Ashes to Ashes (German Edition)
ng…“
Schmerz war alles, was er jetzt empfand. Schmerz
und Wut… dass sie ihm so etwas antun konnten.
„War… wartet… uh… bit…“
Die Großmutter seufzte leise, hielt plötzlich
inne.
„Es hat keinen Sinn, wenn er sich so bäumt!
Könnt ihr ihn nicht ruhiger halten? Leila… geh in meine Kammer! Erinnerst du
dich an das kleine Beutelchen, das unter dem Regal hängt?“
Leila nickte stumm, konnte die Augen nicht von
dem sich windenden Ritter nehmen.
„Kipp den Inhalt in den Steintopf, reib ihn mit
dem Stößel klein. Wenn du Ziegenmilch übergegossen hast, bringst du’s her! Und
beeil dich!“
„Was wollt ihr ihm geben?“
Behutsam strich sie Duncan eine Strähne seines
Haares aus der Stirn. Sie klebte nass an seiner Haut.
„Es wäre besser für dich gewesen, wenn du das
Bewusstsein verloren hättest!“
Noch einmal flogen ihre stumpfen Augen über die
Wunde, deren oberer Teil bereits wieder klaffte.
Als sie nach dem Bund von Duncans Hose griff,
begann der Ritter sich erneut zu winden.
Doch sie schob ihn ohne zu zögern nach unten.
Gerade in diesem Moment erschien Leila wieder in
der Tür, stockte in ihren Bewegungen, als ihre Augen kurz über Duncan streiften.
„Bist du fertig? Reich mir die Schüssel!“
Das Mädchen gehorchte und sobald Christens
Großmutter das Gefäß an Duncans Lippen legte, schluckte jener gierig den grau
schimmernden Trank. Es war nicht schlimm, dass er dabei mehr verschüttete als er
tatsächlich aufnahm. Der Mohn würde seine Wirkung auch so entfalten und
hoffentlich wenigstens den größten Schmerz lindern.
2 Wochen später…
Das zarte fröhliche Zwitschern einer Gruppe
kleiner Sperlinge weckte ihn sanft an jenem Morgen. Ihr lustiger Singsang drang
durch das Fenster herein, dessen hölzerner Laden ein Stück aufgeklappt war und
der kalten Winterluft Zugang zum Zimmer gewährte.
Zuerst blinzelte er benommen, legte sich den
Unterarm über seine müden Augen, bevor er sich leicht aufsetzte.
Diesen Raum kannte er nicht, zumindest konnte er
sich nicht daran erinnern ihn jemals betreten zu haben und dennoch wollte ihm
seine Erinnerung irgendwo vorgaukeln, dass er ihn bereits schon einmal gesehen
hatte.
Die Wände waren dunkel, geschmückt von allerlei
Kräuterbüscheln, die man wohl zum Trocknen hier angebracht hatte.
Sein Blick wanderte weiter, hin zu dem einzigen
Fensterchen, durch dessen Öffnung helles Licht hereinströmte und das Gesicht
einer jungen Frau beschien, die die Arme auf das alte
Fensterbrett gestützt hatte und ihn aus
forschenden Augen heraus musterte. Ein liebevolles Lächeln umspielte ihre roten
Lippen.
„Na, endlich aufgewacht?“, säuselte sie ihm
leise zu, richtete dann den Blick wieder nach draußen.
„Heute Nacht hat es den ersten Schnee gegeben!
Ist es nicht toll, wie sich das wenige Licht, das durch die Wipfel der Bäume
fällt, selbst auf den kleinsten Mengen dieses unersättlichen Weiß spiegeln kann?
Dann erscheint mir die Welt immer heller als zuvor!“
Verträumt verharrte sie noch einen Augenblick in
dieser Position, sprang dann doch ruckartig unter einem energischen „So…!“ von
ihrem Stuhl auf.
„Das war genug frische Luft für den Moment!“
Unter einem Klappern verschloss sie den
Fensterladen.
„Ich werde dann jetzt mal nach unten gehen und
die freudige Nachricht des Tages verkünden. Mal sehen, was ich für dich in der
Küche finde! Vielleicht kann ich dir ja was Leckeres zaubern, wo wir dich doch
die letzten Tage nur mit Suppe und Haferschleim ernährt haben!“
Freudig und noch immer mit diesem sonnigen
Lächeln im Gesicht tänzelte sie in Richtung Zimmertür, machte kurz davor noch
einmal kehrt und drückte Duncan einen zärtlichen Kuss auf die Wange.
„Willkommen zurück unter den Lebenden, mein
hübscher Bursche!“
Dann verschwand sie und ließ einen Duncan
zurück, der nach dieser kleinen Einlage nur noch verwirrter wirkte als zuvor.
Wer war diese Frau, dass sie so vertraut mit ihm
umging? Die Art und Weise, wie sie sprach, kam ihm bekannt vor. Vielleicht eine
der Dirnen aus dem ‚Roten Fuchs’? Unmöglich, was sollte ein Mädchen aus der
Stadt hier bei Christens Großmutter suchen?!
Genau… er erinnerte sich daran, dass der Prinz
ihn zu seiner Großmutter befohlen hatte, daran, wie sie den Ritt begonnen hatten
und wie erleichtert er gewesen war, als er nach langen Tagen endlich Leilas
Gesicht vor sich gesehen
Weitere Kostenlose Bücher