Ashes to Ashes (German Edition)
Werdet Ihr auch jetzt wieder aufstehen und mich ohne erklärende Worte zurück
lassen?/
Es war nur ein flüchtiger Gedanke, den er
führte, denn vielmehr war er froh darüber, darum herum gekommen zu sein, dem
Prinzen den Grund für seine Anwesenheit hier zu erklären. Was hätte er auch
sagen sollen? Ich musste dringend austreten und zog die Stille des Waldes dem
regen Treiben bei den Aborten vor? Vollkommen lächerlich! Er könnte sich eine
schöne Geschichte einfallen lassen, dass er nur einen Spaziergang machen wollte
um die nächtliche Ruhe zu genießen. Aber das wäre schlecht gelogen, umgab er
sich doch gerne mit seinen Freunden und nutzte stets die Gelegenheit, mit ihnen
zu feiern, wann immer sie sich bot.
Christen rutschte eine Hand breit nach links,
als wäre zuvor nicht genügend Platz für sie beide auf dem großen Baumstamm
gewesen. Doch diese Geste wirkte einladend. Als er schließlich mit der flachen
Hand neben sich deutete, kam Duncan der Aufforderung nach und setzte sich.
/Ehrlich gesagt... mein Prinz... weiß ich in
diesem Augenblick nicht, was ich sagen sollte... oder was Ihr erwarten könntet,
das ich Euch mitteile... Denn im Grunde fühle ich mich wie ein Eindringling, der
Eure heilige Ruhe durchstoßen hat. Und Ihr habt mir so herzlichen Einlass
geboten.../
„Ich sitze öfter hier, wann immer es meine Zeit
zulässt...“ Es war schließlich Christen, der begann. Für einen kurzen Augenblick
schwieg er dann, wendete den Kopf zu seinem Gegenüber, beäugte ihn voll
kindlicher Neugier, doch ebenso wissend.
„Ich bin nicht immer so... nun, sagen wir...
melancholisch! Ich nehme an es ist das herbstliche Wetter, das mein Gemüt derart
beschwert.“
Ein leises Lachen drang an Duncans Ohr, erfüllte
ihn innerlich mit heimlicher Wärme, auch wenn er nicht wirklich wusste, weshalb.
„Habt Ihr schon einmal die Augen geschlossen und
die frische Waldluft zu dieser Jahreszeit tief eingeatmet? Sie trägt so viel
Vergänglichkeit, doch warme Erinnerungen mit sich, dass man nicht weiß, ob einem
zum Lachen oder Weinen zumute ist. Deshalb... immer wenn die ersten Blätter von
den Bäumen fallen und die Nächte kalt werden... komme ich hierher! Ich nehme
nicht an, dass... Ihr mir folgen könnt?“ Seine Stimme klang amüsiert und
vorsichtig zugleich, als er diese Frage stellte und Duncan dabei großäugig
zulächelte. Dann fuhr er sich durch das dichte schwarze Haar, versuchte sich die
Strähnen aus der Stirn zu wischen, die jedoch immer wieder nach vorne fielen,
bis er es schließlich aufgab.
/Stille und wir hörten nur das unschuldige
Säuseln der schützenden Nacht, die allmählich ihre samtenen Schleier um unsere
Schultern warf./
„Wir sollten allmählich zurück!“
„Das sollten wir wohl... obwohl die meisten
Gäste inzwischen sicher kaum noch merken, in wessen Gesellschaft sie sich
befinden oder nicht. Und deshalb schlage ich vor, wir machen noch einen kleinen
Umweg, bevor wir zu den Festzelten zurückgehen…“, schmunzelte Christen leise in
sich hinein, als er sich erhob.
Flüchtig blickte er an sich hinab, strich den
zarten Stoff seiner Tunika zurecht und zog die Schnüre seines Hemdes etwas
enger, da es ihn fröstelte.
Duncan tat so, als würde er all dies nicht
bemerken, als hätte er nicht bereits wenige Augenblicke zuvor hin und wieder
verstohlen auf die blasse Haut des Prinzen gestarrt, auf die deutlich
hervorspringenden Schlüsselbeine, dort, wo ihm die Robe etwas herunter gerutscht
war.
„Duncan?“, holte Christens sanfter Tenor den
Ritter aus seiner Versunkenheit. „Gehen wir?“
„Natürlich!“ Er erhob sich langsam und war
überrascht, als der Prinz plötzlich ein Pferd am Zügel hielt, da er beim besten
Willen keine Ahnung hatte, woher das Tier auf einmal kam.
/Vielleicht hat es die ganze Zeit hier nebenan
gestanden. Vielleicht direkt vor deinen Augen, du Narr. Aber blind bist du
gewesen, sobald du ihn gesehen
hast. Ich muss wahrlich betrunken sein, wenn ich…/
„Ich nehme nicht an, dass Ihr mit einem Pferd
gekommen seid? Nun denn, so sitzt hinter mir auf. Florentine kann uns sicher
beide tragen. Es ist nicht weit!“
„Wohin soll es denn gehen?“, fragte Duncan, als
er sich geschmeidig hinter dem Prinzen in den Sattel setzte.
Ein seltsames Gefühl machte sich in seinem
Inneren breit, obgleich er nicht wirklich wusste, wie er es deuten sollte. War
es die Nähe seines Herren? Wahrscheinlich
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