Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)
dir hierher folgt. Aber was, wenn sie schon vor dir hier war?
Ausgeschlossen, erwiderte er im Geiste. Lena kennt Jess, nicht die Landrys. Sie hat keinen Grund, sich in diesem Haus aufzuhalten.
Außer wenn sie von der Flanke her kommt, meinte die Stimme. Du gehst nach Norden, und sie bewegt sich in einem Bogen um dich herum, spürt dich mit ihrem Geruchssinn auf und trifft hier direkt auf dich.
Ja, aber was hätte sie davon? Chris überlegte. Seit vier Tagen hatte sich Lena nicht mehr blicken lassen. Folgte sie ihm noch? Vielleicht waren er und Jayden ja nicht interessant genug für sie.
Ich kann mir jetzt nicht über Lena den Kopf zerbrechen. Er hoffte inständig, dass das, was immer ihn dort oben erwartete, nicht bewaffnet war. Das Gewehr im Anschlag, folgte er dem Lauf seiner Waffe langsam, Schritt für Schritt, die Treppe hinauf, hielt sich am Rand und mied die knarzende Mitte. Oben zweigte der Gang nach links und rechts ab, sein Blick schoss in die eine, dann in die andere Richtung, synchron zu den Bewegungen seines Gewehrs. Zum Glück hatte er wenigstens immer die Wand im Rücken. Rück vor zur Ecke, links sichern, dann nach rechts drehen und die andere Ecke sichern und dann nichts wie weg vom Treppenhaus. Ihr weiteres Vorgehen hing davon ab, wie viele Türen offen waren …
Gerade als er die rechte Ecke erreichte, sprang ihm etwas von einem Beistelltisch an der gegenüberliegenden Wand entgegen. Rasch schwenkte er die Waffe herum, geriet aber aus dem Gleichgewicht. Die Katze prallte gegen seine Brust, krallte sich fauchend fest und katapultierte sich dann wie auf einem Trampolin mit einem Satz von ihm weg und die Treppe hinunter. Chris schrie auf, gab blindlings einen Schuss ab, stolperte rückwärts. Da blieb er mit der Ferse hängen, stürzte und schlug mit dem Kopf so hart auf einer Stufe auf, dass er Sternchen sah. Mit einem Purzelbaum polterte er die Treppe hinunter.
»Alles okay?« Jaydens bleiches erschrockenes Gesicht schob sich in sein Blickfeld. »Du hättest dir das Genick brechen können. Die Katze hat mir einen Mordsschreck eingejagt.«
»Ah«, krächzte Chris. Einen Moment lang blieb er einfach liegen und lauschte dem Dröhnen in seinem Kopf. Nach dem Aufprall auf dem harten Holz tat ihm die rechte Schulter weh, aber er hatte wohl noch Glück gehabt. Auf die Ellbogen gestützt, schluckte er einen Schwindelanfall hinunter, dann verzog er das Gesicht, machte Kaubewegungen und spuckte etwas schaumig Rotes aus. »Hab mir auf die Zunge gebissen. Blöde Katze.«
»Zum Glück war es nichts anderes.« Jayden lehnte sein Gewehr an die Wand und half Chris auf. »Können wir jetzt hier abhauen? Dieses Haus ist mir unheimlich, und es stinkt so. Die Katze hat wahrscheinlich allen möglichen Dreck hier reingeschleppt. Und scheißt wohl auch überall hin.«
»Sicher.« Mit einem Kopfschütteln versuchte Chris seine Benommenheit loszuwerden, dann sah er sich nach seinem Gewehr um, das ihm abhandengekommen und vor dem Schrank unter der Treppe gelandet war. Ächzend bückte er sich danach. »Das sollten wir auf jeden Fall«, meinte er, während er die Waffe sicherte. »Auch wenn wir drinnen sind, kann draußen jemand den Schuss gehört haben und kommt vielleicht nachsehen … «
Hinter ihm flog krachend die Tür des Schranks auf, und dann brüllte Jayden: »Chris! Pass auf, pass auf … «
35
» D as nervt«, brummte Ellie finster, die eine Hand an Minas Halsband, die andere um die Savage geklammert. An ihrer Seite kauerte Mina und zuckte kurz, verharrte aber ansonsten in ihrer Position. Jedes Geräusch, das die Hündin hätte machen können – was sie aber nicht tun würde, egal, was Chris sagte, denn Mina war darauf trainiert, still zu sein –, wurde durch die um ihre Schnauze gebundene Leine unterdrückt. Ellie schlich sich vor und spähte um die Ecke des gut drei Meter hohen Holzstapels, sah aber nur den Stall zwischen den Bäumen und den hinteren Teil des Hauses, in dem Jayden und Chris vor einer gefühlten Ewigkeit verschwunden waren.
Sie zog den Kopf zurück, kaute auf der Unterlippe und überlegte, was sie tun oder wie lange sie noch warten sollte. Unter ihrer Hand spürte sie das Zittern des Hundes. Mina wollte losrennen, sich in den Kampf stürzen … falls einer stattfand. Darüber war sich Ellie noch nicht im Klaren. Natürlich war sie nicht auf den Kopf gefallen. Dieser Gewehrschuss war zwar nur gedämpft bei ihr angekommen – auf diese Entfernung kaum mehr als ein Ploppen –
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