Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ashford Park

Ashford Park

Titel: Ashford Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Willig
Vom Netzwerk:
auch bei diesem Getöse irgendjemand hören, wie die Meerjungfrauen einander zusangen?
    Es war wieder genau wie im Jahr ihres Debüts. Öde. Gelangweilt ließ sie sich von Bea ins Schlepptau nehmen und sehnte sich nur danach, nach Hause gehen zu können. Sie wusste, dass alle fanden, Bea wäre die reinste Märtyrerin, dass sie Addie mitschleppte. Gott, wie unglaublich langweilig, Darling. Zum Gähnen.
    Mitten im Getümmel konnte sie Frederick erkennen, der sich einen Weg bahnte und kleine Wirbel hinterließ.
    Er sah unbestreitbar gut aus im Abendanzug, dachte Addie wehmütig. Nicht wie Marcus, satt und blond und englisch. Nein, er war von einer geschmeidigen, dunklen Eleganz, von einer Beherrschtheit, die etwas Dünnhäutiges, Empfindliches hatte wie über Draht gespanntes Papier. Er hatte etwas von der Quecksilbrigkeit, um die sie Bea immer beneidet hatte, eine merkwürdige Mischung aus Vitalität und Anmut.
    Beas Freundin Rosita neigte sich nah zu ihm und schrie ihm etwas ins Ohr. Addie sah sein Feuerzeug aufflammen. Das war Frederick. Immer mit dem Feuerzeug zur Hand, immer gut für noch ein Glas.
    Verschwunden war der Mann, der sich mit Addie über Lyrik unterhalten und wie gebannt in einem Konzert gesessen hatte, das in Addies Ohren wie Getrampel auf einer Bustreppe klang. Dies war ein anderer Frederick, ein weltgewandterer, ein Mann, dessen Lächeln nie bis zu den Augen reichte und dessen geschliffene Worte zugespitzt waren, um zu treffen. Er passte glänzend in Beas Clique, so glänzend, dass sich leicht vergessen ließ, dass er ursprünglich Addies Entdeckung gewesen war und nicht Beas.
    Addie wusste nicht, ob sie diesen Frederick mochte.
    «Bitte sehr.» Frederick drängte sich zu ihrem geschützten Alkoven durch. Sie war froh gewesen, dieses rettende Stück Boden zu finden, zwei Stufen hoch, im Schatten eines Fenstervorsprungs und dieser albernen Topfbäumchen. Der schmiedeeiserne Tisch wackelte, und die Stühle waren verrostet und nicht sehr bequem, aber es war besser als nichts. «Euer Trank, holde Maid.»
    Er hatte ihre Sprechweise übernommen, den unbekümmerten, immer leicht spöttischen Ton. Oder vielleicht war es immer auch seine Art gewesen, und sie hatte es nur nicht gemerkt, weil sie nur gehört hatte, was sie hören wollte.
    Hatte Bea das gemeint, als sie von der Goblinfrucht gesprochen hatte? Dass Addie die Asche schmecken würde, wenn sie von ihr kostete?
    «Danke.» Der Becher enthielt irgendein zweifelhaftes Gebräu, auf dem ein Stück Zitronenschale schwamm. Es sah aus, als hätte man wahllos den Inhalt diverser Flaschen hineingekippt und zusammengerührt. Wenn das Goblinfrucht war, schmeckte sie nicht nach Asche, sondern nach einer gefährlichen Melange sehr starker alkoholischer Getränke. Sie trank einen kleinen Schluck und unterdrückte den Würgereiz. «Schmeckt wunderbar.»
    «Ein sogenannter Adam and Eve.» Er stützte sich mit dem Ellbogen an den Steinvorsprung und entkorkte das silberne Taschenfläschchen, das er stets in der Innentasche seines Jacketts bei sich trug. «Zurück zur Natur, gewissermaßen.»
    Addie zog die Schultern hoch. Ihr Umhang war nicht für ein Zurück zur Natur in einem winterlichen Garten gedacht, sondern für einen geheizten Ballsaal. «Ich hätte gerade nichts gegen ein paar zusätzliche Feigenblätter.»
    Frederick sah sie an und runzelte die Stirn. «Was zum Teufel, du bist ja richtig blau. Warum hast du nichts gesagt?»
    Tapfer hob Addie ihr Glas. «Das wärmt mich bestimmt auf.» Wenn es sie nicht vorher zu Boden streckte.
    «Sei nicht albern», sagte er scharf. «Du hast ja schon eine Gänsehaut.»
    Er schlüpfte aus seinem Jackett und legte es ihr um die Schultern. Es war noch warm von seinem Körper und roch nach Tabak, Brandy und Frederick.
    «Danke.» Addie kämpfte gegen einen absolut kindischen Stolz darüber, dass sie
seine
Jacke tragen durfte. Dumme Gans, beschimpfte sie sich selbst. Es war nichts als reine Höflichkeit. «Aber wirst du dann nicht frieren?»
    Fredrick nahm seinen weißen Seidenschal ab und legte ihn ihr um den Hals. «Ich? Ich komme fast um vor Hitze. Verdammt heiß für Dezember.» Er taumelte ein wenig, als er zurücktrat. Sein Gesicht war stark gerötet, die Augen waren blutunterlaufen. «Zu viel getanzt.»
    «Vielleicht solltest du nach Hause fahren», meinte Addie vorsichtig.
    «Und den ganzen Spaß verpassen?» Er wies auf die Tanzfläche. Dahinter lärmte die unvermeidliche Jazzkapelle, Posaunen und Trompeten und ein

Weitere Kostenlose Bücher