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Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Titel: Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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Raum?« Der Alte verschränkte die Finger vor dem Bauch. Sein schulterlanges wallendes Haar war so schneeweiß wie sein Bart, den er nur über den Lippen rasiert hatte. Doch die Ähnlichkeit war unverkennbar, besonders die der Augen, schwarz und strahlend und wach wie bei einem alten Propheten. »Seit sechs Tagen. Ich bin gestern Abend kurz vor Sonnenuntergang angekommen. Ich war hier, als du zum ersten Mal aufgewacht bist.«
    Chris war die Betonung aufgefallen. »Was meinten Sie mit: in diesem Raum? Wo war ich vorher?«
    »Woran kannst du dich denn erinnern?«
    »An Schnee«, erwiderte Chris heiser. Er wollte nicht an seine Träume denken. »Bäume. Nägel und grünes Glas und das Geräusch brechender Knochen, wie bei einer Explosion.«
    »Das war die Baumfalle. Was noch?«
    »Etwas Schweres auf meinem Rücken. Und ich erinnere mich an die Kälte und Schmerzen … in der Brust, wenn ich versucht habe, mich zu bewegen. Ich konnte nicht atmen, es war wie M-Messer …« Er begann zu zittern. »Ich k-konnte n-nicht …«
    »Schon gut.« Der Mann legte Chris beruhigend eine Hand auf den Arm. »Das ist alles vorbei.«
    »Aber wie lange ist das her?«
    »Zwei Wochen.«
    »Ich war zwei Wochen lang weggetreten?« Chris’ Herz setzte fast aus. »Welchen Monat haben wir?«
    »Die erste Märzwoche geht gerade zu Ende. Entspann dich, Chris. Du bist jetzt in Sicherheit.«
    »Das sagt ihr mir schon die ganze Zeit. Lag ich im Koma? Was ist mit mir passiert?«
    »Du warst in der Baumfalle gefangen. Hannah sagte, du konntest kaum atmen, hattest fürchterliche Schmerzen und sehr viel Blut verloren. Jedes Mal, wenn sie versuchten, dich oder die Falle zu bewegen …«
    »… tat es weh.« Auf seine Brust, die sich schwer hob und senkte, trat plötzlich klebriger Schweiß. »Ich … ich konnte nicht …«
    »Ist gut.« Der Alte tätschelte ihm den Arm. »Ganz ruhig.«
    »Ich dachte, ich würde sterben«, flüsterte er. »Als Hannah mir dieses Wasser gab … da dachte ich, es sei vergiftet und sie wollte mich umbringen. Ich glaube …« Es war alles nur ein böser Traum, so wie der von meinem Dad und mir und von Lena und dann von Peter. Er wusste nicht, ob er in Gelächter oder in Tränen ausbrechen sollte. »Ich habe geträumt, ich würde sterben. Ich dachte, ich wäre tot.«
    »Das kommt daher«, meinte der Alte, »dass du es im Grunde auch warst.«

56
    »Was?« Als er vom Bett hochfahren wollte, gruben sich die Schlingen in seine Handgelenke und Knöchel. »Was reden Sie da? Was soll das heißen?«
    »Ruhig Blut, Christopher«, sagte der alte Mann. »Reg dich nicht auf.«
    »Ich soll mich nicht aufregen?« Er glaubte zu schreien, brachte aber nur ein gequältes Quäken zustande. Er kämpfte gegen die Fesseln an, sein Hals war so angespannt, dass er die Wirbel ächzen hörte. »Haben Sie gerade gesagt, dass ich tot war? Dass mich Hannah tatsächlich vergiftet hat?«
    »Ja. Sie wollte dein Leiden lindern, dir helfen loszulassen. Sie ist bei dir geblieben, bis du das Bewusstsein verloren hast. Es hat nicht lange gedauert, du warst ohnehin schon sehr schwach. Wenn Ellie dich nicht so schnell gefunden und gleich Eli losgeschickt hätte, um Hilfe zu holen, wärst du wahrscheinlich mausetot gewesen, noch ehe Hannah und Jayden kamen.«
    »Ellie und ihr Hund h-haben mich am Leben gehalten. S-sie …« Seine Kehle zog sich zusammen, als er sich zurück aufs Bett sinken ließ. »Sie haben mich w-warm gehalten.« Seine Augen brannten, und als er sie schloss, spürte er, wie ihm eine Träne über die Schläfe rann. Warum weine ich? Verlegen drehte er das Gesicht von dem alten Mann weg.
    »Ja, unsere kleine Anglerin weiß sich immer zu helfen«, bemerkte der Alte, und dann spürte Chris den leichten Druck eines Daumens, der ihm die Tränen abwischte. »Es ist kein Zeichen von Schwäche, wenn man nach einem Schock Gefühle zeigt. Du bist offensichtlich ein bärenstarker Kerl, Christopher.«
    »Aber wie kann es sein, dass ich noch lebe?«, wisperte Chris. Er schlug die Augen auf. »Sie haben gesagt, dass ich tot war. Ich hab gespürt, wie ich gestorben bin.«
    »Ich weiß, was ich gesagt habe. Du hast ein Gift bekommen, das dich hätte töten sollen, hat es aber nicht. Du müsstest tot sein, bist es aber nicht.« Sanft legte der alte Mann ihm die Hand auf die Wange, eine Geste, für die Chris eine beinahe absurde Dankbarkeit empfand. »Ich kann das nicht erklären.«
    »Vielleicht war es nicht so schlimm, wie Hannah gedacht hat.« Er

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