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Ashford Park

Ashford Park

Titel: Ashford Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Willig
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seinem Mund über sie gehabt hatte. Sie erinnerte sich ihrer langen Gespräche, all dieser albernen Vorträge und Diskussionen. Es machte sie wütend, dass der Klang seiner Stimme immer noch die Kraft hatte, ihr eine Gänsehaut zu verursachen.
    Nichts als alte Gewohnheit, sagte sie sich. Alte Gewohnheit und Erinnerung. Nichts weiter.
    Bea studierte ihre behandschuhten Hände. «Ach ja, darauf verstehen sich die Franzosen, auf Perversion und Putz, nicht wahr?»
    Bea trug immer noch Marcus’ Ring, einen großen, in Diamanten gefassten Saphir. Es versetzte Addie einen Stich, ihn zu sehen und sich an Bea im Rivesdale House zu erinnern, damals, bevor ihrer beider Welt in die Brüche gegangen war. Sie fragte sich, ob es Marcus ärgerte, dass Bea ihn behalten hatte – oder, treffender, ob es Frederick störte.
    «Heißt es nicht, dass Eschen Zauberkräfte besitzen?», fragte Addie aufs Geratewohl. «Weißt du noch, Bea, wie die Köchin immer Stofffetzen um einen Ast geknotet hat, wenn sie sich krank fühlte? Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob es eine Esche war. Es kann auch ein anderer Baum gewesen sein.»
    «Doch, es könnte eine Esche gewesen sein», mischte sich Frederick unaufgefordert in ihr Gespräch ein. «Der nordischen Mythologie zufolge wurde das erste Menschenpaar aus dem Stamm einer Esche geschaffen. Es ist gewissermaßen die nordische Version unseres Mythos von Adam und Eva, nur ohne den Apfel.»
    «Wäre dann Ashford der Garten Eden?», erkundigte sich Addie heiter. Schweiß rann ihr den Nacken hinunter, ihr ganzer Rücken kribbelte, und sie hatte Kopfschmerzen von der Sonne.
    «Aus dem wir vertrieben wurden, meinst du?» Peinliches Schweigen folgte auf Beas Frage. Sie riss ungeduldig an ihren Handschuhen. «Wenn wir nicht zu einem Drink bleiben, sollten wir fahren.»
    «Wie weit ist es?», fragte Addie, die Bea zu dem gelben Automobil folgte.
    Frederick, der von hinten herantrat, um die Tür auf der Beifahrerseite zu öffnen, antwortete ihr. «Etwas über drei Stunden.»
    «Ja, bei deiner Fahrweise», sagte Bea.
    Frederick wies sie höflich zum Wagen. «Ich bin sicher, dass Addie ihren ersten Abend in Ostafrika lieber nicht in einem Graben verbringen würde.»
    «Es ist nicht ihr erster Abend», widersprach Bea. «Erst Mombasa, dann eine Nacht in der Eisenbahn und auf diesem grässlichen kleinen Bahnhof in Voi. Nicht dass es mit dem Wagen besser wäre als mit der Eisenbahn. Du kannst dir die Straßen hier nicht vorstellen, Schatz. Sie sind alle aus rotem Murramschotter, wahnsinnig staubig, und man holpert praktisch von Schlagloch zu Schlagloch. Aber es gibt einen Trick. Wenn man schnell genug fährt,
fliegt
man.»
    «Das klingt abenteuerlich», sagte Addie, die lieber daheim in London gewesen wäre, wo der Omnibus nicht flog, sondern zuckelte.
    «Das ist es auch», bestätigte Bea. «Keine Sorge. Ich nehm dich mal mit, wenn der alte Nörgler nicht dabei ist.»
    Der alte Nörgler ließ sich nicht provozieren. Er hielt höflich die Tür und wartete darauf, dass sie einsteigen würden. Addie wusste, dass nichts Bea wütender machte als Gleichgültigkeit ihr gegenüber. Sie vermutete, dass Frederick das auch wusste.
    Warum war sie nur nicht zu Hause geblieben?
    «Nach dir», sagte sie zu Bea, doch Bea schob sie vorwärts.
    «Nein, nein, Liebes, du setzt dich in die Mitte. Da siehst du mehr.» «Bist du sicher? Ich möchte nicht …»
    «Wenn du schon mal da bist, musst du auch etwas sehen. Und am besten sieht man, wenn es einen ordentlich vom Sitz hebt.» Bea rutschte neben sie, und Addie war in der Mitte gefangen. «Ich lerne fliegen. Es ist himmlisch. Du hast nichts gesehen, wenn du nicht in einem Flugzeug über das Rift Valley geflogen bist.»
    «Mehr halsbrecherisch als himmlisch», bemerkte Frederick, als er auf der anderen Seite einstieg. Er schlug die Wagentür zu, und Addie war zwischen den beiden eingesperrt. Auf der einen Seite rieb Beas Rock raschelnd an ihrem, auf der anderen berührte sie Fredericks Bein und Hüfte. Er stieß mit dem Ellbogen an ihre Brust, als er das Lenkrad herumzog. «Die Dinger sind Todesfallen. Wir reiten mit dir aus, Addie. Da bekommt man am meisten vom Land zu sehen.»
    «Addie hasst Pferde», erklärte Bea. Sie drückte ihren Hut fester auf ihren seidig glänzenden blonden Bubikopf. «Stimmt doch, Schatz?»
    «Ich hasse sie nicht», sagte Addie ausweichend und hielt sich an der Sitzkante fest, als der Wagen vorwärtssprang. Ein Huhn flog gackernd vor ihm auf. «Ich

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