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Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle

Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle

Titel: Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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interessiert – sei nicht interessiert!
    »Bisschen viel für ’n olles Stück Holz«, bemerkte ich. »Woher stammt die?«
    Der kaffeebraune Riese entblößte zwei Reihen strahlend weißer Zähne und verschränkte die Arme. »Alles an Stand echt«, behauptete er radebrechend. »Kunsthandwerk aus Afrika, gemacht von Vater von Vater von Vater von Vater!«
    Sehr gewitzt. Eben noch hatte der Mann völlig akzentfrei gesprochen. Ein beliebter Trick, um einen übertriebenen Preis zu rechtfertigen. Dummerweise ahnte er nicht, dass er einen Profi vor sich hatte.
    »Sieht mir eher aus wie
Made in Hongkong
«, erwiderte ich trocken.
    Zweite eiserne Regel beim Besuch von Trödelmärkten:
Wenn dir etwas gefällt – mach es schlecht!
    Ich griff vorbei an Holzelefanten und bunten Wackelkopfschildkröten und nahm die Maske in die Hand.
    Als ich das dunkle Holz berührte, durchfuhr ein Kribbeln meine Finger, wie ein schwacher elektrischer Schlag. Nur einen Sekundenbruchteil später war es vorüber. Ich konnte nicht sagen, ob ich es mir nur eingebildet hatte oder nicht.
    Heute bin ich klüger.
    Ich drehte die Maske vorsichtig hin und her. Mein Interesse wuchs, als ich drei Reihen winziger, Zahlen ähnlicher Symbole entdeckte, die in die Stirn zwischen den Hörnern sowie quer über die Wangenknochen eingeritzt waren. Sie sahen ziemlich kompliziert aus und erinnerten entfernt an eine mathematische Formel.
    Aus Gründen, auf die ich später noch zu sprechen kommen werde, stand für mich spätestens jetzt fest, dass ich das Ding haben wollte.
    »Afrika, was?« Ich deutete auf die sonderbaren Ziffern. »Und der Großvater Ihres Großvaters wusste, was ein trigonometrischer Tangentialsinus ist?«
    Die Zahlen stellten alles dar, bloß keinen trigonometrischen Tangentialsinus. Wenn ich ehrlich war, hatte ich nicht die geringste Ahnung, um was für eine Art Formel es sich handeln könnte. Mein Plan ging dennoch auf.
    »Tangen- …
was?
« Mein Gegenüber nahm mir die Maske aus der Hand und musterte sie verwirrt. »Ich kann mich gar nicht erinnern, dass ich dieses Ding mit den anderen Sachen ausgepackt habe«, murmelte er – mit einem Mal wieder gänzlich ohne Akzent. »Ist die wirklich von meinem Stand?«
    Eine originelle Masche, so zu tun, als kenne man seine Artikel gar nicht! War mir bisher noch nicht untergekommen.
    Ich witterte meine Chance. Die Maske mochte vierzig wert sein. Zwanzig war ich bereit, für ein scheußlich grinsendes Holzgesicht und einen entsetzten Kommentar meiner Mutter hinzublättern.
    »Ich geb Ihnen zehn«, sagte ich kühl. »Damit sind Sie gut bedient.«
    Aus dem Augenwinkel nahm ich eine Bewegung neben mir wahr. Eine wallende blonde Haarmähne schob sich in mein Blickfeld.
    »Heiliger Swarovski –
hier
steckst du also!« Zaras nörgelndem Tonfall konnte ich entnehmen, dass sie sämtliche Schmuck- und Klamottenstände des Marktes durchhatte und den Heimweg antreten wollte. (Wie ich später erfuhr, hatte sie die zurückliegenden zwanzig Minuten dazu genutzt, drei Schleiertücher, eine Stofftasche mit Batikmuster, eine Sonnenbrille mit handtellergroßen Gläsern sowie sechs in Metallicfarben lackierte Armreifen zu erstehen.)
    Der Verkäufer hatte unterdessen seine Musterung der Maske beendet. Er schien sich noch immer nicht recht klar zu sein, was es mit dem Ding auf sich hatte. »Ich habe …«, begann er unsicher.
    »Ja, ja, ich weiß«, kam ich ihm zuvor. »Sie haben eine Frau und zwölf hungrige Kinder zu Hause. Zwanzig?«
    »Fünfundzwanzig!« Offenbar hatte er den Entschluss gefasst, dass fünfundzwanzig Mücken für einen Artikel, der gar nicht auf seiner Verkaufsliste stand, besser waren als fünfzig, die man nicht bekam.
    Eine rasche Inventur meiner Hosentaschen ergab, dass ich nicht mal mehr fünfzehn Kröten bei mir hatte. Ich warf einen kurzen Seitenblick zu Zara hinüber, die ergeben nickte.
    »Fünfundzwanzig«, bestätigte ich und hielt dem Verkäufer die Hand hin. Die andere streckte ich in Zaras Richtung, die routiniert ein paar Scheine aus ihrem glitterbesetzten Geldbeutel zog und sie hineinlegte.
    Wir waren ein gut eingespieltes Team.
    Tja, so harmlos fing alles an. So und nicht anders wurde ich Besitzer einer mysteriösen, bemerkenswert hässlichen Dämonenmaske, von der niemand wusste, ob sie nun aus Afrika, Hongkong oder Buxtehude stammte.
    Woher sie wirklich kam, ahnte ich zu diesem Zeitpunkt natürlich erst recht nicht. Ebenso wenig, was ich mit meinem Kauf unwissentlich
noch
erworben hatte

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