Asmoduin: Die Nervensäge kehrt zurück (German Edition)
begann ich zögernd. »In Comics kommt es auch mal vor, das dämonische Kreaturen den Verstand einer Person …«
»Dämonen? Papperlapapp!« Asmoduin machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ich sehe schon: Dein Bildungsstand entspricht ungefähr dem eines Pantoffeltierchens. Ich werde also weiter ausholen müssen.« Er zeigte mit den Armen,
wie
weit, wobei er wie zufällig auf den Kühlschrank deutete. »Wie wär’s währenddessen mit einem kleinen Dessert? Mit vollem Mund erzählt sich’s leichter.«
»Du kannst doch unmöglich schon wieder Hunger haben«, platzte ich heraus.
Wie sich herausstellte, konnte der Höllenspross sehr wohl. Kurz darauf hockte er über einem Familieneimer Schokopudding, löffelte braune Pampe und erteilte mir Nachhilfe in Hel’scher Politik.
»Der oberste Herrscher der Unterwelt wird Fürstkanzler genannt«, erklärte er schmatzend. »In der Vergangenheit bekleideten diesen Posten Berühmtheiten wie Belial II . oder Mephistophilos der Große …«
»Nie gehört«, gestand ich.
Der kleine Teufel verzog herablassend das Gesicht. »Herrje, weißt du denn gar nichts? Belial II . war verantwortlich dafür, dass deine dämlichen Vorfahren aus dem Paradies rausgeschmissen wurden. Der Trick mit der Schlange, du erinnerst dich?«
Ich nickte verhalten.
»Ein
großer
Teufel«, trompetete Asmoduin und versprühte dabei Pudding über den halben Esstisch. »Nach ihm regierten Ahriman der Haarige, Sabatzior der Faulige und schließlich Mephistophilos, dem ihr Sterblichen einige der größten Epidemien, Seuchen und Massenvernichtungswaffen verdankt, die eure Welt kennt.« Er rammte seinen Löffel tief in den Eimer. »Seit mittlerweile fast 1500 Jahren leitet ein Abkömmling der Baal die Geschicke Hels:
mein
Urururgroßvater Shaitan III .« Asmoduin reckte voller Stolz die Brust. »Du siehst, Schwabbel: Dir wird eine ungeheure Ehre zuteil, mit einem Angehörigen einer der einflussreichsten Familien Hels an einem Tisch sitzen zu dürfen!«
Ich behielt für mich, dass ich auf diese Ehre gut hätte verzichten können. Mit einem Kopfnicken forderte ich ihn auf fortzufahren.
»Der Fürstkanzler ist wie gesagt der oberste Obermacker, sein Wort ist Gesetz. Wer nicht spurt, wird zerkaut.«
»Zerkaut?«
»Zerkaut! Urururopi ist ziemlich groß, weißt du?«
Ich wollte es gar nicht wissen.
»Ihm untersteht ein Rat von sechshundertsechsundsechzig Ministern. Worin genau deren Aufgaben bestehen, wie ihre Rangfolge untereinander aussieht oder nach welchen Kriterien sie auf ihre Posten gelangen, weiß niemand so genau. Im Grunde ist das auch nicht weiter wichtig. Ist bloß Politik.« Er lachte meckernd. »Was dagegen wichtig ist – und hier kommen wir zu dem Punkt, den du eben unwissentlich angeschnitten hast, Schwabbel: Den Ministern untersteht das
Ressort für
Besessenheit
.«
»Ach?« Etwas Besseres fiel mir nicht ein. »Soll heißen?«
»Soll heißen, sie übernehmen aus der Ferne das Denkzentrum ausgesuchter menschlicher Individuen und steuern für eine gewisse Dauer deren Handeln und Tun.« Mit konzentrierter Miene kratzte Asmoduin letzte Puddingreste aus dem Eimer.
Ich sah ihn mit großen Augen an. »Du willst sagen, diese Minister ergreifen Besitz von Menschen und bringen sie dazu, Dinge zu tun, die anderen schaden?«
»Zehntausend Punkte für Professor Schwabbel!« Der kleine Teufel schleuderte den Löffel beiseite und stieß einen weiteren markerschütternden Rülpser aus.
»Aber dann wäre es doch theoretisch möglich, dass einer von ihnen in Mr Palmentari gefahren ist und nun versucht …«
»Ah-ah-ah!« Asmoduin wackelte mit dem erhobenen Zeigefinger in der Luft herum. »Die Minister wählen für solche Übernahmen grundsätzlich Menschen aus, die über großen Einfluss und Macht verfügen: Kaiser, Könige, Diktatoren oder zumindest ranghohe Politiker. Sonst lohnt sich der Aufwand nicht.« Er funkelte mich vielsagend an. »Und jetzt weißt du auch, wie diverse eurer großen Kriege zustande gekommen sind.« Zufrieden verschränkte Asmoduin die Arme über dem Kugelbauch.
Mich schauderte. »Du meinst, jedes Mal, wenn in der Weltgeschichte irgendwo ein Staatsoberhaupt einem anderen den Krieg erklärt hat, steckte in Wahrheit einer dieser sechshundertsechsundsechzig Höllenminister dahinter?«
»Nicht hinter
jedem
Krieg. Für manche Katastrophen wart ihr auch ganz allein verantwortlich.« Asmoduin grinste schadenfroh. »Manchmal fahren die gewitzten Kerle auch in irdische Wissenschaftler
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