Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ashford Park

Ashford Park

Titel: Ashford Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Willig
Vom Netzwerk:
Übel ist. Die Zahlen stimmen nie.»
    «Kann ich dir vielleicht helfen?» Sie wusste selbst nicht, warum sie ihm das anbot. Neugier vielleicht? Oder schlicht Langeweile? Sie hatte das Talent zum Müßiggang vor Jahren verloren. «Ich kenne mich ein bisschen aus mit Buchhaltung.»
    Frederick blieb stehen. Er sah mit diesem Blick zu ihr hinunter, den sie nur allzu gut in Erinnerung hatte. «Du bist hier zu Gast», sagte er.
    Addie schob den ständig rutschenden Hut wieder nach hinten. «Bitte, hört auf, das zu sagen. Ich arbeite gern. Ich bin daran gewöhnt. Nichtstun fällt mir eher schwer.»
    «Ja dann nehme ich dich beim Wort.» Er zog eine Augenbraue hoch. «Aber ich warne dich, du wirst es wahrscheinlich bereuen. Die Bücher sind auf dem besten Weg immer mehr zu verlottern.»
    Addie nickte kurz. «Zeig sie mir, dann werden wir schon sehen, was ich tun kann.»
    Frederick kniff die Augen zusammen. «Gibt es eigentlich etwas, was du nicht kannst? Ein Unterseeboot bauen, aus dem Japanischen übersetzen?»
    Addie lachte. «Reiten», sagte sie. «Das ist Beas starke Seite.»
Bald wieder da
stand auf Beas Zettel. Es musste inzwischen fast Mittag sein. «Wo ist Bea eigentlich?»
    Fredericks Gesicht verdüsterte sich. «Reiten», sagte er.

Kapitel  19
Kenia, 1926
    H öhenmesser … Ölstandanzeiger …» Bea studierte mit zusammengekniffenen Augen die Armaturen. Es war erst das zweite Mal, dass sie am Steuerpult saß, und es würde, wenn alles gutging, ihr erster Soloflug werden. «Es scheint alles in Ordnung zu sein.»
    «Scheint?», äffte Val sie nach, der hinter ihr im Heck saß. «‹Scheint› kenne ich nicht. Prüf noch mal nach.»
    Bea verdrehte die Augen, aber sie gehorchte. Es war schließlich sein Flugzeug, und Flugzeuge gab es hier in der Kolonie nicht gerade wie Sand am Meer, wenn auch alle von einem neuen Flugfeld und einem Aerodrom redeten. Bis das Aerodrom stand, wollte sie auf jeden Fall ihren A-Pilotenschein haben. Um ihn zu bekommen, musste man sechzehn Flugstunden vorweisen; bis jetzt hatte sie eine absolviert. Val besaß ein gefährliches Talent, für Unterhaltung anderer Art zu sorgen.
    Aber heute nicht. Heute würde sie fliegen, komme, was da wolle. Sie war in aller Frühe aufgestanden, hatte Addie einen Zettel hingelegt und die Strecke bis zu dem kleinen Behelfsflugfeld dank einer rasanten Fahrt, über die ihr Mann hell entsetzt gewesen wäre, in weniger als zwei Stunden geschafft. Aber ihr Mann war in letzter Zeit über die meisten Dinge hell entsetzt.
    Das waren die Momente, in denen sie sich frei fühlte, wenn vor ihr der Motor brummte und die Zebras von der Piste in die Sicherheit des Buschs flohen. Wenn sie durch das noch im Schlaf liegende Land raste, wo der Tau frisch auf dem Gras lag, konnte sie die vergangenen sechs Jahre wegzaubern und wieder zurück in Ashford sein, dem echten Ashford, in einem Leben, in dem die Eroberung der Welt noch vor ihr lag. Und das war nichts im Vergleich zu dem Gefühl, vom Boden abzuheben und in die Luft aufzusteigen, hoch über das unter ihr ausgebreitete Land.
    «Vergiss nicht den Steuerknüppel.» Sie fühlte Vals Mund an ihrem Hals und seine Hände, die von ihren Schultern hinabglitten und ihre Brüste umfassten.
    Sie stieß ihn weg. «Lass das, Val.»
    «Aber du bist doch hergekommen.» Sein Atem kitzelte warm ihr Ohr. «Schlimme, schlimme Bea.»
    Sie drehte den Kopf weg. «Jetzt nicht.»
    «Dann eben nicht.» Val lehnte sich zurück und streckte die Arme über den Kopf. «Kleine Katze. Was ist dir denn in die Quere gekommen, dass du gleich die Krallen ausfahren musst?»
    Er hatte selbst etwas Katzenhaftes, geschmeidige Anmut gepaart mit einer bodenlosen Selbstgefälligkeit, die sich darauf berief, dass seine Vorfahren schon von goldenen Tellern speisten, als andere noch im Dreck gescharrt hatten. Das war Theophilus Vaughn, der missratene Spross einer uralten Adelsfamilie. Seiner enttäuschten Familie zufolge besaß er nicht nur die Moral einer Katze, sondern auch ihre sieben Leben.
    Val fand seine Familie scheinheilig.
Wir sündigen seit Jahrhunderten und profitieren davon
, sagte er gern.
Nicht wir haben uns verändert, sondern die Welt hat sich verändert. Warum sollten wir uns ihrer bürgerlichen Moral beugen?
Es waren nicht nur Lippenbekenntnisse. Er lebte nach seiner Überzeugung. Und konnte es sich, soweit Bea hatte feststellen können, ungestraft leisten, weil er so verdammt gut aussah. Sie musste es wissen. Sie spielte das Spiel selbst seit

Weitere Kostenlose Bücher