Asperger - Leben in zwei Welten
eher zurück und benötigen oft Unterstützung in Kommunikations- und Interaktionsprozessen (PreiÃmann 2010b). Dennoch war das Interesse so groÃ, dass inzwischen zahlreiche weitere Selbsthilfegruppenfür autistische Menschen im gesamten Bundesgebiet initiiert wurden. Das Angebot ist mittlerweile nahezu flächendeckend, was für viele Betroffene mit nur eingeschränkter Mobilität eine groÃe Hilfe ist (Döhle 2009). Und die Nachfrage nach Gruppenplätzen ist unverändert hoch, sodass immer weitere Angebote hinzukommen.
Aspies e.V.
Initiatoren sind hierbei in erster Linie der Bundesverband Autismus Deutschland e.V. mit den entsprechenden Regionalverbänden, aber auch weitere örtliche Organisationen der Behindertenhilfe oder Selbstvertretungsorganisationen. Vor einigen Jahren wurde in Berlin Aspies e.V. gegründet, die Selbsthilfeorganisation von und für Menschen im Autismus-Spektrum (â www.aspies.de ). In den nur wenigen Jahren seines Bestehens ist es dem Verein gelungen, einen beeindruckenden Internetauftritt mit einer Vielzahl von wichtigen Informationen wie Adressen etc. aufzubauen sowie zahlreiche Aktionen zu planen und durchzuführen, die einerseits den betroffenen Menschen Austausch und Beisammensein ermöglichen, andererseits aber auch die so wichtige Aufklärung der interessierten Ãffentlichkeit leisten. Nach wie vor ist der Autismus ja ein Behinderungsbild, das vonseiten der Medien fast nur in seinen Extremen vorgestellt wird. So wird von Kindern berichtet, die ganz in ihrer eigenen Welt versunken scheinen und keinerlei Kontakt zulassen können, oder aber von Menschen mit rätselhaften Ausnahmebegabungen, die natürlich äuÃerst medienwirksam sind und teilweise auch sehr sensibel und wohlwollend dargestellt werden (u. a. ARD 2009), die aber eben nur bei einem geringen Teil der Betroffenen auch tatsächlich vorliegen. Zu kurz kommt häufig »die relative Normalität im Leben solcher Menschen; ein Leben, das, wie bei anderen Menschen auch, aus tausend kleinen Begebenheiten, aus persönlichen Erfolgen und Fehlschlägen, aus Stolz, Angst, Neugier und Liebe besteht« (Aspies e.V. 2010, Umschlagtext). Der Autismus in all seinen Facetten findet also nur zögerlich Erwähnung, wenngleich es in letzter Zeit hier einige erfreuliche Entwicklungen auch seitens der Rundfunk- und Fernsehanstalten gibt (u. a. Radio Aktiv Hameln 2008, WDR 2008 u. 2009; MDR 2010).
Bedingungen für erfolgreiche Selbsthilfearbeit
Aufgrund der speziellen Schwierigkeiten autistischer Menschen war bereits zu Beginn klar, dass es notwendig sein würde, in diesem Bereich neue und ungewöhnliche Wege in der Selbsthilfe zu beschreiten:
So wurde die Gruppe in Mülheim von einer Moderatorin begleitet, die den einzelnen Gruppenmitgliedern half, miteinander ins Gespräch zu kommen, die die Gesprächsführung anfangs zum gröÃten Teil übernahm, sich dann im Verlauf aber immer mehr zurückhielt, um den Teilnehmern die rasch erzielten Verbesserungen im Kontaktverhalten zu verdeutlichen.
Zudem wurden die Treffen entsprechend der Bedürfnisse autistischer Menschen stark strukturiert.
Der Ablauf wurde immergleich und damit vorhersehbar gestaltet.
Es erfolgte eine zeitliche Begrenzung.
Die Themen der folgenden Treffen wurden im Voraus festgelegt, um eine gröÃtmögliche Sicherheit der Teilnehmer zu gewährleisten, denn Veränderungen und unvorhergesehene Ereignisse stellen für autistische Menschen mit die gröÃten Herausforderungen ihres Alltags dar, auf die sie oft mit Angst und Rückzug reagieren.
Meine Selbsthilfeerfahrungen
Deutlich wurde dabei jeweils, welch groÃe Bedeutung die monatlichen Termine für die Teilnehmer hatten: Auch ich selbst war über viele Jahre hinweg in dieser Gruppe, obwohl das für mich jedes Mal eine etwa vierstündige Anfahrt bedeutete. Aber der Aufwand hat sich ohne Zweifel gelohnt. Gemeinsam mit bis zu neun weiteren Teilnehmern durfte ich erstmals in meinem Leben die Erfahrung machen, dass eine Gruppenaktivität auch Spaà machen und bereichernd sein kann. Wir fühlten uns angenommen und verstanden und genossen sehr die Möglichkeit, einerseits Informationen auszutauschen, aber auch Kontakte knüpfen und persönliche Dinge besprechen zu können. Gerade autistische Menschen, die ja meist nicht auf Unterstützung in einer Partnerschaft zurückgreifen können, sind oft
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