Ashes to Ashes (German Edition)
saß er auf und konnte schon den Duft der
Freiheit in seinen Lungen spüren.
Knapp nickte er noch einmal in die Runde. Er
wartete, bis auch der Ritter aufgesessen war. Dann preschten sie los. Der Himmel
über ihren Köpfen lachte so herrlich wie noch nie zuvor.
„Was ist? Warum schweigst du die ganze Zeit?“
„Ich… genieße nur die schöne Umgebung!“
„Dein Gesichtsausdruck sieht mir aber nicht sehr
genussvoll aus! Und ehrlich, Duncan… durch den Wald hier bist du schon ziemlich
oft geritten und das braune Gestrüpp des Unterholzes hast du bis heute noch nie
wirklich anheimelnd gefunden! Also was ist los? Macht es dir Angst, so ganz
allein mit mir zu sein?“
Vertraulich nahe beugte sich Christen zu Duncan
hinüber, so weit es ihm auf dem Pferd möglich war. In seiner Stimme schwang eine
Mischung aus Ironie und Verführung mit.
Er hatte die Lider halb gesenkt, so dass sich
die Schatten seiner langen schwarzen Wimpern auf seinem elfenbeinfarbenen Teint
abzeichneten.
Duncan musste dreimal blinzeln, um die Blicke
aus Christens Gesicht zu nehmen, bevor sich ein sanftes, aber leicht unsicheres
Lächeln auf seine Lippen stahl.
„Sollte ich denn Angst haben?“
„Nun… wenn ich nicht annehmen würde, dass
Großmutter hier irgendwo durch das Dickicht streift, würde ich dich jetzt vom
Pferd ziehen und…“
Ein lüsterner Blick trieb dem Älteren ungewollt
eine leichte Röte in den Kopf und wie von selbst ließ er seine Augen die
Umgebung unsicher nach allen Seiten absuchen.
„Keine Sorge! Der Trupp ist schon zu weit
entfernt, als dass sie uns hören könnten! Ah! Wir sind ja schon da!“
Duncans Herz schlug wie wild in seiner Brust,
doch er konnte nicht sagen, ob aufgrund von Christens sanften Blicken oder wegen
der Tatsache, dass sie gerade die Hütte der Großmutter erreichten, welche er
doch in den letzten Wochen - fast Monaten, versucht hatte zu meiden.
Sie hatten den Trupp voran geschickt, denn
Christen wollte die alte Frau noch kurz besuchen, bevor er mit seinem Streifzug
durch Lanion begann.
Sie würden sich nicht lange aufhalten. -
Lediglich ein paar Worte wechseln und sich daraufhin erneut dem Trupp
anschließen, welchen jetzt Erik anführte.
Der Rotschopf hatte gemurrt wie ein Waschweib,
als Christen ihnen unterbreitete, er wolle sich kurz absetzen, doch letztendlich
war ihm nichts anderes übrig geblieben, als den Prinzen ziehen zu lassen.
Dass er dabei einen Begleiter brauchte, war
selbstverständlich und Duncan hatte sich nun mal nahe liegend angeboten.
Auf dem Ritt hierher hatte er wirklich
geschwiegen, doch es war ihm nicht aufgefallen, bis Christen ihn direkt darauf
angesprochen hatte.
Wahrscheinlich wollte er sich selbst nicht
eingestehen, dass ein ungutes Gefühl in seinem Inneren nagte, dessen er sich
nicht entledigen konnte und welches immer stärker anschwoll, je näher sie der
Behausung kamen. Je näher sie Sherryl kamen…
Sie bogen um die letzte Baumgruppe herum.
Christen hob bereits die Hand zum Gruß, als auch Duncan die zwei Personen
erkannte, die vor dem Haus saßen und … Körbe flochten.
Erinnerungen drängten sich ihm auf,
Erinnerungen, die ihm friedlich erschienen, zugleich quälend.
Leila lächelte den Neuankömmlingen mit einem
breiten Strahlen im Gesicht zu, während sich Sherryl lediglich zu einem
freundlichen Kopfnicken durchrang.
Es galt Christen, nicht ihm, denn ihre Blicke
ignorierten den Ritter deutlich.
Der Prinz beschleunigte seinen Schritt, hauchte
den beiden jungen Frauen noch einen Gruß zu und verschwand schnurstracks in der
Hütte.
Duncan fasste die Zügel seines Pferdes fester.
Er näherte sich langsam, erwiderte Leilas heftiges Winken mit einem sanften
Lächeln und wunderte sich wieder einmal, wie die Natur es vermochte, mit solch
lebendigen Farben in den Haaren eines Menschen zu spielen, als seine Blicke
Sherryls Mähne streiften.
„Guten Tag, Duncan! Was führt euch denn hierher
zu uns?“, fragte Leila neugierig, während sie das Ende eines Weidenzweiges
verflocht. „Du bist lange nicht mehr hier gewesen. Hattest du viel zu tun?“
„Ich gehe ins Haus, Leila! Die Luft wird hier so
stickig“, bemerkte Sherryl nebenbei, stand einfach auf, ohne den Ritter auch nur
eines Blickes zu würdigen und stapfte hoch erhobenen Hauptes davon.
Leila und Duncan sahen ihr hinterher, bis dem
Mädchen ein kleines Seufzen entwich.
„Sie hat mir noch immer nicht
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