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Ashford Park

Ashford Park

Titel: Ashford Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Willig
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weil sie dich mochten.»
    «Ich war da, weil mein Vater deine Tante geheiratet hatte», korrigierte er. «Das ist nicht das Gleiche.»
    «Ich habe dich immer so beneidet», sagte Clemmie. «Tante Anna war so lustig. Mutter hat die ganze Zeit gearbeitet, und wenn nicht, habe ich gewünscht, sie
würde
arbeiten. Und du hast mit Tante Anna und Onkel Leonard in dieser coolen Wohnung mit der Wendeltreppe auf der West Side gewohnt.»
    «Und zugehört, wie sie sich gegenseitig das Porzellan um die Ohren geknallt haben, ja. Und mich dabei gefragt, wie lang das noch so gehen würde, ehe es endgültig vorbei wäre.»
    Clemmie starrte ihn an.
    Jon legte den Kopf in den Nacken und schaute gedankenverloren zur Zimmerdecke hinauf. «Sie haben sich gestritten. Ununterbrochen. Was glaubst du denn, warum ich so viel bei Addie war? Weil ich bei ihr meine Hausaufgaben machen konnte, ohne Angst haben zu müssen, eine fliegende Untertasse an den Kopf zu bekommen.»
    Clemmie wischte sich die feuchten Haare aus dem Gesicht. Jons Vater war ein berühmter und für seinen Jähzorn berüchtigter Theaterautor gewesen. Clemmie hatte kaum Erinnerungen an ihn. Er war nicht der Typ für Familienfeiern. «Ich wusste ja nicht, ich hatte keine Ahnung …»
    «Mann, Clem. Schau mich nicht so an. So schlimm war’s auch wieder nicht.» Einen Moment lang war er wieder der überhebliche kleine Privatschulschnösel, den sie in Erinnerung hatte. «Du hast schon recht. Anna war wirklich lustig», räumte er ein. «Wenn sie da war. Dann war ich ungefähr drei Tage lang ihr liebstes Hobby, bis sie wieder verschwunden ist, um sich mit anderen Dingen zu befassen. Genauer gesagt, mit anderen Männern. Sie hat meinen Dad dauernd betrogen.»
    Clemmie war sprachlos.
    «Aber wahrscheinlich hat mein Dad sie zuerst betrogen.» Jon trank einen Schluck. «Es war nicht gerade schön.»
    «Warum hast du nie was gesagt?»
    «Was hätte ich denn sagen sollen? Wir waren damals nicht gerade Busenfreunde, soweit ich mich erinnere. Außerdem war es für Anna Ehrensache, deine Mutter auf keinen Fall was merken zu lassen. Deine Mutter hat diesen missbilligenden Blick drauf.»
    «Ja, ich weiß genau, was du meinst», sagte Clemmie schnell. «Verlass dich drauf, ich kenne den Blick.»
    John lehnte sich noch etwas weiter nach rückwärts, immer noch das Glas auf seinem Bauch. Unter dem hochgerutschten Hemd zeigte sich ein Stück durchtrainierten Körpers, noch von der Sonne Carolinas gebräunt. «Was für ein Chaos. Deine Eltern, meine Eltern, Anna.» Er lachte kurz auf, ohne Erheiterung. Dann hielt er sein Glas fest und setzte sich wieder aufrecht. «Kein Wunder, dass keiner von uns eine halbwegs normale Ehe hinkriegt.»
    «Hey!» Clemmie wusste selbst nicht, warum die Bemerkung sie ärgerte, aber es war so. «Das weißt du doch gar nicht. Und außerdem, denk an Granny Addie und Grandpa Frederick.»
    «Ja, klar», sagte Jon mit einem seltsamen Blick. «Die beiden.»
    Clemmie kniete sich auf. «Eine einzige schlechte Erfahrung, und du gibst auf?»
    Jon strich mit der Hand leicht über ihre Finger. «Und wo ist noch mal dein Verlobungsring?»
    Clemmie zog hastig ihre Hand zurück. «Wenigstens weiß ich, wann ich Schluss machen muss. Wenn du dir früher überlegt hättest, mit Caitlin Schluss …» Erschrocken brach sie ab. Manche Schläge gingen einfach zu weit unter die Gürtellinie. Aber es war zu spät, sie konnte ihre Worte nicht zurücknehmen.
    «Glaubst du, ich hätte darüber nicht nachgedacht?», entgegnete Jon. Sein Gesicht verdunkelte sich. «Aber was zum Teufel, vielleicht lag es gar nicht an Caitlin. Vielleicht wäre es mit jeder Frau so gelaufen. Vielleicht ist die vielgepriesene ewige Liebe nichts als eine große Lüge.»
    «Du bist doch nur ein Drückeberger», sagte Clemmie scharf. «Aber warum sollte mich das überraschen? Das war schon immer so.»
    Jon drehte sich ganz langsam um und sah sie mit zusammengekniffenen Augen an. «Was soll das heißen?»
    Er wusste genau, was es heißen sollte. Von Anfang an hatten sie jedoch diese unausgesprochene Abmachung, über bestimmte Dinge einfach nicht zu reden. Sie unter den Teppich zu kehren, so zu tun, als wäre nie etwas gewesen und alles wäre in bester Ordnung.
    Clemmie war es satt. Bis obenhin.
    Er wollte wissen, was das heißen sollte? Sie sah ihm direkt in die Augen. Sie waren sich so nahe, dass sie den Alkohol in seinem Atem riechen konnte.
    Es war Zeit, endlich offen zu sein.
    «Ganz einfach», sagte sie.

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