Ashes to Ashes (German Edition)
seine Kehle.
- Der Schlag hatte ihn unvorbereitet getroffen,
ganz ohne Schutz!
Er musste nicht erst die Augen nach oben
richten, um zu wissen, mit wem er es zu tun hatte. Auch so erkannte er das
finstere Lachen Gabriels, der ihm nahe gegenüber stand und sich an den Qualen
seines Opfers ergötzte, als sei er ein verhasstes Spielzeug.
Duncan würgte, versuchte durch tiefe Atemzüge
den fesselnden Schmerz aus seinen Eingeweiden zu vertreiben.
„Wage es nicht noch einmal meiner Schwester zu
nahe zu kommen, Junge! Sie wird Christens Weib!“
Mühsam schöpfte Duncan Atem.
„Ihr macht Euch unnötige Gedanken. Ich bin nicht
an ihr interessiert!“
Ein Grinsen.
„Dann ist es vielleicht der Prinz, der dich
interessiert?“
Duncan riss die Augen auf. Wie kam Gabriel nur
auf solch absurde Gedanken?
Waren sie absurd? Sie mussten es sein!
„Aha! Nun ja... wer kann schon wissen, ob sich
unter der Tunika nicht doch ein kleines Geheimnis verbirgt, das zu lüften es
gilt? Er hat das Gesicht eines Mädchens, nicht wahr? So weich und unschuldig...
Doch glaubt mir, dass er ein Mann ist! Ich weiß es, denn als Kinder waren wir
oft zusammen! Sollte Euch am Ende der Schwanz eines Mannes im Bettlager fehlen,
so müsst Ihr wahrlich krank sein, Mann! Und ein Frevler der Natur!“ Er lachte
gehässig.
„Ich mag Euch, Duncan! Und ich bin sicher, wir
werden in nächster Zeit noch des Öfteren die Freude haben, aufeinander zu
treffen. Ich hoffe Ihr vergebt mir meine kleine Grobheit von gerade eben! Aber
vielleicht kann ich es wieder gut machen!“
Energisch, zugleich sanft presste er seine
schmalen Lippen auf die Duncans, hielt den Jüngeren dabei am Hinterkopf fest, so
dass dieser ihm nicht ausweichen konnte, bis er selbst die Berührung brach.
„Einen wunderschönen Abend noch, mein Freund“,
hauchte er ihm ins Ohr, wobei sein heißer Atem über Duncans Haut strich und ihm
eine Gänsehaut über den Rücken schickte.
/“Dann ist es der Prinz, der dich interessiert“…
„Dann ist es der Prinz… der Prinz…“
Niemals!
Ihr redet Unsinn! Sprecht nicht so! Nein, weil…
… weil niemals sein kann, was nicht sein darf!/
~4~
Im Schweigen der Nacht
„Mistkerl!“, fluchte Duncan erstickt in die
kühle Nacht und wischte sich dabei mit dem Ärmel über den Mund, versuchte, die
Wärme von Gabriels fordernden Lippen zu vertreiben, die sich in seinen Gedanken
so hartnäckig hielt.
Schließlich legte er mit einem tiefen Seufzen
den Kopf weit in den Nacken, richtete seine Augen gen Himmel, dessen tiefes Blau
undurchdringlich zu ihm herab lächelte.
„Es wird Zeit aufzubrechen, Duncan! Du bist
schon viel zu lange hier“, flüsterte er leise zu sich selbst. Leise, dennoch
bestimmt, um die aufkeimenden Gedanken zu unterdrücken, die in seinem Inneren
Sünde schrieen.
/Ich muss verrückt sein, wenn ich mich von den
Worten eines dahergelaufenen Cousins verwirren lasse! Wie kommt er nur auf den
absurden Gedanken, ich könnte .../
Mit einem verständnislosen Lächeln im Mundwinkel
schüttelte er den Kopf, zögerte dann noch einen Augenblick, bevor er schließlich
die Einsamkeit des Balkons verließ und sich einen Weg durch die noch immer
tanzenden Gäste bahnte. Nach draußen, er wollte nur nach draußen und endlich
nach Hause reiten.
„Ach, bitte verzeiht, Duncan, aber...
Duncan...!“ Es dauerte eine Weile, bis der Ritter realisierte, dass tatsächlich er gemeint war. Abrupt blieb er stehen und wandte sich nach der zarten
Stimme um, erkannte Bernadette, die mit geröteten Wangen vor ihm stand und ihre
zarte Hand auf ihr weißes Dekolletee legte als wäre sie außer Atem. Zuerst
lächelte sie zaghaft, senkte dann jedoch verschüchtert den Kopf, weil Duncan
ihre aufgesetzte Freundlichkeit nicht sofort erwiderte.
„Ich möchte Euch nicht aufhalten, doch erlaubt
mir zu fragen, wo sich Christen gerade aufhält“, begann sie endlich. Duncan
keuchte gedanklich, denn weshalb nahm Bernadette an, dass er es wüsste? Er war
Christens Ritter verflucht, und nicht sein Kindermädchen!
Doch nach außen hin blieb er ruhig, verneigte
sich förmlich vor Bernadette, um ihr verstehen zu geben, dass er jetzt
aufbrechen wollte.
„Ich kann Euch leider nicht sagen, wo sich der
Prinz gerade aufhält, Mylady. Das letzte Mal sah ich ihn auf dem Balkon und
meines Wissens nach hatte er die Absicht, zu Euch zurückzukehren...“
Bernadette legte ihren Zeigefinger an
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