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Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Titel: Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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Tom erzählen – weil Alex ihn natürlich gerettet hatte –, und dann würden die beiden sie finden … ganz einfach.
    Falls es Tom wirklich gut ging. Falls er noch am Leben war. Falls es ihm nicht wie dem armen Chris ergangen war, dem Jungen aus Rule, der nur helfen wollte.
    Bis Hannah getan hatte, was man nicht mehr rückgängig machen konnte.
    Am Himmel ertönten erneut laute, klagende Rufe, als drei Krähen von links nach rechts schossen, von West nach Ost, sechs weitere folgten. Noch weiter oben entdeckte sie mehrere segelnde Möwen. Stirnrunzelnd blickte Ellie hinter sich, zum Ufer. Die eine Möwe saß noch da, aber die Krähen waren verschwunden. Noch tiefer im Gehölz blitzte etwas auf – irgendwas Grünes –, und dann rieselte plötzlich Schnee von einer schwankenden Kiefer.
    »Okay, das ist unheimlich«, meinte Ellie. Krähen liebten Fischinnereien – oder eigentlich alles, was tot war oder gerade starb. (Na ja, außer den Menschenfressern.) Auch Jayden sagte: Wenn du wissen willst, wo das Wild liegt, das du erlegt hast, folge nicht der Blutspur. Halt nach Krähen Ausschau.
    Aber jetzt sind alle weg. Sie ließ ihren Blick über tief hängende Äste und schneebeladene Nadelbäume schweifen. Immer noch rieselte Schnee herab. Wo vorher jede Menge Vögel gewesen waren, saß jetzt nur noch diese eine Möwe. Seltsam.
    Sie schulterte den Bohrer links und eine Kleinkaliberbüchse rechts, dann schnappte sie sich den Eimer und trottete weiter zum Ufer. Von ihrem Gewehr, einer Savage, hielt Jayden nichts, weil es nicht viel brachte und nur unnützer Ballast war, aber Ellie fühlte sich wohler damit. Ihr Handbohrer wog zum Glück keine fünfzehn Kilo wie der von Opa Jack, war aber lang und sperrig – im Grunde ein mit zwei unglaublich scharfen Edelstahlklingen bestückter Speer.
    Vor sich sah sie Mina auf die Möwe zujagen. Mit einem Schrei flog der Vogel erschreckt auf, drehte eine Runde und kackte ausgiebig. Mina bremste im letzten Moment ab, aber nicht schnell genug. Das grün-weiße Zeug klatschte ihr auf die Schnauze, während die Möwe weiter an Höhe gewann und kreischend lachte: Ah-Ha-Ha-Ha!
    »Geschieht dir recht«, sagte Ellie, während Mina nur schnaubte und sich im Schnee wälzte. Als sie den Wald betraten, sah Ellie die Möwe wieder auf ihrem Felsen sitzen, und sie hätte schwören können, dass sie immer noch lachte.
    Die Farm war riesig und hatte früher vielleicht aus zwei oder gar drei Farmen bestanden, mit zig Hektar Land und einer Vielzahl von Nebengebäuden. Eli war nach links abgebogen, er hatte den Waldweg zurück zum Bauernhaus eingeschlagen. Ellie auf ihrer kleinen, schlammbraunen Stute namens Bella scherte nach rechts aus und nahm den sich schlängelnden Pfad zwischen Eichen und hohen Tamarack-Lärchen. Vor ihr auf einer sichelförmigen Lichtung teilte sich der Weg. Ein Blick auf die Gabelung und Bella scheute, tänzelte und schüttelte den Kopf. Metall klirrte und Leder kratzte.
    »Ist ja gut, du Riesenbaby.« Ellie stieg ab und schlang die Zügel um eine kräftige Eiche. Keines der Pferde mochte diesen Teil des Waldes. Der Pfad nach rechts hielt nichts Gutes bereit.
    »Wirklich schwach«, murmelte sie finster. Neben ihr her trabend warf Mina ihr einen Blick zu, und Ellie sagte: »Wetten, wenn du und ich das gewesen wären, hätten sie nicht so schnell aufgegeben?« Ja, aber als Jayden und Hannah sie und Mina gefunden hatten, waren sie längst nicht so schlimm verletzt gewesen wie Chris. Tödlich verwundet, hatte Hannah über Chris gesagt, was eine beschönigende Umschreibung war für: so schwer verletzt, dass ich ihn nicht zusammenflicken kann. Aber es hätte eine Chance geben können. Wenn Chris sehr stark gewesen wäre oder Hannah sich geirrt hätte. Es gar nicht erst zu versuchen, war ungerecht. Tom und Alex hatten nie einfach aufgegeben. Sie hätten gekämpft …
    »Weißt du, Ellie, es tut dir nicht gut, darüber nachzudenken. Du versinkst nur in Selbstmitleid und so.« Das Mädchen seufzte ärgerlich. Warum musste sie heute dauernd an Tom und Alex denken und an ihren Dad und Opa Jack? Es konnte nicht nur das Angeln sein. Sie angelte ständig. »Ja, aber ich vermisse sie auch ständig«, sagte sie ärgerlich, weil es wieder in ihrer Nase piekte. Gleich würde sie losheulen wie ein Kleinkind. Konzentriere dich auf das Positive, hatte Opa Jack immer gesagt – und Hannah und Jayden und Isaac waren ja auch wirklich nett.
    »Aber sie sind nicht Alex.« Sie wandte sich nach links.

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