Ashes to Ashes (German Edition)
trug ein fettiges Lächeln auf seinen schmalen Lippen, unterhielt sich
gelangweilt, doch gekünstelt interessiert mit einigen der anwesenden Gäste, als
er auf die Tafel zuschritt. Duncan entging nicht, dass er dabei hin und wieder
Christen musterte.
Der Prinz hatte den Ellenbogen auf den Tisch
gestützt, trug einen goldenen Becher voll Wein in der Hand und tat einen
kräftigen Schluck nach dem anderen, bevor er wieder absetzte und sein Gesicht
hinter seiner Hand verbarg. Verwundert starrte Duncan ihn an, merkte erst jetzt,
dass Christen ihn seitlich anblinzelte und dabei ein verschmitztes Grinsen in
den Mundwinkeln trug.
„Ah, verzeiht, wo waren wir stehen geblieben?“
Er schmunzelte und fing Duncans verwirrte
Blicke.
„Ich kann diesen Menschen nicht ausstehen.
Allein sein Anblick treibt mir kalte Schauer über den Rücken, dabei müsste man
meinen, man dürfte nur Liebe für einen Mann Gottes empfinden. Für einen Mann
Gottes in seiner Position wohlgemerkt... Argh, lassen wir das! Jedenfalls
scheint er endlich begriffen zu haben, dass kein Platz hier für ihn frei ist.“
Christen sprach beiläufig, als wolle er alles
nur am Rande erwähnen und vielleicht tat er auch gut daran, denn schnell konnte
man ungewollt Aufmerksamkeit auf sich ziehen, wenn man sichtbar Heimlichkeiten
austauschte.
„Deswegen also...“, murmelte Duncan leise vor
sich hin, erhaschte den Blick des Prinzen an seiner Seite, fing ihn ein.
/Unschuld spricht aus Euren dunkelblauen Augen.
Sie lassen uns schnell vergessen, wie berechnend Ihr sein könnt.../
Eine Ewigkeit schien zu verstreichen, in der sie
beide einfach nur da saßen, in dem Starren des jeweiligen Gegenübers verloren,
als wolle keiner dem anderen nachgeben und Schwäche zeigen. Welch törichtes
Spiel!
Zumal Duncan wusste, dass es sich für ihn
gehörte, zuerst die Augen zu senken. Innerlich rang er noch mit sich selbst, als
Christen plötzlich die langen Wimpern niederschlug und ein bitteres Lächeln auf
seinen Lippen zum Vorschein kam.
„Nicht deswegen, nein...“, flüsterte er und
Duncan war sich nicht einmal sicher, ob er überhaupt etwas gehört hatte.
„Ich habe Euch bestimmt nicht an meine Seite
gebeten, um diesen Platz zu besetzen, sondern weil ich... mich etwas unterhalten
wollte. Ihr seid mein Ritter... mein Gefährte und... sollte es mir da nicht
vergönnt sein, ein wenig über Euch zu erfahren? Über den Mann, dem ich künftig
mein Leben in die Hand legen soll?“
Duncan stutzte bei dieser Offenheit und kurzes
Schweigen folgte.
„Verzeiht Hoheit, aber Euer Leben solltet Ihr in
niemandes Hände legen. Es ist wahrlich zu kostbar, als von jemandem anderen als
Euch selbst gehalten zu werden...“
„Edel gesprochen, mein Freund! Sagt, wie alt
seid Ihr? Ich nehme an, Ihr habt nicht viel mehr Winter gesehen als ich...“
„23 bisher.“
„Mögen es noch viele weitere werden!“
Duncan bedankte sich mit einer leichten
Verneigung.
„Unter Eurer Führung habe ich keine großen
Bedenken, dass es weitere sein werden.“
„Und dennoch habt Ihr welche...“
„...“
„Ihr wart vorher Ritter Leon unterstellt. Was
ist ihm widerfahren, dass Ihr Euch nun an meine Seite begeben konntet?“
„Er ist gefallen.“
„Dann war er im Krieg? Musstet Ihr seinen Tod
mit ansehen?“
„Nein... Ich war nicht an seiner Seite, als es
geschah.“
„Hättet Ihr es denn sein sollen?“
„Was meint Ihr?“
„An seiner Seite... Hättet Ihr es sein sollen?“
„Ich empfing meinen Ritterschlag, als es
geschah. Als ich zurückkam, unterrichtete man mich von seinem Tod.“
„War es ein großer Verlust für Euch?“
„Ein großer Verlust für unser Königreich“,
nickte Duncan nachdenklich.
Christen fuhr mit seinem Zeigefinger den glatten
Rand seines Trinkgefäßes nach, betrachtete die kleinen bunten Spiegelungen in
den roten Kristallsplittern, mit denen der Becher vereinzelt besetzt war.
„Nun denn, ich werde es nicht sein, … ein großer
Verlust.“ Seine Stimme klang matt, zugleich auf bizarre Weise amüsiert, als er
sich schließlich geräuschlos erhob und Duncan noch einmal zunickte. Er
verschwand aus dem Zelt und es waren nicht nur die Augen seines Ritters, die ihm
hinaus in die anbrechende Dämmerung folgten.
„Schenkt nach, unsere beiden Kameraden hier sind
noch immer durstig!“, brüllte lautstark ein großer Mann, dem die Zunge bereits
schwer am Gaumen klebte. Schallendes
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