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Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Titel: Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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sozusagen den Tag durchmachten, zeigte, wie verzweifelt sie sein mussten und wie gefährlich die Lage war. Das Bergwerk gab es nicht mehr. Sehr viele Veränderte und auch ihre Gefangenen waren tot. Die Veränderten, die entkommen konnten oder sich irgendwo in der Nähe aufgehalten hatten, waren zweifellos hungrig – und sie, Alex, war Frischfleisch. Wer ihre Witterung aufnahm, dem lief bestimmt das Wasser im Munde zusammen. Sobald Wolf und seine Leute sie aus dem eisigen Grab geholt hatten, mussten sie schleunigst verschwinden, sonst hätten sie riskiert, überfallen zu werden.
    Aber Wolf hatte eine Rast befohlen und ein Feuer machen lassen. Er hatte ihr den nassen Parka ausgezogen und ihr seinen gegeben, damit sie nicht erfror. Genau dasselbe hatte Tom getan, und Chris würde in dieser Situation ebenso handeln. Wolf tat sein Bestes, damit sie am Leben blieb.
    »Warum?«, fragte sie ihn. »Was willst du von mir, Wolf? Was willst du?«
    Eine Antwort bekam sie, als sich die Veränderten zum Aufbruch rüsteten und Wolf ihr eine Sanitätertasche aus grünem Segeltuch gab.
    So eine ähnliche hatte sie schon einmal gesehen. Ihr Dad hatte sie im Kofferraum seines Streifenwagens gehabt, weil alle Polizisten automatisch Ersthelfer waren. Besonders gut bestückt war sie nicht gewesen: nur das Allernotwendigste, um zu verhindern, dass ein Schwerverletzter verblutete, bevor der Notarzt eintraf.
    Bei dieser Tasche war es anders. Sie hatte unzählige Fächer und Laschen und war bis zum Rand gefüllt: Verbandsstoffe, Gaze, Glukosetabletten, Spritzen, Scheren, ein paar Dutzend Antibiotika-Päckchen – sogar QuikClot-Verbandsmull, mit dem Sanitäter superschnell Blutungen stoppen können. Dafür hätte Kincaid einiges gegeben.
    Was die Tasche zu bedeuten hatte, wusste sie, und sie ahnte nun auch, warum Wolf sich solche Mühe gegeben hatte, um sie zu retten. Er hatte erkannt, dass sie sich mit der Materie auskannte. Schließlich hatte er ihr ein Stück aus der Schulter gebissen und gesehen, wie sie dann die Wunde verband. Möglich, dass Wolf sie wirklich mochte, vielleicht auch begehrte … aber darüber hinaus war sie für ihn eine wertvolle Gefangene: eine Krankenschwester mit Kenntnissen, die man gut gebrauchen konnte.
    Die Winter waren lang im nördlichen Michigan; bis der Frühling kam, konnte es noch gut sechs Wochen dauern. Es herrschte eine solche Eiseskälte, dass sich Wolf und seine Leute, wenn sie nicht gerade auf der Jagd waren, tief in ihre Schlafsäcke verkrochen und mit jedem verfügbaren Stück Stoff zudeckten. Alex schlief mit den Stiefeln zwischen den Knien und einer Wasserflasche am Bauch, damit nicht alles einfror.
    Immer öfter gingen Wolf und seine Leute auch tagsüber jagen, weil sich dann ihre potenzielle Beute ins Freie wagte. (Oder vielleicht veränderten sich die Veränderten noch in anderer Hinsicht? Wenn sie jetzt auch tagsüber ihr Unwesen trieben … oje.) Rule war weit weg, nun gab es keinen Boxenstopp mehr, keinen Schnellimbiss für Durchreisende, und auch keine regelmäßig frequentierten Wege, auf denen sie sich versorgen konnten. Damit war Schluss mit der Herde, die man bequem von einem Gruselkabinett zum nächsten treiben konnte. Und ebenfalls Schluss mit den samstagabendlichen Sauf-, Fress- und Sexorgien.
    Das hieß zudem, dass es auch für Alex keinen berechenbaren Nachschub gab. Manchmal bekam sie etwas zu essen, wenn die anderen auch etwas hatten, je nachdem, ob der arme Mensch, den sie aufgespürt hatten, einen Rucksack dabei gehabt hatte oder nicht. Wenn ja, dann sprang für sie vielleicht etwas Dörrfleisch oder ein Müsliriegel oder eine Dose Sardinen heraus. Einmal hatte sie sogar eine kleine Packung Katzenleckerli runtergewürgt, die ein gesundes Zahnfleisch versprachen und gegen Zahnstein helfen sollten: Außen knusprig! Innen weich! Ihr war alles recht.
    Doch immer öfter bekam sie gar nichts ab, weil Wolf mit leeren Händen wiederkam. Dann musste sie sich mit verdorrten Hagebutten begnügen, vertrockneten Rohrkolbenwurzeln oder alten Austernpilzen. Vergiss diese irre beliebten Romane, in denen die Heldin überlegt, ob man zur Not Kiefernrinde essen kann. Ha, ha. Ein schlechter Witz. Lieber noch Terpentin trinken. Man konnte das Zeug zwar kochen, Alex staunte jedoch, was mit dem Wasser passierte: Es färbte sich blutrot. Das passte ja wie die Faust aufs Auge. Andererseits hatten Hagebutten und Kiefernrinde jede Menge Vitamin C, sie würde also nicht an Skorbut sterben.
    Wenigstens

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