten war, ein stämmiger Bursche in fleckigen Jeans und einer übergroßen Tarnjacke, drückte dem dunkeläugigen Jungen gerade sein Knie ins Kreuz und hatte ein Seil in der Hand. Offenbar war der Dunkeläugige schon fast hinüber; er zitterte am ganzen Körper, sein Gesicht hatte sich dunkel verfärbt, und das Weiß in seinen rollenden Augen war durch die Blutung purpurrot geworden. Hinter ihnen erkannte Tom einen kleineren Jungen, der sich mit Hieben und Tritten gegen eine große Chucky wehrte, die ihn mit Faustschlägen traktierte.
»Hierher!«, rief Tom.
Der stämmige Chucky zuckte zusammen und ließ den Jungen los, der zusammenbrach und reglos liegen blieb. Tom gab einen Feuerstoß ab, drei Schüsse, ein leises Pfft-pfft-pfft . Die Brust des Chuckys explodierte in einem roten Strahlenkranz, und noch während er nach hinten kippte, stürmte Tom vor. Das Mädchen drosch immer noch auf den kleineren Jungen ein, jetzt schien sie sich aber der Gefahr bewusst zu werden, denn sie wich zurück und drehte sich um.
»Unten bleiben!«, brüllte Tom dem Jungen zu. Das Mädchen machte einen Satz zur Seite, als Tom eine weitere Salve abgab, die die Außentür durchschlug. Glasscherben fielen klirrend zu Boden, und dann rief der kleinere Junge mit schriller Stimme: »Das Gewehr, sie hat mein Gewehr!« Tom sah es im selben Moment, als das Mädchen herumfuhr, er hörte, wie die Waffe durchgeladen wurde, zugleich schwenkte der Lauf in seine Richtung. Er ließ sich auf ein Knie fallen, um ihrer Schussbahn auszuweichen, und zielte nach oben. Eine Sekunde später hatte das Mädchen keinen Kopf mehr …
»Wer … « Der zweite Junge keuchte, wälzte sich herum und versuchte sich aufzurappeln. Sein Gesicht war blutverschmiert. Ob das alles sein eigenes Blut war, konnte Tom nicht erkennen, aber immerhin atmete er noch. »Wer bist
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