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Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Titel: Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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hindurchhuschte, spürte sie Finger, die ihr Haar streiften. Sie schrie auf, wirbelte herum und machte einen Satz zur Tür, um sie zuzuwerfen. Das Licht ihrer Taschenlampe zuckte hin und her, durchschnitt die Dunkelheit, ehe sie ihr entglitt. Scheppernd landete die Lampe auf dem Boden, das gelbe Licht erlosch. Blindlings tastete sie sich durchs Dunkel, griff zu, spürte Holz unter den Fingern, und dann stieß sie die Tür zu, die mit einem Rumms ins Schloss fiel.
    Geschafft, sie war in Sicherheit. Schwer atmend lehnte sie sich gegen die Tür, wartete auf einen dumpfen Schlag. Aber nichts geschah. Niemand rammte die Tür. Keine hämmernden Fäuste, keine Fußtritte.
    Verrammle die Tür. Ohne Schlüssel konnte sie nicht abschließen, und jetzt war womöglich ihre einzige Chance. Sie kannte sich im Vorratslager immerhin so gut aus, dass sie sich im Dunkeln zurechtfand: frei stehende, weitgehend leere Metallregale zu beiden Seiten. Ein paar Lebensmittel gab es nur noch links von ihr. Also griff sie sich eins der Regale von der rechten Seite und schleppte es vor die Tür. Wenn sie sich das Ganze nicht bloß eingebildet hatte. Sie atmete pfeifend ein, hielt die Luft an und lauschte dem Pochen ihres Herzens. Ein schwacher Geruch nach Erdnussbutter lag in der Luft, aber zu hören war nichts. Spielten ihre Nerven verrückt? Nein, sie hatte gespürt, dass da etwas nach ihrem Haar griff. Sofern das nicht auch ein Phantom gewesen war.
    Hat sich aber echt angefühlt. Vielleicht eine Wahrnehmungsstörung? Weil ich so gestresst bin, kurz vor dem Verhungern, erschöpft …
    Was tun, war jetzt die große Frage. Sie konnte hierbleiben, die Tür verbarrikadieren. Aber der Campingkocher war noch an. Irgendwann würde das Eis schmelzen, das Wasser verdampfen. Die Brennstoffverschwendung kümmerte sie weniger, aber die Flamme würde ein Loch in den Topf brennen, und dann konnte das ganze Gebäude Feuer fangen.
    Wieder lauschte sie, presste ihr Ohr gegen das Schlüsselloch. Immer noch nichts. Wenn sie rauswollte, brauchte sie Licht. Sie musste also die Taschenlampe wiederfinden und ganz fest hoffen, dass sie noch funktionierte. Sarah ließ sich auf alle viere nieder. Kleine Steinchen bohrten sich durch ihre Jeans. Also, welche Richtung? Sie hatte sich zur Tür gedreht, als ihr die Lampe aus der Hand fiel. Dem Geräusch nach zu schließen, das die Metallröhre beim Aufprallen und Wegrollen gemacht hatte, könnte die Lampe schräg links vor ihr liegen, ungefähr auf zehn Uhr. Vorsichtig kroch sie vorwärts und fuhr mit zittriger Hand über den kalten Boden. Sie wappnete sich, dass etwas über ihre Haut huschen könnte, eine Spinne vielleicht. Aber keine Spinne, die etwas auf sich hielt, würde sich hier aufhalten. Außerdem war es zu kalt. Allerdings fand Sarah Schmutz – und zwar eine ganze Menge, was seltsam war, weil Tori pedantisch auf Sauberkeit achtete. Aber Cutter hatte Tori ja heute Nachmittag gestört. Vielleicht hatte sie hier also noch gar nicht gefegt.
    Behutsam tastete sich Sarah voran, bewegte die Hände dabei hin und her wie einen Metalldetektor. Nach einer gefühlten Stunde – wahrscheinlich nicht mehr als eine Minute – stieß sie auf etwas Kühles, Metallisches, das wegrollen wollte. Die Taschenlampe. Sie schnappte danach, richtete sich mit einem erleichterten Seufzer auf und schaltete sie ein.
    Ein gelber Lichtkegel blitzte auf, fiel auf leere Metallregale, Betonziegel und …
    »Nein!«, entfuhr es Sarah, als plötzlich riesige Hände aus dem Dunkel nach ihr griffen. Eine packte sie am Kinn, hielt ihr den Mund zu. Die andere erwischte sie an den Haaren und riss daran wie an einem Seil. Ihr Kopf schnellte zurück, ihr Hals war nun schutzlos preisgegeben, und dann taumelte sie, geriet aus dem Gleichgewicht, krachte – die Knie schmerzhaft angewinkelt – auf den eiskalten Boden. Der Aufprall presste ihr die Luft aus den Lungen. Panisch vor Angst, aber auch aus Atemnot, schlug sie wie wild um sich, die Taschenlampe noch fest in der Faust. Sie spürte, wie sie auf Knochen schlug, denn ihre Hand erzitterte unter dem Aufprall. Aus dem Dunkel über ihr kam ein ersticktes Grunzen, dann ein tiefer, kehliger Schmerzenslaut. Die Hand zappelte in ihrem Haar wie ein Fisch, der dem Netz entwischen will, griff dann nach ihrem Handgelenk und zwang es nieder. Der Schmerz fuhr ihr wie ein Blitz bis in den Ellbogen hinauf, und sie ließ los. Wieder purzelte die Taschenlampe auf den Boden, aber diesmal erlosch das Licht nicht, was

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