Ashes to Ashes (German Edition)
hartnäckig mit
seinen Vermutungen?! Nicht, dass er damit etwa falsch gelegen hätte, aber er
hätte ja wenigstens darüber hinwegsehen können, dass sich Duncan in Christens
Gegenwart anders verhielt als sonst. - In seiner Gegenwart, oder auch nur dann,
wenn jemand den Namen des Prinzen in den Mund nahm.
„Taylor, ich ramm dir gleich meinen Ellenbogen
zwischen die Rippen, wenn du nicht augenblicklich aufhörst, dich wie ein Mast
hin- und her zu biegen!“, raunte es plötzlich eine Reihe hinter ihnen und als
sich die beiden Männer umdrehten, sahen sie Arnulf, der seine buschigen
Augenbrauen zu einer grimmigen Linie zusammengezogen hatte, welche seine Stirn
vom Rest des Gesichtes vollends trennte.
Wütend klapste er den jüngeren Mann an seiner
Seite an den Hinterkopf, der sich daraufhin entrüstet aufbäumte und sich den
Kopf rieb.
„Was fällt dir ein?“, protestierte er laut,
duckte sich dann vorsichtshalber, weil Arnulf sich zu seiner vollen Größe
aufrichtete.
„Was mir einfällt?! Wer von uns beiden vermag
nicht still zu stehen? Träumst du oder was? Die ganze Zeit lang schaukelst du
hier an meiner Seite als wolltest du mich und die anderen Umstehenden umkegeln!“
„Ich schaukle nicht!“
„Ach nein... na dann verrat mir mal als was du
das dann bezeichnest?“
„Ich versuche lediglich etwas zu sehen!“, gab
der Jüngere schnippisch zurück und verschränkte dabei seine Arme vor der Brust.
„Du stehst in der vierten Reihe, Mann! Und was
gibt’s überhaupt zu glotzen? Wenn’s irgendetwas zu sehen gäbe, wüsste ich
bescheid. Und jetzt nimm dich zusammen, bevor ich dich wie einen Pfahl in den
Boden ramme! Dort steckst du dann fest für immer!“, bellte Arnulf garstig,
woraufhin Taylor nur genervt die Augen verdrehte.
Insgeheim hoffte er jedoch, dass es der große
Mann an seiner Seite nicht gesehen hatte.
Friedrich wendete amüsiert den Blick von beiden
Männern ab, rieb sich kurz die Nase und lachte verstohlen in sich hinein.
Es war noch gar nicht lange her, da hatte auch
er an Arnulfs Seite in den Reihen der Ritter gestanden und nicht selten musste
auch er die Launen dieses Mannes ertragen.
Doch er hatte sie stets mit einem Schulterzucken
abgetan.
„Ich wollte nur den Prinzen sehen!“, begann
Taylor erneut, nachdem er eine Weile geschwiegen hatte, vermutlich, weil er sich
nicht getraut hatte, noch einmal den Mund zu öffnen.
„Die Leute in meinem Heimatdorf erzählen sich,
er wäre schön wie eine Frau und so zart, dass man zweifeln könnte, dass er
tatsächlich ein Mann ist“, fügte er leise hinzu, aber Friedrich bemerkte, wie
sich Duncan bei diesen Worten etwas verkrampfte und wendete sich erneut seinem
Hintermann zu.
„Du bist neu in unserer Truppe, huh? Ich an
deiner Stelle wäre vorsichtig, mit dem, was du da sagst. Schließlich sind
Gerüchte nicht mehr als Gerüchte und um ehrlich zu sein, wäre ich nie auf die
Idee gekommen, ihn auch nur annähernd mit einer Frau zu vergleichen. Es soll
auch schöne Männer geben, verstehst du? Nehmen wir doch nur mal den hier
als Beispiel...“
Duncan fühlte plötzlich, wie Friedrich einen Arm
fest um seinen Hals schlang und ihn damit zwang, sich Taylor zuzuwenden.
Zuerst blinzelte er verdutzt, raunte seinem
Freund schließlich ein mürrisches „Lass das!“ zu, als dieser ihm mit der Hand
durch das braune Haar fuhr. Ruckartig befreite er sich aus der Berührung.
„Siehst du, ein Bild von einem Mann, auch wenn
er es selbst nicht zugeben würde. Hast du Duncans Geschlecht je angezweifelt?“
Taylor schwieg betreten.
„Siehst du... Ich pflege ja immer zu sage...“
„Achtuuunnngggg!“, brüllte plötzlich der
Leutnant aus vollem Hals, unterbrach Friedrich in seinem Satz. Schnell wirbelte
er herum, nahm Haltung an, so wie es auch die anderen Ritter taten. Und wie er
bemerkte, keine Sekunde zu früh, denn vor ihnen war plötzlich ein Schatten
aufgetaucht. Erhaben und... königlich stand er in gleißendem Sonnenlicht.
Duncan kniff die Augen zu schmalen Schlitzen
zusammen, doch so sehr er sich auch bemühte, er würde nicht mehr erkennen als
einen Schatten, denn die Sonne hatte gerade eine ungünstige Position
eingenommen. Auch blind hätte er gewusst, wer vor den Truppen erschienen war.
Es lag an der Art, wie er sich im Sattel hielt,
wie der Wind mit dem zarten Stoff seines Umhanges spielte und wie sich das
goldene Licht der Sonne auf dem Schwarz der dunklen Haare
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