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Asperger - Leben in zwei Welten

Asperger - Leben in zwei Welten

Titel: Asperger - Leben in zwei Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Preißmann
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und auch der Winterdienst wird von einer Firma übernommen. Insgesamt muss ich mich nur innerhalb meiner eigenen vier Wände um Ordnung kümmern, außerhalb ist alles organisiert. Dies halte ich für sehr wichtig, denn das wäre für mich viel zu kompliziert und anstrengend. Ich überweise einfach Miete und Nebenkosten an den Vermieter. Strom und Telefon werden abgebucht und einmal im Jahrkommt die Nebenkostenabrechnung. Die kleinen Reparaturen in der Wohnung versuche ich meist selbst hinzubekommen. Manches bleibt liegen, da ich keinen Ansprechpartner weiß.
    Ich habe den Luxus, zwei Zimmer (Schlaf- und Wohnraum) sowie Küche, Bad und Balkon zu haben. Allerdings besitze ich keine normale Wohnungseinrichtung, sondern noch immer meine für die erste Wohnung gekauften Möbel. Außer meinen Pflanzen und Steinen gibt es keine Dekoration in meiner Wohnung. An den Wänden hängen ein paar meiner Puzzles und einige Fotos von meiner Zeit in Papua-Neuguinea, zusätzlich jede Menge Zettel mit Zeitplänen und Todo-Listen. Am liebsten mag ich meinen Balkon. Im Sommer verbringe ich dort die meiste Zeit, und wenn ich nicht direkt am Stadtring wohnen würde (wo es höllisch laut ist), dann würde ich wahrscheinlich sogar auf dem Balkon schlafen. Im Sommer ist alles voller Grünpflanzen. Mein Mobile hängt da und es gibt einen kleinen Holztisch mit zwei Stühlen.
    Der Supermarkt ist direkt gegenüber, sodass ich jederzeit einkaufen kann
    Infrastruktur: Es ist genial, dass direkt auf der gegenüberliegenden Straßenseite meiner momentanen Wohnung ein Supermarkt ist, sodass ich jederzeit einkaufen gehen kann, wenn mir einfällt, dass ich etwas brauche. Hierfür schreibe ich meist eine Einkaufsliste – aber eigentlich kaufe ich sowieso immer dasselbe. Da ich sehr ungern Geld ausgebe, kaufe ich nur das unbedingt Notwendigste oder das, was im Preis reduziert ist. Oft muss ich mich mithilfe von Wandzetteln daran erinnern, einkaufen zu gehen und dann zu kochen und zu essen. Wenn ich Stress habe, kann es leicht passieren, dass ich all dies vergesse und mich irgendwann mitten in der Nacht wundere, warum ich nicht schlafen kann und mir total komisch und schwindelig ist. Meist habe ich dann den ganzen Tag kaum einen Bissen gegessen, sondern mich mal wieder über irgendwas Sinnloses aufgeregt.
    Oft muss ich mich mithilfe von Wandzetteln daran erinnern, einkaufen zu gehen und dann zu kochen und zu essen.
    Supermärkte und Geschäfte sind für mich noch immer ein undurchschaubares Hindernis. Meist gehe ich in denselben Laden. Dort weiß ich genau, wo was steht und was ich brauche. Wenn ich woanders einkaufe, kann es passieren, dass ich mit einem neuen Puzzle nach Hause komme, aber noch immer einen leeren Kühlschrank und Magen habe. Laute, hektische Musik hindert mich am Einkaufen. Ich habe dann eher das Gefühl, schnell den Laden verlassen zu müssen, als meine Einkaufsliste abzuarbeiten. Die Farbgestaltung mancher Läden macht mich außerdem aggressiv und führt dazu, dass ich nicht zum Einkaufen komme. Hier muss ich noch Lösungen erarbeiten. Gemeinsames Einkaufen mit einem anderen Menschen fällt mir sehr schwer, denn ich kaufe ungewöhnlich ein und mussmich dabei konzentrieren. Wenn ich mich beobachtet fühle, funktioniert es nicht. Deshalb gehe ich meist alleine in den Laden.
    Zum Glück fallen meine Hauptmahlzeiten in die Arbeitszeit
    Ich habe das Glück, nach einem festen Dienstplan im Krankenhaus zu arbeiten, sodass die Hauptmahlzeiten in die Arbeitszeit fallen. Wir frühstücken morgens gemeinsam auf Station und mittags essen wir in der Kantine. Abends vergesse ich meist noch etwas zu essen oder ich bin zu müde dazu. Aber das ist nach zwei Mahlzeiten ja nicht allzu schlimm. An freien Tagen ist es für mich schwieriger, regelmäßig zu essen. Oft bekomme ich keinen Rhythmus hin. Vermutlich wäre ein vorgegebener Ablauf sinnvoll. Auf abwechslungsreiche und gesunde Ernährung sollte man bewusst achten. Ich bemerke, dass ich aus Bequemlichkeit und Gewohnheit oft dasselbe esse und plötzlich das Bedürfnis nach Vitaminen verspüre. Erst dann fällt mir auf, dass ich seit Monaten kein Obst gegessen habe. Vielleicht sollte man hierfür einen Plan aufstellen. Mein Traum wäre es, wenn es jemanden gäbe, mit dem ich gemeinsam regelmäßig kochen und essen könnte.
    Dank des Dienstplanes der Klinik muss ich mir um die

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