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Ashford Park

Ashford Park

Titel: Ashford Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Willig
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in Ordnung? Als du vorhin hereingekommen bist, dachte ich …»
    «Keine Sorge.» Bea zog schnell ihren Arm zurück und ging ruhelos im Zimmer hin und her. «Mit mir ist alles in bester Ordnung. Ich renne nicht mit fremden Männern zu Vorträgen.»
    Natürlich, weil Vorträge ja so kompromittierend waren. Addie ließ sich nicht ablenken. «Hast du wieder mit Marcus gestritten?»
    Beas Lippen wurden schmal. «Marcus ist Marcus», sagte sie leichthin, doch ihre Hände verrieten sie, die gekrümmten Finger, deren Nägel sich ins Fleisch gruben. «Wir reden von dir. Von dir und diesem Desborough. Du hinterlistiges kleines Ding, du. Wann wolltest du es mir denn sagen?»
    «Da gibt’s nichts zu sagen», versetzte Addie. «Er ist ein Freund.»
    Bea schüttelte den Kopf. «Liebling, du brauchst jemanden, der deinem Mr. Desborough mal auf den Zahl fühlt, um zu sehen, was er im Schilde führt. Eine Maus als Referenz genügt nicht.»
    Addie biss die Zähne aufeinander. «Er führt gar nichts im Schilde. Er geht einfach nur gern zu den gleichen Vorträgen wie ich.» Beas blonde Brauen stiegen in die Höhe. Addie stolperte über ihre eigenen Worte. «Er ist … er ist ein Freund eben.»
    «Ach, Herzchen. Mir kannst du nichts vormachen. Ich habe doch deine Blicke gesehen, Alles Sonne, Mond und Sterne. Ich bin eifersüchtig. Ehrlich», sagte sie in ihrem scherzhaften Ton. «Es ist furchtbar erniedrigend, in den Hintergrund gedrängt zu werden. Aber wenn es nun einmal so sein muss», fuhr sie fort, und durch die Heiterkeit war stählerne Härte zu hören, «will ich wenigstens sichergehen, dass die Konkurrenz würdig ist. Wenn du mich schon verlässt, kannst du dich doch nicht an den Nächstbesten wegwerfen.»
    «Ich glaube nicht, dass Mr. Desborough solche Absichten hat», sagte Addie und hätte fast der Versuchung nachgegeben, sich Bea anzuvertrauen. «Das ist wirklich nicht nötig, Bea.»
    «Ach, red keinen Unsinn», sagte Bea so scharf, wie nur Bea sein konnte, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte. Das waren die Momente, in denen sich Addie unangenehm an Tante Vera erinnert fühlte und die ganze Herrschsucht unter dem Firnis von Beas Schönheit spürte. «Wär’s dir nicht lieber, ich würde nachprüfen, ob er nicht eine Goblinfrucht ist?»
    Sie lächelte Addie an, und Addie musste ebenfalls lächeln bei der Erinnerung an das alte Gedicht von zwei kleinen Mädchen, die ihre kleinen Finger ineinanderhakten und sich versprachen, immer füreinander da zu sein. Sie hatte sich stets mehr als Lizzie, die Vernünftige, gesehen, nicht als die waghalsige Laura. «Hast du Angst, dass ich langsam dahinschwinden werde?»
    «Keine Sorge, Liebes.» Beas Lächeln sah beinahe wie ein Zähnefletschen aus. «Ich werde für dich abbeißen.»
    Addie wusste, dass sie nur scherzte, trotzdem musste sie plötzlich daran denken, wie Bea Frederick angelächelt und er auf eine ganz besondere Art nur für sie gelacht hatte. Sie hatte Bea ihre Schönheit und ihren Charme nie geneidet. Es war immer ganz natürlich für sie, dass Bea bei allem den Vorrang hatte, beim Spielen, beim Sport, bei den Männern.
    Sie ließ ihr gern den Vortritt, aber nicht in diesem Fall, nicht, wenn es um Frederick ging, auch wenn sie gar kein Anrecht auf ihn hatte.
    Bea stellte hastig ihr Glas weg. «Mach nicht so ein Gesicht, Liebes. Das war doch nur ein Scherz.» Sie warf einen Blick zur Tür. «Ich beiße selten.»

London, 1999
    I ch fand gleich, dass sie wie ein Luder aussieht», sagte Clemmie gedankenlos.
    Der Marquis lachte leicht schockiert. «Und ich finde, sie hat eine gewisse Ähnlichkeit mit Ihnen. Nicht in diesem Sinn», fügte er schnell hinzu. «Ich meine … Das heißt …»
    Und dabei wusste er nicht einmal von den pinkfarbenen Dessous. «Nett von Ihnen», sagte Clemmie.
    Der Marquis hatte immer noch Mühe, sich nach seinem Fauxpas zu fassen. «Sie war eine große Schönheit», erklärte er. «Man nannte sie damals die Debütantin der Dekade. Mein Großvater war überaus stolz darauf, sie erobert zu haben.»
    Bei dem Blick, mit dem er sie ansah, als er das sagte, wurde Clemmie ein wenig heiß. «Die Männer wollten sie haben, und die Frauen wollten wie sie sein?», scherzte sie.
    «Genau», bestätigte der Marquis. «Genau so war es. Jedenfalls vor dem Skandal.»
    «Ach, es gab einen Skandal?» Clemmie fragte sich, ob Paul seinen Sancerre schon bekommen hatte und vom Wein beschwingt einigermaßen erträglich sein würde, wenn sie an den Tisch

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