Ashes to Ashes (German Edition)
tat. Bisher hatte er es versucht zu vermeiden, da ein plötzlicher
Verhaltenswandel vielleicht nur Aufsehen erregt hätte, was er unter allen
Umständen vermeiden wollte.
„Seine Majestät hat mir aufgetragen, dir
mitzuteilen, dass Ritter Simon aufgrund eines Unfalls verhindert ist, die Pacht
einzutreiben. Der König könne sich nicht um den Ersatzmann kümmern und möchte,
dass du dich dieser Aufgabe annimmst.“
„Die Pacht eintreiben?“, fragte Christen
zugleich überrascht und gelangweilt.
„Nein, einen Ersatzmann zu bestimmen! Der Rest
des Trupps ist noch vollständig!“
Christen schwieg einen Moment andächtig als
sausten hunderte Gedankenströme durch seinen Kopf, bis er endlich nickte und die
Hände vor sich verschränkte.
„Ich werde darüber nachsinnen. Richte meinem
Vater aus, dass er meine Entscheidung bis heute Abend noch erwarten kann. Ich
werde sie ihm selbst übermitteln!“
„Du kannst gehen!“. fügte Christen noch hinzu,
nachdem Erik noch immer vor ihm stand und seine Augen abwesend über die
Einrichtungsgegenstände gleiten ließ.
Sofort zuckte der Rotschopf zusammen und machte
einen geschmeidigen Diener.
Die Tür fiel ins Schloss. Christen fuhr sich
nervös durch das Haar, als er zum Bett hinüber sah.
„Ich verstehe nicht, wie du auf den Gedanken
kommst, selbst die Pacht einzutreiben, Junge! Dafür gibt es ausgebildete Männer.
Der Trupp ist komplett, er braucht nur einen Anführer. Den sollst du bestimmen
und nicht dich selbst zur Verfügung stellen!“
Christen wusste, dass sich sein Vater schlecht
von etwas überzeugen ließ, wenn er selbst die Dinge anders betrachtete als sein
Sohn, aber einen Versuch war es wert gewesen. Und so debattierten sie nun schon
eine halbe Ewigkeit, wie ihm schien, ohne wirklich voran gekommen zu sein.
Doch so leicht wollte er sich nicht abschütteln
lassen.
Noch spiegelte sich kein Zorn in König Albas
Augen und das bedeutete für Christen, dass das letzte Wort noch nicht gefallen
war.
„Und ich begreife nicht, weshalb Ihr es mir
verwehrt, diese Aufgabe zu übernehmen!“
„Ein Prinz ist nun mal nicht dazu da, um durch
die Dörfer und Städte des Landes zu ziehen und...“
„Nein, durch Dörfer und Städte darf er nur
ziehen, wenn er Kriegszüge führt…“, murmelte Christen trocken, schimpfte sich
heimlich dafür, dass er seinen Vater unterbrochen hatte und somit vielleicht
alles zunichte machte.
Warum sollte er eigentlich stets alles
begründen? Für alles musste er Rechenschaft ablegen! Wahrscheinlich war es nicht
mehr weit hin, bis er sogar die Erlaubnis würde einholen müssen, sein Zimmer zu
verlassen.
„Junge, du wirst bald heiraten und solltest dich
lieber um diese Angelegenheiten kümmern!“
„Von welchen Angelegenheiten sprecht ihr,
Hoheit? Die Hochzeitsplanungen sind in besten Händen. Ich werde doch erst als
Bräutigam gebraucht, vorher geschieht sowieso alles über meinen Kopf hinweg! Und
jetzt, da ich noch nicht gebunden bin, bietet sich mir die beste Gelegenheit,
noch einmal durch das Land zu ziehen und mein Volk kennen zu lernen! Wenn
Bernadette erst einmal an meiner Seite ist, bleibt mir wenig Möglichkeit dazu.
Und Ihr selbst sagtet stets, dass ein guter
König die Seele seines Volkes kennen muss, um es bei Laune halten zu können!“
Daraufhin schwieg Alba einen Augenblick und
stützte den Ellenbogen auf den hölzernen Stuhl, auf dem er saß.
Sinnierend legte er den Zeigefinger an die
Stirn, betrachtete Christen aufmerksam von oben bis unten und musste insgeheim
einmal wieder feststellen, dass sein Sohn tatsächlich nach seiner Mutter geraten
war.
Die langen wohl proportionierten Beine, der
blasse Teint und die geschwungenen Lippen. Er räusperte sich kurz, denn er
bemerkte, dass er in ein Starren verfallen war und setzte sich wieder aufrecht
hin.
„Was sollen denn die Leute denken, wenn ich
jetzt sogar mein Kind ausschicke, um die Pacht zu verlangen? Dass mir alle
Männer davon gelaufen sind, die mir je die Treue schwuren?!“
„Ich muss ja nicht als Prinz unterwegs sein! Nur
die wenigsten kennen mein Gesicht! Mit ein wenig Dreck und alten Kleidern
vergessen sie auch das!“
Alba seufzte.
Er hatte Christen selten so entschlossen
gesehen.
Für einen Moment herrschte Schweigen zwischen
Vater und Sohn, lediglich durchbrochen von einem kleinen Seufzen, welches sich
über Albas Lippen stahl, als er fortfuhr:
„Erik wird dich
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