Asperger - Leben in zwei Welten
Anregungen und Anreize bieten. Es gilt also, das individuell richtig Maà aus Kontakten und Rückzugsmöglichkeiten zu finden. Auch beim Wohnen gibt es nicht die eine ideale Lösung â eine Betroffene schildert ihre vielen »Wohnversuche« und deren Vor- und Nachteile.
Intuitiv legen viele Betroffene groÃen Wert auf ein ruhiges Privatleben mit möglichst vielen planbaren und vorhersehbaren Inhalten, die ihnen Beruhigung und Erholung ermöglichen, wie es Stefan Wepil im folgenden Erfahrungsbericht beschreibt. Manchmal ist dafür ein vollständiger Rückzug nötig, und das Alleinsein bietet autistischen Menschen ja auch zahlreiche Vorteile, denn Probleme entstehen ja erst dann, wenn jemand ihren Raum betritt oder aber sie selbst das Zimmer verlassen müssen, um mit anderen zu interagieren. Rückzugsmöglichkeiten sind also wichtig und richtig. Ebenso notwendig ist jedoch auch eine gewisse Zeit, in der Neues erlebt und erfahren werden kann. In meiner Freizeit beschäftige ich mich gern mit dem Weihnachtsfest und der Digitalfotografie. Auch setze ich mich ab und zu in ein Café oder erkunde die Natur. Es ist wichtig für mich, einen akzeptablen Kompromiss zu finden aus Kontakt- und Rückzugsmöglichkeiten, um mich einerseits erholen zu können, andererseits aber auch nicht völlig den Bezug zur AuÃenwelt zu verlieren.
Nach wie vor ist die Wohnsituation des erwachsenen Menschen mit Asperger-Syndrom häufig ein groÃes Problem. Für eine Intensivbetreuung in einem Wohnheim sind viele Betroffene zu selbstständig, sind ihre Fähigkeiten ebenso wie ihr Wunsch nach Privatsphäre zu stark ausgeprägt, für ein völlig unabhängiges Wohnen aber sind sie oft längst nicht autonom genug, vor allem im Hinblick auf kommunikative sowie lebenspraktische Fähigkeiten.
Allmählich wird aber der immense Bedarf erkannt, mehrere Organisationen erarbeiten inzwischen entsprechende Konzepte, die Finanzierung und damit die Realisierung gestaltet sich aber oft schwierig. Viele erwachsene autistische Menschen leben also nach wie vor bei ihren Eltern, da es für sie keine geeigneten Alternativen gibt. Die meisten von ihnen aber verspüren doch irgendwann den Wunsch, von zu Hause auszuziehen und ihr eigenes Leben zu gestalten. Und spätestens dann, wenn die Eltern älter werden und nicht mehr in der Lage sind, sich ausreichendum ihre Kinder zu kümmern, wird man eine Lösung finden müssen. Es müssen dann »Wohnmöglichkeiten gefunden werden, die den Besonderheiten dieser Menschen Rechnung tragen (â¦). Das Vorhandensein derartiger Einrichtungen und die Möglichkeit, in ihnen unterzukommen, ist bei vielen Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen entscheidend für eine gute Langzeitprognose« (Remschmidt u. Kamp-Becker 2006, 232). Es sollte jedem Menschen ermöglicht werden, sich eine Wohnung zu suchen, mit den Menschen dort einzuziehen, die zu ihm passen, und dort â je nach Bedarf â die Unterstützung und Begleitung zu erhalten, die ihm ein möglichst selbstbestimmtes Leben gestatten. Die Bedürfnisse sind dabei in jedem Einzelfall unterschiedlich. Nicole Höhlriegel beschreibt sehr anschaulich ihre Erfahrungen mit unterschiedlichen Wohnformen, bestehende Probleme und mögliche HilfsmaÃnahmen.
Das Bild verkörpert zwei Bereiche meiner Freizeit: Malen und Schach.
Meine Freizeitgestaltung
Stefan Wepil
Mit 16 habe ich richtig Schach spielen gelernt und bin dann Mitglied in einem örtlichen Schachclub geworden. Es werden hier Vereinsmeisterschaften und Mannschaftskämpfe gegen andere Städte sowie Stadtmeisterschaften ausgetragen. Ich bin voll integriert, und das bedeutet Freunde treffen und Spaà haben. Manchmal bin ich auch im Revierpark meiner Heimatstadt Schach spielen gegangen. So ist Schach zu einem wichtigen Teil meiner Freizeit geworden. Ich male auch viel. Malen entspannt und gibt mir Ruhe. Gern male ich Planeten aus Science-Fiction-Serien wie Perry Rhodan, Star Wars etc. Die beschriebenen Planeten sind interessant und machen mich neugierig, wie es dort wohl aussieht und wie die Bilder wirken. Man kann sozusagen aucheigene Welten konstruieren. Beides (Malen und Schach) ist wichtig für Anerkennung, Integration und Kompensation â dadurch fühle ich mich vollwertig. Dazu dienen auch die Ausstellungen meiner Bilder. Ich habe früher auch FuÃball in der Hobbygruppe gespielt.
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