Ashes to Ashes (German Edition)
verziehen, huh?“,
zwinkerte Duncan ihr zu, was nur mit einem kaum sichtbaren Schulterzucken
beantwortet wurde.
„Sie meint es nicht so!“
„…“
„…“
„Geht es der Großmutter gut?“
„O ja! Besser denn je! Ich denke, das allmählich
wärmere Wetter tut ihr gut. Sie sagt selbst, dass ihre Glieder im Winter nicht
gehorchen wollen, aber seit der Schnee geschmolzen ist und die Vögel wieder
zwitschern, spurtet sie durch das Haus wie ein Wiesel!
Sie hat oft nach dir gefragt, als der Prinz zu
Besuch war. Ich hatte auch gehofft, dass du uns mal wieder besuchen kommen
würdest. Ein wenig Abwechslung schadet nicht, weißt du…“
„Vielleicht sollte ich kurz mit Sherryl
sprechen…“
Abermals zuckte Leila die Schultern.
„Du weißt ja, wie sie ist. Ein sturer Holzkopf!“
Ein leises Kichern huschte ihr über die Lippen,
dann fing sie sich wieder und senkte beschämt den Blick.
„Das sagt Großmutter immer, wenn sie sich mal
wieder über sie ärgert. Friedrich hat auch versucht, mit ihr zu reden, doch es
hat wohl nichts genützt. Ich sah nur noch, wie er mit rotem Kopf davon
gestiefelt ist und hörte oben eine Tür knallen.“
„Friedrich war hier?“
„Ja, doch das ist schon einige Wochen her. Er
kam, um sein Pferd zu holen.“
Duncan begriff zwar nicht ganz, was Leila genau
damit meinte, doch sie fuhr einfach fort: „Seitdem hat er sich nicht mehr
blicken lassen! Ich dachte, er wäre zurück an den Hof gekehrt?“
„Nein… das letzte, was ich weiß, ist, dass er
eine Weile auf dem Land verbringen wollte. Er hat mir seinen Entschluss nicht
selbst mitgeteilt, ich habe es durch einen Kameraden erfahren. Seitdem ist er
wie vom Erdboden verschluckt…“
Leila kräuselte die Nase. Womöglich hatte sie
sich diese kleine Angewohnheit von Sherryl abgeschaut. Sowieso war sie viel
redseliger geworden, auch wenn zwischen ihrer letzten Begegnung und dem Jetzt
nicht zu viel Zeit vergangen war.
„Geh doch kurz runter in den Keller, Junge und
hole mir einen Sack von den getrockneten Brennnesseln. Die müssen hinten
zwischen dem Thymian und der Melisse stehen…“, erklang plötzlich Großmutters
krächzende Stimme, als die Tür aufgestoßen wurde und sie mitsamt des Prinzens in
ihr erschien.
Duncan grinste ihr breit zu, traf auf eine
freundliche Geste.
„Kann ich Euch behilflich sein?“, rief er ihr
zu, woraufhin ihn die alte Frau zu sich winkte.
Während Christen die Kammer, welche im Boden
eingelassen war, ansteuerte, um seinen Auftrag auszuführen, blinzelte Duncan
Leila noch einmal keck zu und folgte dann der Großmutter in die Hütte.
Flink - und Leila hatte recht, sie wirkte
tatsächlich beinahe wie ein Wiesel, huschte die Frau zu einem ihrer Regale und
kramte ein kleines Töpfchen hervor, welches gerade so groß war, dass es vollends
in ihrer Hand verschwand.
Geschäftig rührte sie in einem ihrer großen
Kochtöpfe, als sie Duncan mit ihren kleinen Äuglein musterte.
„Was macht die Verletzung?“
„Alles bestens. Sie ist vollständig vernarbt!“
Plötzlich warf sie dem Ritter das kleine
Töpfchen zu.
„Hier. Tragt das auf! Dann wird es die ersten
Male weniger schmerzhaft sein!“, krächzte sie ihm mit ernster Miene zu, während
Duncan das Gefäß beäugte und es wundersam in den Händen drehte.
„Gänseschmalz, Junge! Lasst es nicht erst ranzig
werden!“, erklärte sie ihm, wobei sich ihre Blicke trafen.
Duncan lächelte.
„Das ist sehr nett von Euch, aber ich denke für
die Wunde brauche ich keine Mittel mehr“, versicherte er ihr und streckte die
Hand aus. Was sollte er außerdem mit Gänseschmalz auf einer alten Verletzung
anfangen? Davon hatte er ja noch nie gehört!
„Behalt es! Christen wird es dir danken!“
Irgendwie verstand er nicht recht, was sie
meinte.
War sie etwa irr geworden? Ihm gefiel ihr Blick
nicht, er wirkte beinahe… anzüglich und…
„Mein Gott Junge, sieh mich nicht so an! Ich bin
vielleicht alt und runzlig, aber ich bin nicht blind! Und schon gar nicht, wenn
es meinen Enkelsohn betrifft! Und jetzt pack das Schmalz ein, bevor Christen
wieder kommt!“
Sie nuschelte noch etwas vor sich hin, bevor sie
sich wie eh und je über einen ihrer großen Kochtöpfe beugte und mit ihrer langen
Nase den aufsteigenden Duft einsog.
Duncan rührte sich nicht, war wie versteinert.
Erst als er Christens Schritte im Flur vernahm,
ließ er das kleine Töpfchen unbemerkt in
Weitere Kostenlose Bücher