Asmoduin: Die Nervensäge kehrt zurück (German Edition)
und sorgen dafür, dass ihnen ein paar bahnbrechende Erfindungen glücken. Ohne unsere technische Schützenhilfe hätte es zum Beispiel etliche Jahre länger gedauert, bis ihr endlich die Atombombe …«
»Wie äußert sich so ein Fall von Besessenheit?«, unterbrach ich ihn.
»Auf den ersten Blick gehen die Betroffenen brav ihren gewohnten Beschäftigungen nach: Herrscher herrschen, Diktatoren diktieren, Erfinder erfinden …«
»… und Mathelehrer unterrichten Mathe«, fiel ich ihm ins Wort.
Asmoduin nickte. »Nur tun sie es jetzt mit dem Hintergedanken, damit so viel Leid wie möglich zu verursachen. Der Charakter des Besessenen verändert sich, hin zum Bösen.«
Ich schlug so heftig auf die Tischplatte, dass die leere Auflaufform einen Satz machte. »Genau das ist mit Mr Palmentari passiert! Von einem auf den anderen Tag wurde er ein unfairer Tyrann, der versucht, seinen Schülern das Leben so schwer wie möglich zu machen.«
»Aber nicht mal der rangniederste Höllenminister würde auf die Idee kommen, in einen
Lehrer
zu fahren«, widersprach Asmoduin. »Auf diese Weise könnte er ja höchstens ein paar Dutzend Menschen schaden. Wie gesagt, die Prozedur ist aufwendig und lohnt sich nur bei einflussreichen Personen.«
Ich machte ein enttäuschtes Gesicht. »Aber es passt wie die Faust aufs Auge!«
Asmoduin sah mich nachdenklich an. »Das tut es tatsächlich, Schwabbel. Bei genauerer Betrachtung spricht sogar noch etwas für deine Theorie: Wenn in deinem Mr Palmenpatty
tatsächlich
einer der sechshundertsechsundsechzig Minister meines Urururgroßvaters stecken würde, wäre es durchaus möglich, dass er meinen Sichtschild durchdringen konnte. Zumindest teilweise.«
Als ich ihn verwirrt ansah, fuhr er fort: »Es kommt zwar selten vor, aber ab und zu werden auch in Hel Fehler gemacht. Angenommen, eine Sekretärin wäre bei der Zuteilung eines Ministers unachtsam gewesen, dann könnte er anstatt im Kopf eines Diktators im Nahen Osten in dem von deinem Lehrer gelandet sein.«
Ich konnte nur weiter starren.
»Auch die hohe Häufigkeit des schönen Wörtchens ›nein‹ in seinem Unterricht ist ein verräterisches Indiz.« Asmoduin kraulte sich nachdenklich das Kinn. »Nicht umsonst hat einer eurer Dichter einen Angehörigen meiner Sippe mal ganz treffend beschrieben als ›Geist, der stets verneint‹.«
Dieses Zitat kannte ich. Es stammte, sofern ich mich richtig erinnerte, von Johann Wolfgang von Goethe. »Das heißt, du bist ebenfalls ein Geist, der stets verneint?«, wollte ich wissen.
»Nein!«
Der kleine Teufel schüttelte grinsend den Kopf. »Was ich sagen will: Wir können möglicherweise nicht völlig ausschließen, dass dein Lehrer besessen ist.«
»Aber was könnten wir dann tun? Gibt es ein Mittel, den teuflischen Einfluss aufzuheben?«
Versonnen wiegte Asmoduin den Kopf. »Früher wurden katholische Priester zu diesem Zweck in einem bestimmten Ritual ausgebildet. Es nannte sich ›Exorzismus‹. Aber ich fürchte, es gibt heute niemanden mehr, der noch weiß, wie es funktioniert. Ansonsten …«
»Ansonsten?«
»Die Phase der Besessenheit ist üblicherweise auf eine bestimmte Zeitspanne begrenzt, genau wie die Dauer meines momentanen Aufenthalts in der Oberwelt. Am gängigsten sind sechs Monate, seltener …«
»Sechs Monate?«
Ich sah Asmoduin entsetzt an. »Und man kann nichts dagegen tun?«
Der kleine Teufel ließ sich mit seiner Antwort Zeit. »Nun ja. Wenn du mich
extrem
nett bitten würdest – und gegen eine noch genauer auszuhandelnde Menge an braunen Köstlichkeitsquadern, Flippers und Schnudelgerichten –,
könnte
ich mich unter Umständen breitschlagen lassen, meinen Retournierer vorzeitig zu betätigen und nach Horningen zurückzukehren.«
»Hä? Wozu soll das gut sein?«
»In Horningen befindet sich zufälligerweise das Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten.« Asmoduin zog den sonderbar geformten Stift aus der Brusttasche. »Wenn ich die Verwaltung darauf aufmerksam mache, dass bei der Zuteilung eines Ministers etwas schiefgegangen ist, würden sie ihn sofort zurückholen. Schon allein aus Kostengründen. Man benötigt verdammt viel Energie, um einen Teufel im sechstausend Kilometer entfernten Körper eines Sterblichen festzuhalten. Und für einen popeligen Mathelehrer lohnt sich das nicht.«
Ich war sprachlos. Hatte ich mich gerade verhört? Hatte Asmoduin tatsächlich angeboten, mir einen Gefallen zu tun?
»Das würdest du machen?«, vergewisserte ich
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