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Ashford Park

Ashford Park

Titel: Ashford Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Willig
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kurz, während er Salzstangen in eine Schale kippte. «Bringst du die mal rüber ins Arbeitszimmer?»
    Die Schale war so neu, dass unten drauf noch das Preisschild klebte:
Crate & Barrel, 3 . 95 .
Jon hatte den Eiskübel bekommen und Caitlin offenbar das Geschirr. Warum hatte sie unbedingt ihren Kommentar zu dem blöden Eiskübel geben müssen? Sie hätte sich doch denken können … aber wie ging man mit diesen Dingen um? Sollte man einen Scherz daraus machen? So tun, als wäre nichts passiert? Eine Scheidung war nun einmal nicht so leicht wegzustecken.
    Sie konnte wahrscheinlich froh sein, dass sie und Dan nicht verheiratet gewesen waren. Die Trennung war vergleichsweise einfach gewesen, ein paar Klamotten und diverse Toilettenartikel, kaum genug, um eine Einkaufstasche zu füllen. Nichts hatte ihnen gemeinsam gehört. Es war alles noch ‹seins› und ‹ihrs› gewesen.
    Clemmie stellte die Schale mit den Salzstangen auf Jons Schreibtisch neben den Computer und einen Stapel brauner Ordner. Im Gegensatz zum Wohnzimmer wirkte dieser Raum schon bewohnt. Es war eigentlich nur eine Kammer, gerade groß genug für Jons Schreibtisch, einen Aktenschrank und eine rote Zweisitzer-Couch mit rot karierten Polstern und einer großen Häkeldecke, die längst nicht mehr neu war. An der Wand über dem Schreibtisch hingen Bücherborde, in denen schon ein paar Bücher standen, vor allem Werke über England und die Engländer.
    Auf dem obersten Ordner des Stapels auf dem Schreibtisch stand in Jons nachlässiger Druckschrift
Scheidung
.
    «Das ist für das Buch.» Jon schob die Schale mit den Salzstangen zur Seite und stellte ein Tablett mit einer Schale, einer Flasche und zwei Gläsern ab.
    Clemmie fuhr zusammen und drückte ihre Hand auf den Ordner, bevor er vom Schreibtisch rutschen konnte. Es war nicht ihre Absicht gewesen … egal.
    «Das Buch, an dem du gerade arbeitest?», fragte sie ein bisschen zu lebhaft.
    Jon zog nur eine Augenbraue hoch. Verdammt. Er wusste genau, was sie gedacht hatte. «Es gibt ein Kapitel über den Anstieg der Scheidungsrate nach dem Krieg, um den Zerfall der Vorkriegskonventionen zu illustrieren, die bis dahin für den Zusammenhalt und die Macht der herrschenden Klasse gesorgt hatten.» Jon goss Scotch in ein Glas und hielt es ihr hin. «Prost.»
    «Danke.» Clemmie setzte sich mit ihrem Glas aufs Sofa, das überraschend bequem war. Am Schreibtisch schenkte Jon sich ebenfalls ein Glas ein. Während sie geduscht hatte, hatte er sich umgezogen und das korrekte Hemd und die Khakihose gegen Jeans und T-Shirt getauscht. «Das ist wirklich sehr nett von dir», sagte sie.
    «Ach, schonst du mich jetzt plötzlich?» Das Sofa ächzte, als er sich neben sie setzte und sich zurücklehnte. Freundlicher sagte er: «Ich weiß, das ist jetzt eine harte Zeit für dich. Wir können unsere gewohnten Feindseligkeiten ja später wiederaufnehmen.»
    «Es ist nicht nur für mich hart», entgegnete sie. «Wie geht es dir denn?»
    Jon schien überrascht und dankbar zu sein. «Na ja … auch nicht gerade blendend.»
    Clemmie nickte und wollte ihm damit zu verstehen geben, dass sie es verstand. Was sie ja auch tat. Zum Teil jedenfalls. Soweit man eine aufgelöste Verlobung mit einer Scheidung vergleichen konnte.
    Jon lehnte den Kopf an die Rückenlehne des Sofas. «Addie hat eine Menge für mich getan. Sie bedeutet mir viel.»
    Hä? Clemmie hatte von der Scheidung gesprochen, nicht von Granny. Sie hielt sich gerade noch zurück, bevor sie damit herausplatzte, und beschränkte sich auf ein weiteres Nicken, während sie den Drang unterdrückte, ihn darauf hinzuweisen, dass Granny ja nicht seine Großmutter war.
    Was sollte das denn? Hatte er deshalb kein Recht zu trauern?
    «Weißt du, dass ich ihretwegen nach dem Bachelor weiterstudiert und meinen Magister gemacht habe?», fragte Jon.
    Clemmie schüttelte den Kopf. «Nein.»
    Jon starrte auf das Bücherbord, einen in die Vergangenheit gerichteten Ausdruck im Gesicht. «Ich war gerade in Yale fertig. Ich hatte keine Ahnung, was ich machen wollte. Dann hab ich diesen Beraterjob angenommen, erinnerst du dich?»
    «Ja.» Daran erinnerte sie sich. «Deshalb warst du damals in Rom.»
    Wo war das denn jetzt hergekommen? Sie redeten doch nie über Rom. Das war ungeschriebenes Gesetz.
    Jon sah sie forschend an. Clemmie senkte hastig den Blick und hielt ihr Glas fester. «Kurz und gut, ich hatte vor, danach entweder Jura oder Wirtschaft zu studieren, weil alle anderen das auch taten.

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