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Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Titel: Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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und stürmte auch nicht mit ihren Kameraden auf den Weg. Stattdessen stand sie nur da. Ellie fand sie jetzt ganz und gar nicht mehr furchteinflößend, sondern sah in ihr nur noch ein einsam umherirrendes, zerlumptes armes Ding mit einem grünen Schal. Und kurz fragte sie sich, ob dieses Mädchen vielleicht irgendwie anders war. Aber da ging Bella in die Kurve, und das Mädchen verschwand aus Ellies Blickfeld.
    In Sicherheit, wir sind in Sicherheit. Diese Erkenntnis traf Ellie wie ein Strahl der Sonne, wenn sie plötzlich durch die Wolken bricht. Ich hab’s geschafft. Ich und Mina und Bella, wir haben es geschafft. Noch dazu ganz allein – ohne Eli und Jayden, nur sie und Mina und das Pferd –, und sie wollte ihrem Daddy und Opa Jack davon erzählen. Und Alex und Tom. Sie wünschte es sich so sehr, dass sie den Geschmack der Geschichte förmlich auf der Zunge spüren konnte, jedes Wort, jede Silbe.
    Ihr fehlt mir alle so . In ihren Augen brannte es, und gleich darauf stahl sich eine Träne hervor. Vielleicht lag es aber auch nur am schneidend kalten Wind. Egal. Es fühlte sich ausnahmsweise einmal gut an. Es war in Ordnung, jetzt zu weinen.
    Ja, sagte die Stimme, solange du nicht runterfällst.
    »Ach, sei still.« Ellies Lachen klang zittrig und auch ein bisschen weinerlich, während sie Chris noch ein bisschen fester an sich drückte. »Halt aus, Chris. Alles wird gut, ich hab dich.« Und dann begann Ellie vor sich hin zu trällern, während ihr Herz bei jedem Auf und Ab von Bellas Rücken einen Freudenhopser machte: »Ich hab dich, Chris. Ich hab dich, ich hab dich, ich hab dich.«

34
    Sie greift noch mal an. Toms Befürchtung wurde bittere Gewissheit, als sich Chucky das Messer mit dem eigenen klebrigen Blut daran immer weiter herauszog, Zentimeter für Zentimeter. In fünf Sekunden hat sie es draußen.
    Er musste sich die Bravo holen, die letzte Waffe, die er noch hatte, und wahrscheinlich die einzige, die funktionierte. Denn wenn Chucky wieder nah genug an ihn herankam, würde er sie wohl nicht mehr abwehren können. Hastig wirbelte er herum und stakste unbeholfen durch Schnee und Schutt. Sein Rucksack kam ihm unendlich weit weg vor, die Bravo sogar noch einen Kilometer weiter, und sie schien, wie bei einer Kameratrickfahrt, in immer größere Ferne zu rücken. Eigentlich glaubte er, schnell voranzukommen, aber mit jedem Schritt sah er alles verschwommener, und ihm wurde schwindlig. Er verlor einfach zu viel Blut. Seine Brust fühlte sich feucht und glitschig an, und auch an den Oberschenkeln klebte kühles gerinnendes Blut. Lauf weiter, bleib wach, halt durch.
    Vor ihm ragten die Felsen auf, die das Grab des Chucky-Jungen markierten, und nahmen sein gesamtes Blickfeld ein. Als er auf die Steine zuwankte, wäre er beinahe gestürzt, fing sich aber mit der Rechten gerade noch ab. Jetzt konnte er seinen Rucksack sehen und dahinter die Bravo. Als er an dem klaffenden Graben vorbeitaumelte, stieß er mit dem Fuß an den Stein, den er als Beil benutzt hatte, um diesen gefrorenen Chucky in Stücke zu hauen, und kam ins Stolpern. Um sein Gleichgewicht ringend, drehte er sich im Halbkreis und versuchte, wieder Fuß zu fassen. Aber er wusste bereits, dass er fallen würde.
    Und da war sie wieder – Chucky jagte über den Schnee auf ihn zu und ging mit einem Sprung zum Angriff über. Ein fieser Schlag wie mit einem Vorschlaghammer auf das Brustbein, den Tom bis ins Rückgrat spürte und der ihm die Luft aus den Lungen presste. Er kippte nach hinten wie ein gefällter Baum, in seinen Lungen brannte Feuer, und der Schock fuhr ihm wie ein Stromschlag ins Hirn. In dem grauen Nebel vor seinen Augen sah er das Mädchen über sich aufragen; er spürte ihr Blut auf seine Wangen tropfen und den harten Druck ihrer Knie, die seine Schultern auf dem Boden festnagelten. Der Schlamassel, den er mit dem toten Chucky angerichtet hatte, war links von ihm, und er sah, wie das Mädchen einen flüchtigen Blick auf die Eagle warf, die in der untergehenden Sonne glänzte.
    Einen aberwitzigen Moment lang wollte er ihr zurufen: Schnapp dir die Eagle, nimm sie, nimm sie, versuch es! Es war ein selbstmörderischer Gedanke und völlig verrückt, aber das Mädchen kniete auf ihm, er war verzweifelt, seine Lage aussichtslos. Eigentlich dürfte die Eagle nicht funktionieren; sie müsste dem Mädchen in den Händen explodieren. Zwar würde sie dabei nicht umkommen – auch das gab es nur in Filmen –, aber wenn sie es probierte und ihr die Waffe

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