Asperger - Leben in zwei Welten
mich gemeinsam ein Bad, allerdings nur mit Waschbecken und Toilette. Dusche oder Badewanne waren nicht vorhanden. Die Küche bestand aus einem Waschbecken und zwei Kochplatten. Leider gab es Schimmel und keine funktionierende Heizung. Ich hatte Glück, dass die Mitbewohnerin nur selten da war und mich in Ruhe lieÃ. Immerhin überstand ich so die ersten vier Semester meines Studiums und hatte mein eigenes Reich.
Da es als Student offenbar üblich ist, in einer Wohngemeinschaft zu leben, lieà ich mich von einer Mitstudentin überreden, mit ihr in eine WG zu ziehen. Blauäugig wie ich war, entschied ich mich für das kleinere Zimmer in einergünstigen Zwei-Zimmer-Wohnung und freute mich darauf, endlich »normale Studentin« zu sein. Dass die Wohnung über einer Kneipe lag, bemerkte ich erst in den folgenden schlaflosen Nächten. Das zweite Wohnchaos meines Lebens (nach der Elternwohnung) nahm seinen Lauf. Die ständigen Besuche von Leuten aus unserem Semester brachten mich komplett durcheinander. Das gemeinsame Benutzen von Bad und Küche überforderte mich und machte mich zunehmend gereizt und unleidlich. Dazu kamen die trotz Ohrstöpseln schlaflosen Nächte, die mich völlig zermürbten. Ich verkroch mich immer mehr in mein kleines Zimmer, wo die einzige Oase der Ordnung und Ruhe zu sein schien, oder verbrachte die Tage in Parks oder am Main.
Im Studentenwohnheim hatte ich wieder mein eigenes kleines Reich
Als eine Studentin direkt über mir einzog, die jede Nacht Besuch hatte und sehr laut Musik hörte, war ich nach wenigen Wochen mit den Nerven komplett am Ende.
Nach fünf Monaten floh ich völlig kaputt und durcheinander und, da keiner mein Ausflippen verstand, auch noch gedemütigt durch meine Mitbewohner und Mitstudenten in das erstbeste frei werdende Zimmer des Studentenwohnheims. Es war zwar klein (neun Quadratmeter), aber ich hatte eine eigene Kochzeile und mein erstes eigenes Bad mit Dusche. Zusätzlich hatte das Erdgeschosszimmer ein Fenster direkt auf eine Wiese, sodass ich mithilfe eines Stuhles ins Freie klettern konnte. Das Zimmer war möbliert (Bett, Stuhl, Tisch, Kleiderschrank), ich konnte endlich meinen Kram wieder nach meiner Ordnung sortieren, es gab niemanden, der Unordnung machte. Alles hatte seinen Platz und jeder Tag folgte dem Ablauf des Stundenplans des Medizinstudiums. Zusätzlich befand sich das Studentenwohnheim direkt auf dem Klinikgelände, sodass ich nur wenige Minuten FuÃweg zu den Kursen hatte und meine Orientierungsschwierigkeiten nur selten zum wirklichen Problem wurden. Besonders genoss ich das Sitzen an meinem Fenster, direkt an der Wiese, wo sonst keiner hin konnte. Es war gut, dass es einen Hausmeister als Ansprechpartner quasi für alles gab (ob Einkaufsmöglichkeit, ob kaputte Glühbirne oder die Frage nach der richtigen StraÃenbahn). Wenn man Lust hatte, gab es immer die Möglichkeit, mit jemandem zu reden. Ansonsten konnte man die Türe hinter sich schlieÃen und war alleine. Die Zeit in diesem Zimmer war zunächst sehr schön.
Getrübt wurde sie durch eine nach etwa einem Jahr neu eingezogene Studentin, die direkt über mir wohnte und jede Nacht sehr viel Besuch hatte, sehr laut Musik hörte und trotz mehrfacher Gespräche nicht leiser sein wollte. Ich war nach wenigen Wochen mit den Nerven komplett am Ende, denn ich konnte wegen des Krachs nicht schlafen. Zum Glück mochte mich der Hausmeister und ermöglichte mir den Umzug in ein anderes Zimmer. Leider hatte ich dann meine Wiese nicht mehr. Auch war das Zimmer irgendwie nicht gemütlich zu bekommen. Eswar einfach nicht wie das erste und damit war es falsch. Ich fühlte mich dort nie wohl. Meine Sachen fanden keinen Platz. Es gab sehr viel Unordnung, obwohl ich immer wieder aufräumte. Noch dazu war es ein Zimmer direkt zum Innenhof des Wohnheims, und als es Richtung Semesterende ging (Prüfungszeit für mich, Semesterferien für die FH-Studenten), gab es jeden Abend bis in die Nacht Grillfeten, obwohl ich doch schlafen wollte.
Ich flüchtete in eine Ein-Zimmer-Wohnung auÃerhalb der Stadt
Ich flippte komplett aus, zerstörte meine geliebten Pflanzen und zog nach viel Ãrger und mit den Nerven am Ende in eine kleine Ein-Zimmer-Wohnung etwa drei Kilometer auÃerhalb der Stadt, die mir zum Glück ein damaliger Freund vermittelt hatte. In dieser Wohnung fand ich für etwa zwei Jahre ein richtiges
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