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Asperger - Leben in zwei Welten

Asperger - Leben in zwei Welten

Titel: Asperger - Leben in zwei Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Preißmann
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Tagesstruktur nicht allzu viele Gedanken machen.
    Dank des Dienstplanes der Klinik muss ich mir um die Tagesstruktur nicht allzu viele Gedanken machen. Morgens stehe ich auf, ziehe die Kleider an, die schon bereit liegen, wasche mich und laufe zur Arbeit. Nach der Arbeit dusche ich und gehe ins Bett. Für viel mehr bleibt keine Energie, nur noch für ein Telefongespräch um 19 Uhr mit meinem Freund. An Wochenenden und freien Tagen fällt es mir aber sehr schwer, eine richtige Struktur in den Tag zu bringen. Meist gehe ich joggen oder Rad fahren, schreibe an meinen Klinikskripten oder lese etwas. Gerne kümmere ich mich um meine Pflanzen, und so gehen meist die freien Tage um.
    Meine Freizeitgestaltung vernachlässige ich oft
    Mittlerweile musste ich lernen, dass es sehr wichtig ist, sich auch bewusst eine Freizeit aufzubauen. Dies habe ich im Berufsalltag vernachlässigt. Es gibt viele Hobbys, die für Autisten sehr bereichernd sein können. Ich selbst spiele Gitarre, mache Puzzles, bin viel in der Natur und fotografiere dort. Sport ist nötig, denn sonst bekommt man gesundheitliche Probleme. Joggen, Rad fahren und schwimmen finde ich für mich am besten geeignet. Früher spielte ich viele Jahre in einer Volleyballmannschaft, auch dies hat mir Spaß gemacht. Insgesamt gibt es viele verschiedene Möglichkeiten, wie man als Autist wohnen kann. Es sollten aber zumindest einige Rahmenbedingungen passen. Wichtig für mich sind folgende Kriterien:
ruhige Gegend
nicht zu hellhöriges Haus
ruhige Nachbarn
Rückzugsmöglichkeit
übersichtliche Wohnungseinrichtung
ein Hausmeister wäre ideal
    Ich finde es wichtig, dass man sich traut, die Dinge so zu tun, dass man zurechtkommt, nicht unbedingt so, wie »es sich gehört«. Viele Jahre dachte ich, ich müsste meine Wohnung à la Möbelhaus einrichten, mit Schrankwand, Sitzgelegenheiten für Besuch und vielen anderen »Vorgaben« mehr. Seit der Diagnose erlaube ich mir, alles so hinzustellen und einzurichten, wie es für mich im Alltag praktisch ist. Wenn ich dreimal im Jahr Besuch bekomme, räume ich entweder ein paar Dinge um, oder aber der Besuch muss sich damit zufrieden geben, wie es bei mir aussieht. Manchen Leuten scheint es nichts auszumachen, gemeinsam mit mir auf meiner geliebten roten Matte auf dem Wohnzimmerfußboden, dem Lieblingsplatz in meiner Wohnung, zu sitzen.
    Zum Putzen und Wohnung sauber halten habe ich mir ein Schema angewöhnt
    Wenn ich aber Stress habe, versinkt mein ganzer Plan oft im Chaos. Hierfür habe ich noch keine gute Lösung, außer in ruhigeren Zeiten wieder alles nachzuholen.
    Vermutlich ist ein Putzplan notwendig. Da ich bereits seit vielen Jahren allein wohne, habe ich mir ein Schema angewöhnt, nach dem ich vorgehe. An jedem 15. des Monats ziehe ich frische Bettwäsche über, bringe immer am Samstagabend den Müll, das Altpapier und das Altglas weg, gehe meist Dienstagabend den Wocheneinkauf an Lebensmitteln machen, lege am Sonntagabend die Arbeitskleider auf die Stühle im Schlafzimmer, spüle immer donnerstags mein Geschirr und fege jeweils am Dienstag und Freitag die Wohnung. Die restlichen Dinge wie Bad und Fenster putzen, Kleider waschen und so weiter mache ich nach Bedarf. Wenn ich aber Stress habe, versinkt mein ganzer Plan oft im Chaos. Hierfür habe ich noch keine gute Lösung, außer in ruhigeren Zeiten wieder alles nachzuholen. Wenn man das Geld dafür hat, wäre es sicher eine Erleichterung, jemanden für den Haushalt zu bezahlen. Es kostet nämlich viel Energie, sich immer an alles zu erinnern und sich für alles aufzuraffen.
    Wenn man zu Hause ist, ist vermutlich eine Art Stundenplan mit den notwendigen Tätigkeiten hilfreich. Allerdings finde ich, dass dann der ganze Tag zu einer unangenehmen Pflichtveranstaltung werden kann. Bei mir gibt es Zeiten, zu denen passt es einfach, eine gewisse Tätigkeit zu erledigen. Zum Beispiel lege ich die Wäsche zusammen, wenn ich mit meinem Freund telefoniere. Das geht fast automatisch und ich bemerke gar nicht, dass ich Hausarbeit mache.
    Für mich ist es sehr schwierig, wenn jemand zu Besuch kommt
    Schon bei meinem Freund funktioniert dies nur für wenige Tage. Obwohl er sich seit der Diagnose sehr bemüht, die Dinge möglichst nicht in Unordnung zu bringen (denn er weiß, dass ich dann immer nervös und zunehmend unleidlich werde und eventuell so ausflippe, dass ich ihn

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