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Asperger - Leben in zwei Welten

Asperger - Leben in zwei Welten

Titel: Asperger - Leben in zwei Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Preißmann
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mehr konnte und eine Pause benötigte. Ich brauchte in irgendeiner Form zusätzliche Unterstützung.
    Hinzu kamen aber auch noch private Sorgen, so fragte ich mich unter anderem immer öfter, wie ich meine Wohnsituation längerfristig ändern könnte oder wer in der Lage sein würde, mich in Fragen der Altersvorsorge zu beraten und mir die bestehenden Angebote zu erklären. Das alles war einfach viel zu viel auf einmal, ich fühlte mich immer mehr unter Druck und dachte wiederholt daran, eine Rehabilitationsmaßnahme zu beantragen, da ich nicht mehr konnte und merkte, dass ich eine Pause und in irgendeiner Form zusätzliche Unterstützung brauchte.
    Die Bandscheibenvorfälle setzten mich völlig außer Gefecht
    Natürlich wusste ich, dass Ordnung und Struktur am Arbeitsplatz für mich unerlässlich sind, um gesund zu bleiben und gute Arbeit zu leisten.
    Es kam mir schließlich in all meine Überlegungen hinein eine Erkrankung »zu Hilfe«, die mir mit die schlimmsten Monate meines Lebens bescherte, von der ich aber heute denke, das sie das Beste war, was mir in dieser Situation hättepassieren können: Ich erlitt innerhalb von sechs Tagen zwei Bandscheibenvorfälle im Bereich der Halswirbelsäule, die mich völlig außer Gefecht setzten und mich körperlich wie psychisch extrem forderten, die mir aber auch zeigten, welche Kraft auch ich in Krisensituationen mobilisieren kann, wie sehr ich an meinem Leben hänge und wie sehr ich dafür kämpfe, dass alles wieder in Ordnung kommt, im wahrsten Sinne des Wortes. Denn natürlich wusste ich, dass Ordnung und Struktur auch am Arbeitsplatz für mich unerlässlich sind, um gesund zu bleiben und gute Arbeit zu leisten. Langfristig musste es also vor allem darum gehen, zunächst aber stand für mich im Vordergrund, mir Hilfe zu holen, so unerträglich waren die Schmerzen und so stark die Einschränkungen, die ich im alltäglichen Leben bemerkte. Nach mehr oder weniger erfolglosen Versuchen mit unterschiedlichen Schmerzmitteln, die ich mir mit meinem Arztausweis aus der Apotheke besorgte, rief ich bei einem Orthopäden an, schilderte der Dame am Telefon mein Anliegen und bat um einen Termin am gleichen Tag, da mir vor lauter Schmerzen im Arm immer schwindlig wurde und ich umfiel (normalerweise bin ich eher wenig schmerzempfindlich, daher wusste ich, etwas war ganz gründlich nicht in Ordnung). Sie versuchte, mich abzuwimmeln und mir einige Wochen später einen Termin zu geben, da ich keine private Krankenversicherung hatte. Ich wurde ein bisschen wütend und tat etwas, was ich normalerweise gar nicht gern mache: Ich nannte ihr meinen Beruf und stellte klar, dass ich noch am selben Tag kommen müsse und kommen würde, ob mit oder ohne Termin. Über diese Deutlichkeit wundere ich mich noch heute, ich frage mich manchmal, wie mir dies gelingen konnte. Jedenfalls zeigte es Wirkung, man nannte mir eine Uhrzeit.
    Ich hatte unerträgliche Schmerzen, doch der Arzt glaubte nicht an einen Bandscheibenvorfall
    Im Behandlungszimmer zog ich dann recht problemlos mein T-Shirt aus und ließ mich abtasten, was ich eigentlich gar nicht mag. Offenbar gelang es mir nicht, meine Schmerzen deutlich zu zeigen, denn der Arzt war sich sicher, es könne kein Bandscheibenvorfall sein. Er schrieb mich für drei Tage krank und empfahl mir, bei Bedarf »mal eine Tablette« zu nehmen. Ich vergaß in der Aufregung, ihm mitzuteilen, dass ich dieses Präparat bereits zusammen mit einem weiteren Mittel seit dem Vortag in maximaler Dosierung einnahm, ohne auch nur eine geringe Linderung zu bemerken, und dass ich mir niemals hätte vorstellen können, solche Schmerzen zu haben.
    Ich wartete also auf die Arzthelferin und lag voller Angst auf der Liege herum, da mein Körper noch viel empfindlicher war als sonst und mir jede nur geringe Berührung extrem wehtat.
    Beim nächsten Besuch, als nach dem zweiten Vorfall die Schmerzen noch viel schlimmer wurden, empfahl man mir eine Infusionsbehandlung. Ich wartete also auf die Arzthelferin, die die Lösung anhängen sollte, und lag voller Angst aufder Liege herum, da mein Körper noch viel empfindlicher war als sonst und mir jede nur geringe Berührung extrem wehtat. Mein Kopf wurde eingespannt in eine Apparatur und »sanft« gestreckt, was sinnvoll sei, wie die Dame mir sagte. Ich dagegen fand es entsetzlich. Es tat mir weh, ich fühlte

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