Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Asperger - Leben in zwei Welten

Asperger - Leben in zwei Welten

Titel: Asperger - Leben in zwei Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Preißmann
Vom Netzwerk:
Diese Gruppe gibt es leider nicht mehr. Auch Musik hören entspannt mich. Bei Wissenschaften bin ich immer neugierig und lese daher viele Bücher und Zeitschriften darüber.
    Meine Wohnversuche
    Nicole Höhlriegel
    Ich berichte von meinen Wohnversuchen, die ich unternommen habe, ohne zu wissen, dass ich Autistin bin. Mittlerweile bin ich 35 Jahre alt und wohne noch immer so wie zuletzt vor der Diagnose. Es funktioniert, zumindest im Moment, und deshalb denke ich, dass meine Überlegungen Anregungen sein können. Meine vielen Umzüge zeigen, dass es auch eine Menge Probleme gab. Allerdings ging es immer eine Zeit lang gut, was bedeutet, dass es durchaus Wege gibt.
    Als Kind musste ich um abendliche Dunkelheit und Ruhe kämpfen
    Zunächst wohnte ich mit meinen Eltern und meiner drei Jahre jüngeren Schwester in einer Drei-Zimmer-Wohnung. Meine Schwester und ich hatten ein gemeinsames Zimmer. Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen, an den allabendlichen Kampf um Ruhe und Dunkelheit, um endlich schlafen zu können. Abends bin ich sehr früh müde, dafür wache ich auch immer sehr früh auf – im Gegensatz zu meiner Schwester, die am Abend aufdreht und eher Langschläfer ist. Wenn ich müde war, gab es keinen ruhigen Ort. Im Wohnzimmer lief das Höllengerät (Fernseher), dessen Inhalt ich nie verstand und das immer viel zu laut war. Im Kinderzimmer war meine Schwester. Das grelle Licht brannte und meist lief auch noch das Radio mit irgendeiner »Bumbermusik«. Niemand verstand, warum mich all dies nervte und regelmäßig zum Ausflippen brachte. Dafür wurde ich ermahnt, mich nicht so anzustellen, denn es wäre noch keine Schlafenszeit. Somit floh ich oft nach draußen, auf den Spielplatz oder einfach auf die Straße. Wenn es zu spät wurde und ich zu müde war, nahm ich mein Bettzeug und legte mich unter den Küchentisch, gestört durch das Knatterding mit dem Namen Kühlschrank. Leider duldete meine Mutter dies nicht, denn das tat man ja nicht. Manchmal floh ich in den alten dreckigen Keller. Es war ziemlich gruselig, aber immerhin gab es Ruhe. Dort bleiben durfte ich nicht, sobald jemand herausfand, dass ich dort schlief.
    Die abendliche Suche nach Ruhe dauerte etliche Jahre, bis es allen Beteiligten zu bunt wurde, denn ich war auch mitten in der Nacht ausgebüxt, mit Kissen unterdem Arm vor lauter Wut und Verzweiflung über den ganzen Krach. Mit Erlaubnis meiner inzwischen komplett genervten Eltern zog ich in ein Studentenwohnheim, obwohl ich noch in der Schule war.
    Ich zog noch zu Schulzeiten in ein Studentenwohnheim
    Dort hatte ich ein eigenes Zimmer mit Bett, Tisch und Schrank. Küche und Bad gab es für 20 Leute auf dem Flur. Im Nachhinein glaube ich, der Auszug von zu Hause rettete mich und mein Abitur. Ich hatte mein eigenes Reich, keiner räumte meinen Kram von einem Ort zum anderen, ich konnte in aller Ruhe für das Abi lernen. Da ich immer sehr früh aufstand, gab es kein Problem mit den anderen, wenn es um Duschen und Ähnliches ging.
    Der Auszug von zu Hause rettete mich und mein Abitur. Insgesamt war das Leben als Schülerin im Studentenwohnheim ruhig und geordnet.
    Das Gute am Studentenwohnheim war dessen unmittelbare Nähe zu meiner Schule, sodass ich mich nicht verirren konnte, denn mit der Orientierung habe ich sehr große Probleme. Auch zu meiner Oma konnte ich jederzeit laufen und bekam dort meine geliebten Nudeln mit Tomatensoße, obwohl mir jeder prophezeite, sie würden mir irgendwann aus den Ohren kommen, da ich sie so häufig aß. Insgesamt war das Leben als Schülerin im Studentenwohnheim ruhig, geordnet und durch den Stundenplan der Schule in geregelten Bahnen und brachte mich immerhin zu einem Abitur, das mir problemlos Zugang zu meinem ersehnten Medizinstudium verschaffte.
    Mit 19 Jahren zog ich zum Studieren in eine andere Stadt
    Als ich in eine Wohngemeinschaft zog, nahm das zweite Wohnchaos meines Lebens (nach der Elternwohnung) seinen Lauf. – Ich floh nach fünf Monaten.
    Mit 19 Jahren zog ich weg aus meiner Heimatstadt und suchte mir ein kleines Studentenzimmer. Hauptproblem war, dass es billig sein sollte, und da ich mich mit Zeitungsinseraten nicht auskannte und nur einen Tipp von einer ehemaligen Lehrerin hatte, nahm ich das erstbeste Zimmer. Es war etwa zwölf Quadratmeter groß und mit alten Möbeln vollgestellt. Es gab für noch eine weitere Bewohnerin und

Weitere Kostenlose Bücher