Ashton, der Heißbluetige
Mühe, hier zu bleiben und aufzuräumen. Ich werde schon bald abreisen.“
Er starrte auf das Meer hinaus. Das gedämpfte Licht der Morgendämmerung war für seine brennenden Augen eine Wohltat. Es war wie in Fair Badden. Er hätte gerne heute früh einen Spaziergang gemacht, wie er es so oft dort getan hatte. Er wäre gerne durch das taufeuchte, schimmernde Gras gegangen, mit diesem närrischen Hund Stella, der um ihn herumtollte, und Rhiannon an seiner Seite.
Mit einem erschöpften Seufzen stützte er sich mit den Armen an dem Fenster ab und ließ müde seinen Kopf dagegensinken. Solche simplen Vergnügungen waren ihm nicht bestimmt. Er hatte einen Ruf zu wahren, den Erwartungen zu entsprechen.
„Nein. Keine Hirngespinste voller Sonnenschein für mich“, sagte er halblaut zu sich selbst. „Nicht wenn eine Nacht mit den Versprechen ungenannter Lustbarkeiten lockt.“
„Ash Merrick, Ihr seid ein Lügner.“
Er fuhr herum. Sie stand in einem Strahl fahlen Lichtes, eine Wolke silberner Spitze bauschte sich über ihren bloßen Füßen, und ihre Schultern erhoben sich aus den Rüschen am Ausschnitt ihres Nachthemdes wie die der Venus aus den Wellen.
Er schluckte. Das war alles, was er tun konnte. Er war zu müde, zu erschöpft, und sie war zu schön. Er hatte sich Mühe gegeben, Gott war sein Zeuge, wie er sich Mühe gegeben hatte, sie vor Carr und Watt und vor allem sich selbst zu schützen.
Aber er hatte keine Kraft mehr, er war völlig ausgewrungen, der letzte Tropfen Selbstbeherrschung war verschwunden, und dabei hatte er ohnehin nie viele gute Absichten gehabt. Er wollte sie, sehnte sich nach ihr, verlangte nach ihr, begehrte sie und brauchte sie, und sie war hier, in seinem Schlafzimmer, in das graue Licht der wolkenverhangenen Morgendämmerung gehüllt, das ihre zarte Haut betonte, ihren weichen, vom Schlaf gezeichneten Mund voller erscheinen ließ.
Aber er bemühte sich. Er bemühte sich immer noch. „Wenn Ihr einen Schritt weiter in dieses Zimmer macht“, warnte er sie, „dann werde ich Euch nicht gehen lassen, bis ich zwischen Euren Schenkeln gelegen habe.“
Sie sah ihm fest in die Augen und machte einen Schritt in das Zimmer.
28. Kapitel
Ash war bei ihr, bevor sie einen weiteren Schritt machen konnte. Er riss sie an sich, ging ein wenig in die Knie und hob sie auf seine Arme, als wöge sie nicht mehr als eine Feder. Entschlossen durchschritt er den Raum, trat die Tür zu dem angrenzenden Zimmer auf und blieb auf der Türschwelle stehen.
Es fiel nur wenig Licht durch die langen, schmalen Fenster, die aufs Meer hinausgingen. Ein Sturm kam von Norden über das Meer herangezogen und tauchte den grauenden Morgen in schmutziges Blaugrau und den Raum in Zwielicht. Ein großes Himmelbett, das mit der darauf liegenden unbenutzten Steppdecke wie ein Opferaltar aussah, stand in der Mitte.
An den Fenstern rüttelte der plötzlich auffrischende Wind und weckte Ash aus seiner Erstarrung. Er trug Rhiannon zu dem Bett, legte sie in die Mitte und folgte ihr sogleich, sie zwischen seinen Armen gefangen haltend. Leise Furcht verdunkelte das Goldgrün ihrer wunderschönen Augen. Zu spät. Auf zitternden Armen stützte er sich über ihr ab.
Er betrachtete sie hungrig aus verhangenen Augen, verschlang sie mit seinen Blicken, verharrte auf den fächerförmig über die Decke ausgebreiteten Haaren und wanderte tiefer zu dem spitzenbesetzten Ausschnitt ihres dünnen Nachthemdes. Es enthüllte die cremige Haut ihres Halsansatzes und das seidige Fleisch, das sich über ihrem zarten Schlüsselbein spannte. Der Ausschnitt endete an dem samtig schattigen Tal zwischen ihren Brüsten. Sie war im vergangenen Monat dünner geworden.
„O Ash“, sagte sie, hob die Hand und fuhr mit ihrem Finger zärtlich über die Schwellung unter seinem verletzten Auge.
Sie zerstörte ihn. Sie rettete ihn. Er presste sein Gesicht in ihre Hand und drückte einen sengenden Kuss auf ihre Handfläche.
Er wollte sie nicht mit Gewalt nehmen oder wie ein Tier in der Brunft... er wollte sie mit seinem Körper lieben.
Langsam ließ er sich auf sie niedersinken, drückte sie in die dicke Federmatratze, in der Absicht, sie nur zu küssen. Er beugte sich vor, seine Lippen berührten die ihren.
Ihm wurde schwindelig vor Lust. Ihre Lippen waren so voll und warm, wie er sich erinnerte, aber weicher jetzt, und sie öffneten sich ein wenig, schüchtern und atemlos zuerst, um ihn einzulassen. Er trank ihren Atem, erforschte mit seiner Zunge ihre
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