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Ashton, der Heißbluetige

Titel: Ashton, der Heißbluetige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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Zögern in ihrer Stimme.
    „Ich hatte von ihm gehört.“
    „Wie war er?“
    „Er war ein feiner, anständiger Mann“, antwortete Gunna knapp, und Rhiannon war unzufrieden.
    Die alte Frau schlurfte zum Schrank mit den beiden breiten Schubladen und öffnete ihn. Sie musterte den Inhalt einen Moment, bevor sie ein blassblaues Wollkleid herausnahm. „Das hier wird Euch auf Eurem Spaziergang warm halten, Miss. Denn heute Morgen ist es kalt. Ihr solltet Lady Fia um einen Umhang bitten, wenn Ihr Euch in die Nähe des Meeres begeben wollt.“ Sie erschauerte leicht. „Kann nicht begreifen, was Euch dorthin ziehen sollte.“
    Rhiannon stand auf, um sich von Gunna das Oberteil des Kleides überstreifen und im Rücken schließen zu lassen. „Wie war er? Ich kann mich kaum noch an ihn erinnern.“
    „Euer Vater?“ erkundigte sich Gunna. „Ich dachte, Ihr wolltet Euch nicht erinnern. An nichts. Das habt Ihr mir doch gesagt an dem Morgen nach Eurer Ankunft hier, und das ist gerade erst eine Woche her.“
    „Ich werde mich nicht erinnern“, flüsterte Rhiannon. „Ich . . . ich denke nicht, dass ich ihn gut genug kannte, um mich an ihn zu erinnern. “
    Ab und zu konnte sie jetzt manchmal schwach den rollenden Zungenschlag ihrer Mutter in ihrer eigenen Stimme hören. Das verstörte sie. Sie gehörte nach Fair Badden, nicht hierher. Doch langsam, Tag für Tag, spürte sie, wie ihr früheres Ich von ihr abglitt und ein neues Wesen entstand, seine Stelle einzunehmen, ein ungezähmtes Geschöpf mit einem schottischen Akzent und, wenn man Fia Merrick trauen durfte -was man nicht konnte -, mit furchtlosem, unergründlichem Blick.
    „Oh, dann ist es etwas anderes“, erwiderte Gunna spöttisch und streckte ihre Hand aus, um Rhiannon zu stützen, als sie in den auf dem Boden ausgebreiteten Wollrock stieg.
    „Gunna, bitte“, sagte Rhiannon, während die alte Frau den Stoff über die versteiften Unterröcke zog, die Rhiannon den Reifröcken vorzog.
    Die Alte seufzte tief auf. „Er war ein ehrenwerter Mann
    und ein treuer Verbündeter, Miss Russell. Als die McClairen zu den Waffen riefen, kam Ihr Vater sofort und brachte so viele Männer mit, wie er konnte.“
    „Aber wie war er?“ hakte Rhiannon nach.
    „Ich kannte ihn nicht.“ Gunna schüttelte den Kopf.
    Es war nicht mehr, als sie erwartet hatte. Wo sollte eine alte Dienstmagd einen Clanführer kennen gelernt haben?
    „Gibt es hier irgendwo in Wanton's Blush vielleicht jemanden, der sich an ihn oder meine Mutter oder meinen Bruder erinnern könnte? Der mir von ihnen berichten könnte?“ Gunna schüttelte den Kopf. „Das hier war das Land der McClairen, nicht Russell-Land. “
    Rhiannon ergriff Gunnas Hand. „Aber meine Familie war mit den McClairen verbündet. Vielleicht gibt es doch einen McClairen hier, der meine Familie gekannt hat?“
    Gunna zögerte.
    „ Gunna? Bitte. Als ich herkam, dachte ich, mich würden die Geister der im Auftrag Cumberlands Gemordeten verfolgen. Aber wenn es hier Gespenster gibt, dann sind sie ein furchtsamer Haufen und müssen erst aus ihren Verstecken gelockt werden, damit sie ihre Geschichten erzählen.“
    „Die McClairen sind ein geächteter Clan, Miss“, sagte Gunna und befreite ihre Hand sanft aus Rhiannons leichtem Griff.
    „Ich möchte doch nur die Geschichten hören, Gunna.“ Wann war ihr das so wichtig geworden? „Die Geschichten, die meine Mutter mir nie erzählen konnte. “
    Gunna starrte sie eine Sekunde lang an, dann räusperte sie sich. „Werdet Ihr heute Morgen wieder mit Mr. Donne spazieren gehen?“
    Enttäuschung legte sich über Rhiannons Züge. Offensichtlich hatte Gunna entschieden, dass sie nicht vertrauenswürdig war. Sie hätte schwören können, dass die alte Frau den einen oder anderen McClairen kannte. Nun, der einzige Weg, ihr Vertrauen zu erlangen, lag darin, ihr keine Geständnisse abzupressen.
    „Nein“, entgegnete sie. „Nicht heute.“
    Thomas Donne hatte es sich zur Angewohnheit werden lassen, ihr bei einem vorzeitigen Frühstück Gesellschaft zu leisten und sie dann auf ihrem Spaziergang durch den rückwärtigen Garten zu begleiten. Er war gut aussehend, weltgewandt, und seine Aufmerksamkeiten waren rücksichtsvoll
    und angenehm. Aber heute würde sie ein geruhsamer Streifzug durch die zur See hin liegenden Gärten nicht zufrieden stellen. Heute wollte sie dem Pfad folgen, den sie von dem hinteren Tor aus erspäht hatte, ein dünnes Band, das sich um die Spitze der Klippen

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