Ashes to Ashes (German Edition)
geschlossenen Tür ein Poltern erklang, gefolgt von einem
verstimmten Murmeln.
„Ich soll sie in anständigem Tonfall bitten… Als
ob das etwas nützen würde! Lauscht man als Dame denn an der Tür?! Naja… Sherryl
hat wohl ihre eigene Einstellung dazu. Aber was kann man von einer Zigeunerin
schon erwarten…“
Schnippisch ahmte er ihre Armbewegungen nach,
den Lidschlag ihrer Augen.
„Gibt es Nachricht von der Front?“
Friedrich seufzte leise.
/Ich hätte ahnen sollen, dass du mir nicht
einmal zuhörst…/
Langsam schüttelte er den Kopf.
„Keine Neuigkeiten, kein Sieg, keine Niederlage.
Großmutter war vor einer Woche am Hof des Königs, aber auch dort wartet man
nur.“
Duncan winkelte die Knie etwas an, umgriff sie
mit den Armen, so gut es ihm möglich war, ohne, dass die Wunde zu sehr
schmerzte.
„Duncan… keine Nachricht ist doch auch gute
Nachricht! So wissen wir, dass sie sich wacker schlagen!“
„Wie lange habe ich geschlafen? Eine Woche…
Länger? Als Christen zu uns stieß, hat er von einem schnellen Sieg gesprochen!
Die Valler sollten sich schon längst zurückgezogen haben! Irgendetwas geht da
schief. Ich hatte es von Anfang an im Gespür!“
„Nur weil es sich etwas hinzieht, heißt das doch
noch gar nichts! Kriege dauern eben. Man kann den Gegner nie vorher einschätzen.
Wer hätte geglaubt, dass die Valler mit derart rohen Bestien aufwarten würden?!“
Duncan heftete seine Augen abwesend auf den
Armstumpf seines Freundes und presste dabei die Lippen zu einer schmalen Linie
zusammen.
„Wie kommst du zurecht?“, fragte er monoton,
aber aufrichtig.
Friedrich zuckte die Schultern.
„Ich komme eben zurecht! Weißt du… ich habe
immer geglaubt, dass unser gesamtes Schicksal vorher bestimmt wäre. Jedes Leben,
jeder Tod ist nur ein weiterer Schachzug im Spiel der Gezeiten. Mir war es eben
bestimmt, den Arm zu verlieren. Welchem Zweck das dienen soll… darüber bin ich
mir selbst noch nicht im Klaren. Manchmal fluche ich darüber. Am schlimmsten
sind die Tage, da ich mir einbilde, ich wäre ganz normal, kein Krüppel. Und
manchmal, wenn ich morgens aufwache, will ich mir den Sack kratzen, bis ich
feststelle, dass ich das mit der linken Hand bewerkstelligen muss, weil die
rechte fehlt! Hast du dich heute auch schon am Sack gekratzt?“
Ernst hefteten sich ihre Blicke aneinander, bis
sie beide plötzlich in Gelächter ausbrachen, weil diese Situation so absolut
bemitleidenswert und zugleich albern war.
Duncan puffte seinen Freund neckisch in die
Seite, wunderte sich doch selbst darüber, wie Friedrich es immer wieder
schaffte, ihn von seinem Grübeln abzubringen und ihm ein Lächeln in die Augen zu
zaubern.
„Du trägst mir also nicht nach, dass ich dem
Prinzen…“
Noch bevor Friedrich den Satz vollenden konnte,
schüttelte Duncan zur Antwort den Kopf, wobei er kurz die Augen schloss.
„Wie Großmutter sagte… ich verdanke dir mein
Leben!“
Dann schwiegen beide, lauschten den dumpfen
Geräuschen, die von unten zu ihnen empor drangen.
„Erik ist zurück geritten! Ich… wollte mit ihm
gehen, aber die alte Frau hat mich nicht gelassen. Sie meinte, wenn ich gelernt
hätte, einarmig den Bogen zu spannen, wäre es früh genug, wieder loszuziehen.
Was meinst du, wollte sie mir damit sagen?“
Doch Duncan blieb stumm, wich dann mit einem
„Ich bin… froh darüber, dass Erik zurück geritten ist“ seiner Frage aus.
„Selbst wenn seine Einstellung zu Christen
fragwürdig ist, weiß ich doch, dass er jetzt wenigstens da ist, um…“
Es war eine Lüge.
Erik scherte sich so wenig um das Wohl des
Prinzen wie um die Farbe der Tannen im Wald. Er war ihm gleichgültig.
Doch was hatte ihn dann bewogen, zurück zu
reiten?
Was war es dann?
~18~
Eifersucht
„Die Zeit vergeht so schnell, dass ich
inzwischen aufgehört habe, die Tage zu zählen, die ich nun schon hier bin. Über
meinen Gedanken liegt ein grauer Schleier, aber es ist nicht verwunderlich…
Weshalb lässt du mich in Ungewissheit? Warum
dringt keine Nachricht unserer Truppen zurück zu uns ins Land?
Es schneit inzwischen fast jeden Tag und auch,
wenn hier im Wald nur wenig Weiß zu Boden geht, kann ich mir vorstellen, wie
hoch bedeckt die Felder sein müssen. Wie blutig rot der Schnee unter euren Füßen
zu Schlamm verwelkt.
Hindert euch der Winter daran, einen Boten zu
schicken?
Meine Wunde heilt gut. Ich weiß
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