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Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Titel: Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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etwas.
    Außerdem wurden sie verfolgt, und zwar schon seit einer Woche. Es musste ein Tier sein, aber welches, wusste sie nicht so recht. Der Geruch war vertraut und doch unbeschreiblich, irgendwie erinnerte er sie an Ghost, ihren blauäugigen Weimaraner, und die Straße nach Rule, wo sie die Wölfe und das Alphatier mit den gelben Augen gesehen hatte. Was sie jetzt witterte, war jedoch kein Wolf, jedenfalls nicht so richtig. Gesehen hatte sie das Tier noch nicht, aber sie hielt nervös Ausschau und blieb wachsam. Ein hungriges, verzweifeltes Tier würde nur auf die passende Gelegenheit warten, um einen Menschen anzufallen. Oder war es bloß hinter Abfällen her? Wenn ja, dann hatte es Pech; Wolf und seine Leute brachen sogar die Knochen auf, um an das leckere Mark zu kommen. Und überhaupt müsste der Geruch von Wolfs Fellkutte ein solches Tier sofort in die Flucht schlagen.
    Noch etwas war seltsam. Wolf besaß zwar einen Wolfspelz, aber weder er noch die anderen bemerkten dieses Tier. Vielleicht waren sie so hungrig, dass ihnen alles egal war.
    Unheimlich war es trotzdem. Noch eine Sorge mehr.
    Wohin sie gingen und warum, wusste sie nicht. Aber irgendetwas schien Wolf umzutreiben. Sie spürte es an seinem Geruch, der Familie ausströmte , der mit seinem süßen Duft von Flieder und Geißblatt Geborgenheit hauchte; es war der Geruch ihres Vaters, der irgendwo in ihrem Hinterstübchen herumspukte: Spring, mein Schatz.
    Eines wusste sie also doch: An dem Ort, zu dem sie gingen, war Wolf schon gewesen, er hatte sich dort versteckt, war genesen, hatte abgewartet. Bis der rechte Augenblick gekommen war, um zurückzukehren und sie zu holen.
    Wahrscheinlich sollte sie dankbar dafür sein, dass sie nicht auf der Speisekarte der Veränderten stand und dass Wolf sie selbst nach Nahrung suchen ließ. Wenn man bedachte, dass seine Leute alles andere als üppig lebten, hätte seine neue Gefolgschaft leicht meutern, ihn töten und Alex anschließend auffressen können. Warum die Jugendlichen Wolf die Treue hielten, war ihr ein Rätsel, obwohl sich Verzweifelte ja gerade in harten Zeiten um einen Anführer scharten, der wenigstens Hoffnung verhieß. Da sie so wenig Beute machten, ging es anderen Veränderten vermutlich auch nicht viel besser. Tom hatte einmal gesagt, Napoleon hätte rausgefunden, dass Armeen nur marschierten, solange sie genug zu essen hatten, und die besten Anführer diejenigen seien, die nicht nur mit ihren Leuten im Schützengraben lagen, sondern sich zuerst um das Wohl der anderen kümmerten.
    Wolf hatte das anscheinend begriffen. Wenn seine Leute ein Opfer erbeuteten, ließ er ihnen den Vortritt, ehe er sich an den kümmerlichen Resten bediente. Also wusste Wolf offenbar, wie prekär die Lage war.
    Was, so überlegte Alex, wohl auch erklärte, warum er sich beim Schlafen immer zwischen sie und die anderen legte und sich an ihren Rücken kuschelte: eine Nähe, bei der ihr mulmig wurde, ihr Herz hämmerte und sich ihre Nackenhaare sträubten.
    Jetzt, zehn Tage nach ihrer Wiederauferstehung, war ihre Glückssträhne endgültig vorbei. Daran war sie selber schuld. Sie saß da, kochte Kiefernrinde aus, träumte von Essen und plante Morde – war also wirklich nicht in Bestform.
    Sie hausten in einer elenden Unterkunft: eine triste, alte Blockhütte mit zwei Zimmern und kaputten Fenstern. Die Bretterwände waren so verzogen, dass durch die Ritzen Schnee hereinwehte. Nach dem Aluminiumgeruch zu urteilen, der noch in der Luft hing, und dem kleinen Haufen aus leeren Getränkebüchsen in einer Ecke, war der ehemalige Besitzer hierhergekommen, um abzuschalten. Ein bisschen jagen, viel saufen – war ja nichts verkehrt dran.
    Das rötliche Licht vor einem intakten Westfenster zeigte an, dass es Spätnachmittag war. Aus Gewohnheit sah Alex auf Ellies Micky-Maus-Uhr, die sie noch am Handgelenk trug: 7.13 Uhr. Natürlich stimmte das nicht. Für Micky war es immer dreizehn nach sieben, seit die Uhr nach dem langen Bad im Wasser den Geist aufgegeben hatte. Hätte sie, Alex, noch eine Minute länger unter dem Schnee gelegen, wäre es ihr wohl genauso ergangen.
    Jedenfalls war es … vielleicht fünf Uhr? Wolf und die anderen sollten bald wieder da sein, na prima.
    Mein Gott, ich hoffe, er hat etwas. Ein schrecklicher Gedanke, aber es war ja nicht so, als würde es dem Betreffenden, den Wolf erlegte, irgendetwas bringen, wenn sie deswegen in Melancholie verfiel. Vorsichtig tunkte sie Leopards Messer in den zerbeulten

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