Ashes to Ashes (German Edition)
haben... /
Doch bevor er wieder aus Bernadettes Augen
verschwand, huschten seine Blicke noch einmal heimlich zu Duncan.
Der Abend war bereits weit fortgeschritten, als
Duncan durch die Tür auf den kleinen Balkon in die Dunkelheit der klaren Nacht
trat.
Eine dünne Mondsichel stand am Himmel. Das
wenige Licht, das sie verbreitete, malte nur schwache Schatten auf den Stein der
kleinen Mauer, über die er sich lehnte. Zweimal atmete er tief durch, bevor er
entspannt die Augen schloss und leise seufzte.
Er hatte gehofft einen seiner Freunde hier zu
treffen, denn auf Dauer war es ermüdend, allein durch die Reihen der
hochwohlgeborenen Gäste zu wandeln, die er nicht kannte oder die er auch gar
nicht kennen lernen wollte.
Ihr Gelächter war aufgesetzt, ihr Getuschel
boshaft, aber untereinander schien es sie nicht zu stören.
Er hatte Bernadette zum Tanz aufgefordert, weil
Christen ihn darum gebeten hatte und auch die beiden anderen Damen, mit denen er
getanzt hatte, waren nur sittsam und schön gewesen, doch schweigsam. Aber jetzt
war es genug. Seine Füße schmerzten und eigentlich sehnte er sich nur noch nach
seinem Lager.
Plötzlich knarrte die Tür hinter ihm, fiel
wieder zu. Zuerst wendete er sich nicht um, stierte lieber weiterhin in die
schwarze Ferne, als könne er dort etwas sehen, das seine volle Aufmerksamkeit
auf sich zog. Doch sein Herz setzte mit einem Mal einen Schlag aus, als er
spürte, dass Christen an seine Seite getreten war.
Er sagte nichts, lehnte sich nur ebenso über das
steinerne Mäuerchen um in die Nacht zu sehen. Aus den Augenwinkeln beobachtete
Duncan wie der Wind durch die Haare des Prinzen strich. Er meinte das blasse
Mondlicht spiegele sich in ihnen, selbst wenn sie schwarz waren wie die
Dunkelheit, die sie umgab.
„Sie ist hübsch, nicht wahr?“, brach Christen
sacht die Stille.
„Sie ist hübsch und... dumm... und eine gute
Ehefrau, wie mein Vater zu sagen pflegt!“
„...“
„Habt Ihr eine Frau, Duncan?“
„... Nein!“
„Dann ist es eine Geliebte, die Euch das Lager
wärmt?“
„Ich habe... meine Liebe noch nicht gefunden!“
„Das ist schade... Ich denke, ich muss sie
lieben, Duncan! Es wäre förderlich für unser Königreich!“
Duncan wendete den Kopf, fing Christens Blick
ein, hielt ihn fest.
„Sie könnte die Mutter meiner Kinder sein. Ein
Königreich braucht einen Erben. Ich kann nicht der letzte Spross sein. Man würde
mich im Feuer der Hölle schmoren, wenn ich es zuließe...“
„In dieser... Sache kann ich Euch keinen Rat
geben.“
„Weshalb nicht?“
Die Frage kam direkt und unerwartet. Doch
Christen hatte recht! Weshalb konnte er ihm nicht einfach ein paar tröstende
Worte sagen, ihm die Wunder dieser Welt versprechen, die ihn in den Armen dieser
Frau erwarten würden? Die Wunder, die...
/Ihr wisst, weshalb.../
„Manchmal... raubt mir die Last meiner Geburt
den Atem. Es mag undankbar klingen, doch... manchmal verfluche ich den Tag, da
mich der Schoß meiner Mutter gebar!“
„Gäbe es nicht auch dunkle Tage in unserem
Leben, wüssten wir nicht, welches Glück die helleren bedeuten! Ihr seid jung,
Christen! Und Ihr habt Euer Leben noch vor Euch! Lasst es auf Euch zukommen und
versucht nicht, jetzt schon Euer Schicksal festzumachen. Denn nur Ihr könnt es verändern!“
Ein tiefes Seufzen erschütterte Christens Brust,
als er sich weiter über das Mäuerchen beugte.
„Danke, dass Ihr Bernadette...“
„Ich tat es gern!“
/Ich tat es für Euch!/
„Ich sollte wohl zurück gehen. Viel länger kann
ich sie wohl nicht an der Seite meiner Eltern stehen lassen. Sie wird es mir
später vorwerfen und wer weiß, was für Pläne sie schmieden, während ich nicht
anwesend bin! Kommt gut nach Hause, teurer Freund!“
Duncan sog überrascht die Luft ein, als er
plötzlich Christens warme Hand auf der seinen fühlte - nur für den Bruchteil
eines Augenblickes und doch war es eine kleine Ewigkeit für ihn.
Dann hörte er nur noch die Tür ächzen und der
Prinz war verschwunden.
Als wenig später erneut ein Schatten auf den
Balkon trat, meinte Duncan es sei Christen. Vielleicht hatte er vergessen, ihm
noch etwas mitzuteilen oder er hatte einen Auftrag für morgen, der keinen
Aufschub erlaubte.
Als ihn jedoch eine Hand fest am Kragen packte
und herumwirbelte, wusste er, dass es der Prinz nicht sein konnte. Ein würgender
Schmerz erklomm seinen Magen, krallte sich fest in
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