Asmoduin: Die Nervensäge kehrt zurück (German Edition)
wüsste er über den Höllenspross ebenso gut Bescheid wie ich. Dann wandte er sich ab und setzte seinen Rundgang fort.
Mir blieb für den Augenblick nichts anderes übrig, als mich wieder den Aufgaben des Tests zu widmen.
Wenig später gab der erste Schüler ab. Es war Faust. Wie zu erwarten, war sein Blatt leer bis auf den Namensschriftzug in der oberen rechten Ecke.
Palmentari schien für diese Stunde ansonsten nichts weiter geplant zu haben, denn er gestattete Faust, sein Zeug zu packen und zu gehen.
Als der Klassenschläger an meinem Platz vorbeikam, wo ich nach wie vor fleißig rechnete, zischte er mir ins Ohr: »Lass dir ja nicht einfallen, in diesem Kacktest mehr als vier Noten besser zu sein als ich, Hippo. Sonst mach ich dich kapu-hutt!«
Ich blickte nicht auf. Es war die übliche Standarddrohung, die Faust mir aus den unterschiedlichsten Gründen mindestens einmal die Woche angedeihen ließ. Abgesehen davon hielt ich es für unwahrscheinlich – trotz meiner Mathekenntnisse –, dass ich tatsächlich gut genug abschneiden würde, um mir die angekündigte Tracht Prügel zu verdienen.
Irgendwann war auch ich fertig. Ich gab ab, packte zusammen und verließ den Saal, gefolgt von einem ziemlich kleinlauten, noch immer wehleidig seine Nase befummelnden Jungteufel.
KAPITEL 6
in dem jemandem ungewollt ein Alibi verschafft wird
»Splitterbruch und Milzriss! Was für eine Unverschämtheit! Wie kann dieser Versager es wagen, einen Spross der Baal derartig auflaufen zu lassen? Er kann von Glück reden, dass wir uns nicht zufällig sechstausend Kilometer tiefer befinden. Sonst könnte er sich auf etwas gefasst machen!«
»Wenn ich mich recht erinnere, hat Mr Palmentari sich nur gegen die dämlichen Streiche gewehrt, mit denen ein gewisser Spross der Baal
ihn
auflaufen lassen wollte«, gab ich zurück.
»Rinderwahn und Vogelgrippe«, zeterte Asmoduin neben mir weiter. »Dieser Palmenheini verdient einen Tritt in den Hintern, und zwar von einem mit glühenden Hufeisen beschlagenen Superriesenackergaul, der …«
Mit einem Seufzen schaltete ich meine Ohren auf Durchzug und überquerte hastig den Schulhof.
»… würde mein Ururururgroßonkel, der Herr der Unterwelt, ihm bei lebendigem Leibe die Gedärme im Wanst rösten und sie ihm bei vollem Bewusstsein zum Abendessen servieren«, nölte Asmoduin weiter und beeilte sich, mir zu folgen. »Mit Knödeln und Kraut!«
Ich erreichte das Haupttor und trat ins Freie. Doch bevor ich mich in Richtung Bushaltestelle wenden konnte, erstarrte ich mitten in der Bewegung.
Dieser Schultag war offensichtlich noch nicht ganz vorbei!
In der Nähe des Schultors gab es einen reservierten Parkplatz für Lehrer. Vor dem knappen Dutzend Autos, das wie jeden Tag dort stand, parkten drei gelbe Fahrzeuge des Pannendienstes. Männer mit Schirmmützen und Overalls werkelten an den Motoren der Pkws herum, unter den wachsamen Augen diverser Lehrer und Lehrerinnen. Eine von ihnen – der knallrot gefärbte Haarschopf wies sie als Mrs Berglund aus, meine Kunstlehrerin – hatte einen Schüler am Wickel, den ich anhand seiner stämmigen Statur und der unreinen, an rohes Hackfleisch erinnernden Gesichtshaut sofort erkannte.
Es war Oleg »Faust« Brimsky.
»Was fällt dir nur ein?«, hörte ich Mrs Berglund keifen, als ich mich vorsichtig näher schlich. »Hast du eine Ahnung, was es kostet, die Zündkabel an einem halben Dutzend Autos zu erneuern, junger Mann? Deine Eltern werden sich über diese Rechnung ganz gewiss nicht freuen!« Sie versuchte, Faust kräftig durchzuschütteln. Da er ein gutes Stück schwerer und außerdem einen halben Kopf größer war als Mrs Berglund, misslang dies gründlich.
»Ich weiß gar nicht, was Sie von mir wollen«, gab Faust mit übertriebener Entrüstung zurück. »Ich hab Ihnen schon gesagt, dass ich mit dieser Sache nichts zu tun habe. Zu der Zeit, als irgendwer Ihre dämlichen Zündkabel durchgeknipst hat, saß ich brav im Unterricht.«
»Das werden wir überprüfen, verlass dich drauf!«, mischte sich Mr Bach aus dem Hintergrund ein. Er unterrichtete Latein und Physik, und jeder wusste, wie sehr er seinen alten Porsche liebte. Die Wut darüber, dass sich jemand an dem Wagen zu schaffen gemacht hatte, hatte sein wieselartiges Gesicht rot anlaufen lassen.
»Tun Sie, was Sie nicht lassen können.« Mit einem gleichgültigen Achselzucken wandte sich Faust ab. Dabei fiel sein Blick auf mich. Prompt hellte sich sein pickliges Gesicht auf.
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