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Ashford Park

Ashford Park

Titel: Ashford Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Willig
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Rücken, um ihn festzuhalten.
    «Bleib», murmelte sie.
    Sie spürte, wie seine Muskeln sich anspannten, aber nicht so, wie es hätte sein sollen. Er tätschelte ungeschickt ihren Rücken, bevor er sich aus ihrer Umarmung befreite. «Tut mir leid, mein Schatz. Ich habe Vinnie versprochen, dass ich spätestens zum Abendessen in Haddleston bin. Vielleicht ein andermal, hm?»
    Verletzter Stolz und Wut erstickten sie beinahe. Ihre Hände krümmten sich zu Fäusten, ihre Nägel schnitten ins Fleisch ihrer Handflächen. Sie wollte sich auf ihn stürzen, ihn stoßen, ihm das selbstzufriedene Gesicht zerkratzen. Sie musste ihre ganze Erziehung aufbieten, um sich zurückzuhalten.
    «Natürlich», sagte sie sarkastisch. «Du kannst doch Lavinia nicht enttäuschen. Was habe ich mir nur gedacht? Es spielt keine Rolle, dass du vier von fünf Abenden mit der Gang zusammen bist. Wie könntest du auch nur einen Tag mit ihnen versäumen.»
    Marcus’ Gesicht war vorsichtig. «Ich weiß, dass du meine Freunde nicht magst …»
    «Wie kommst du denn auf die Idee?»
    ‹Nicht mögen› war viel zu milde ausgedrückt. Bea hasste und verabscheute sie. Sie waren wie ein Steinchen im Schuh, unbedeutend, aber sie trieben einen in den Wahnsinn und waren fast unmöglich zu entfernen.
    Bea winkte lässig, bemüht, ihn nicht sehen zu lassen, wie stark ihre Hand zitterte. «Fahr nur. Unterhalte dich gut. Ich werde mich hier in London amüsieren.»
    Sollte er sich doch Gedanken darüber machen, wie sie sich ohne ihn die Zeit vertreiben würde. Er verdiente es nicht anders.
    «Willst du mitkommen?», fragte Marcus eilig. «Du weißt, dass du mehr als willkommen bist.»
    «Tausend Dank», sagte Bea mit beißendem Spott. «Ich kann dir nicht sagen, wie sehr ich mich durch deine Einladung geschmeichelt fühle. Wie schade, dass du mich nicht früher aufgefordert hast. Ich hätte einfach alles aus meinem Kalender gestrichen. Aber leider …»
    «Das ist schade», sagte Marcus mit unverkennbarer Erleichterung. «Dann eben ein andermal.»
    Er wandte sich zum Gehen, und Bea geriet in Panik. Er ging, er hatte sich einfach umgedreht und ging, und sie konnte nichts dagegen tun. So durfte das nicht enden. Nicht jetzt.
    «Wann ‹ein andermal›, Marcus?», fragte Bea scharf. «Wann?»
    Er seufzte und kratzte sich mit der rechten Hand an der linken Wange. Sie hatte ihn deswegen oft geneckt. Er tat das immer, wenn er müde war oder zerstreut, eine merkwürdig kindliche Geste. Sie hatte plötzlich ein Gefühl, als steckte ihr etwas im Hals, wie wenn man die Influenza ausbrütete. Er schaute sie an, blickte zu Boden und schüttelte den Kopf.
    Das war alles, nur ein Kopfschütteln und ein kleines Zucken mit den Schultern.
    «Wir sehen uns am Dienstag», sagte er und schloss die Tür hinter sich.
    Bea zitterte, als wäre ihr eiskalt, zitterte so heftig, dass ihre Zähne aufeinanderschlugen. Er konnte doch nicht …
    Doch, er konnte. Es war einfach gegangen, hatte sich umgedreht und war gegangen. Gleich würde sie draußen im Hof den Motor des Wagens aufheulen hören, und dann würde er abfahren, nach Haddleston, zu Bunny, die ihn streicheln und ihm sagen würde, er solle sich doch von seiner Frau, dieser Hexe, nicht das Wochenende verderben lassen. Er hatte es nicht einmal der Mühe wert gehalten, sich mit ihr zu streiten. Er war einfach gegangen.
    O Gott.
    Sie holte zitternd Atem, legte die Arme aufs Fensterbrett und die Stirn an das kühle Glas der Scheibe. Sie hatte sich immer wieder eingeredet, dass diese Geschichte vorübergehen würde. Männer hatten ihre Flirts, sie machten Seitensprünge und kehrten zurück. Aber das hier ging nun schon zu lange, war zu etabliert, zu öffentlich und zu offenkundig.
    Wie war es so weit gekommen? Sie hatten vor wenig mehr als einem Jahr geheiratet, vor einem Jahr und vier Monaten. Der Glanz konnte doch nicht schon in so kurzer Zeit verblasst sein. Im frühen herbstlichen Zwielicht konnte Bea schon undeutlich ihr Spiegelbild im Glas erkennen, das sie zu einem Schatten ihrer selbst machte, älter und bleicher. Es war erst anderthalb Jahre her, dass sie die begehrteste Frau der gesellschaftlichen Saison gewesen war.
    Verletzter Stolz nagte an ihr und ein Anflug von Furcht. Zur Zeit ihrer Eltern war eine Scheidung ein Skandal gewesen, eine Art gesellschaftlicher Tod. Doch heute … Sie wusste von Idina Gordon und anderen, jung verheiratete Frauen wie sie, geschieden, ausgetauscht gegen jüngere, duldsamere Ehefrauen. Wenn er

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