Ashes to Ashes (German Edition)
zu kritzeln.
„Die Tage ziehen dahin, während unserer Truppe
die Hände gebunden sind. Christen rückt mit seinem Heer aus Süden näher. Sie
sollen in knappen zwei Tagen hier eintreffen. Doch vielleicht ist es dann schon
zu spät. Weshalb der Feind bis jetzt gezögert hat uns anzugreifen ist fraglich.
Ihre Truppen sind geschwächt, doch so sind es auch unsere. Und sie wissen es.
Worauf warten sie? Worauf warten wir in so beständigem Harren? Der Winter
scheint uns gnädig gesonnen, doch wer weiß, wie lange noch. Der Himmel klart auf
und die Nächte beginnen allmählich kühler zu werden. Vielleicht kommt bald der
erste Frost. Dann werden die Felder von Blut brennen, da die gefrorene Erde die
Seelen der Gefallenen nicht mehr schlucken kann. Wir sind schon viel zu lange
hier.
Stolz waren die Männer, als sie die Heimat
verließen, stolz und zuversichtlich, sie könnten die Valler binnen weniger
Wochen dorthin zurückschicken, woher sie kamen.
Aber wer war es, der ihnen diesen törichten
Glauben einpflanzte?
Jetzt beginnen sie zu zweifeln... sie harren
zweifelnd der Dinge, die noch auf sie zukommen werden und es wird wirklich Zeit,
dass man sie wieder stärkt. Seelisch und...
Es wird Zeit, dass du sie wieder stärkst,
Chri...“
Seine Schrift brach plötzlich ab, als ihn ein
ruppiger Stoß von links traf. Überrascht wendete er den Kopf, bemerkte, wie sich
Friedrich mit einem amüsierten Lächeln über seinen Zettel beugte und angestrengt
versuchte, seine Handschrift zu lesen.
Duncan faltete das kleine Papier wieder
zusammen, stopfte es
ungeschickt in sein Hemd.
„Neh, Duncan...“, begann Friedrich leise zu
murmeln und stupste ihn erneut freundschaftlich an die Seite.
„Mir wäre mein Schlaf zu kostbar für derlei
Freizeitgestaltung! Hätte ich gewusst, dass du sowieso vorhattest, die Nacht zu
wachen, hättest du für mich die Nachtwache übernehmen können. Ich hätte mich
liebend gerne in meinen harten Kissen gewälzt!“
„Ich konnte nicht schlafen...“
Friedrich nickte verständnisvoll und richtete
seine Augen geradeaus. „Ich weiß... Um genau zu sein... kannst du die letzten
Wochen schon nicht mehr ruhig schlafen...“
„... Woher...?“
Friedrich zuckte mit den Schultern. „Ich schlafe
meistens nicht so fest, dass ich es nicht merken würde, wenn du dich aus dem
Lager schleichst. Schließlich liege ich direkt an deiner Seite.“
Der andere Wachtposten starrte ihnen plötzlich
großäugig entgegen, räusperte sich kurz.
„Natürlich in meinem eigenen Bett, Rik!“,
erklärte Friedrich belustigt, als er begriff.
„Naja...“, säuselte er schließlich, legte Duncan
dann die Hand auf die linke Schulter, während er sich wieder erhob.
„Es ist kein Wunder, wenn du hier draußen nicht
schlafen kannst. Wahrscheinlich quälen dich auch die nachhallendenSchreie der Männer, die ihr Leben lassen mussten.“
Für einen langen Augenblick sah er Duncan fest
in das Gesicht als grübele er über etwas nach.
„Mich jedenfalls quälen ihre Schreie hin und
wieder. Ich denke mir dann, es könnte auch einen von uns erwischt haben.
Ahhh... es wird kalt wenn ich hier herumstehe.
Nimm dir wenigstens die Decke dort drüben, Duncan, wenn du schon hier sitzen
willst. Ich hab keine Lust, dich morgen krank zu melden! So und jetzt
entschuldigt mich! Ich werde mal nachsehen, ob draußen alles ruhig ist!“
Damit verschwand er, schlüpfte wieder in die
Finsternis der Nacht.
„Es wird Zeit, dass du uns ein wenig Mut
machst... Christen!“
***
„Noch keine Nachricht vom Prinzen?“
Erwartungsvoll richteten sich die Augen der
anwesenden Männer auf die schlanke Gestalt Toey MacLundens, der sich gerade zu
ihnen an das Lagerfeuer gesellte.
- Jedermanns Augen, nur Duncan stierte wie
betäubt geradeaus in die flackernden Flammen, hatte den Kopf auf die gefalteten
Hände gestützt, wobei seine Ellenbogen auf seinen Knien ruhten.
Ein seichter Wind strich durch den späten
Nachmittag, trug den gläsernen Geruch von winterlicher Kälte mit sich.
MacLunden schüttelte mutlos den Kopf, woraufhin
ein betretenes Schweigen folgte.
„Es hätte schon längst ein weiterer Bote
eintreffen sollen. Vielleicht sind sie unterwegs überfallen worden?“
„Etwa von einer Bande fieser Räuber, die ihnen
die Schwerter aus den Scheiden klauen wollten, was?“, raunte Wallace, ein großer
untersetzter Mann, bevor er unerwartet nach Toeys Hand griff um
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