Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Asperger - Leben in zwei Welten

Asperger - Leben in zwei Welten

Titel: Asperger - Leben in zwei Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Preißmann
Vom Netzwerk:
mich so gefesselt und war es ja irgendwie auch (Kopf im Apparat, Arm an der Infusion, anderer Arm kaum zu gebrauchen wegen des Bandscheibenvorfalls). Noch viel schlimmer aber war für mich, dass ich nicht sehen konnte, ob die Infusion auch wirklich wie vorgesehen einlief, da ich in dieser Stellung keinen Blick auf meine Ellenbeuge richten konnte. Leider lief die Lösung daneben, ich bekam eine riesige Beule um die Einstichstelle. Die Arzthelferin schimpfte mich, das müsse man doch merken, das brenne und schmerze doch etc. Ich bemerkte nichts, ich habe generell nur ein sehr schlechtes Körpergefühl und kann solche Dinge nicht erkennen. Außerdem tat mir sowieso alles weh. In der Folge sah man etwas häufiger nach mir, was mir ein bisschen Sicherheit gab und daher recht war.
    Meine Tage waren durch Arztbesuche und Termine beim Physiotherapeuten geprägt
    Vorläufig waren meine Tage geprägt durch Arztbesuche, Termine beim Physiotherapeuten und (was Zufall war, da ich es schon lange geplant hatte und kurz vor meiner Erkrankung endlich angegangen war) den Beginn einer Ergotherapie. Dazwischen gab es immer wieder Leerlauf, und die Zeit zwischen den Verpflichtungen vertrieb ich mir mit Nordic Walking oder Cafébesuchen. Ich bemerkte, wie gut es mir tat, mich abzulenken. Wenn ich mit meinen Eltern in Ruhe frühstückte oder im Café in eine Zeitung vertieft war, vergaß ich für eine kurze Zeit meine Schmerzen, eine Erfahrung, die ich nun auch in meine Arbeit mit Suchtpatienten für die Zeit ihres Entzugs einbringen kann. Außerdem fiel mir auf, wie gut mir die Zuwendung tat, die ich von den Therapeuten erhielt. Insgesamt hatte ich mit der Kombination aus Psycho-, Physio- und Ergotherapie nun tatsächlich die in dieser Zeit für mich optimale Unterstützung gefunden, wenngleich alles nicht wirklich leicht für mich war.
    Ich bin schon seit Langem in Psychotherapie, die sehr hilfreich für mich ist
    Glücklicherweise musste ich nach der Psychotherapeutin nicht erst mühsam suchen. Bereits seit fünfzehn Jahren arbeite ich mit ihr und empfinde dies als extrem hilfreich und wichtig für mich:
In ruhigeren Zeiten geht es in der Therapie meist insbesondere darum, den Umgang mit Gefühlen und auch mit anderen Menschen zu üben.
Außerdem benötige ich Unterstützung bei den sich auch in diesen Zeiten immer wieder entwickelnden Schwierigkeiten und Missverständnissen auf der Arbeit oder im Privatleben.
Daneben besprechen wir auch ganz praktische Dinge, wenn beispielsweise ein Urlaub ansteht oder etwas Neues, Ungewohntes erledigt und verarbeitet werden muss.
Notwendig ist für mich immer wieder die Unterstützung, wenn ich erkenne, dass es Wünsche, Lebensentwürfe und -ziele gibt, die ich trotz aller Mühe niemals erreichen werde. Dazu gehört in erster Linie natürlich ein eigenes Kind. »Ein Kind ist das Weihnachtsfest des Lebens« habe ich kürzlich gelesen. Ich liebe sehr die Weihnachtszeit und kann diesen Vergleich nachvollziehen. Vielleicht schmerzt es mich deswegen immer noch so sehr, wenn ich über Kinder nachdenke.
Und schließlich finde ich es wichtig, kompetente Hilfe bei aufkommenden Depressionen, verstärkten Ängsten oder zunehmender Unruhe zu erhalten, um die Situation schnell wieder in den Griff zu bekommen.
    Nun, aufgrund der aktuellen Situation mit starken Schmerzen, viel Unsicherheit bezüglich Gesundheit und Arbeit, war es für mich besonders wichtig, nicht allein zu sein mit meinen Sorgen und Nöten. Wir überlegten gemeinsam, was ich unternehmen und wie ich es angehen sollte, und so gelang es mir recht gut, Arztbesuche, Physiotherapie etc. zu planen und zu ertragen. Noch wichtiger aber war in dieser Zeit vermutlich einfach die liebevolle Zuwendung mit Zuspruch, Motivation und Ermutigung. Ich weiß nicht, wie ich diese Monate ohne die Hilfe meiner Therapeutin überstanden hätte.
    Nach den Anfangsschwierigkeiten wurde die Ergotherapie sehr wichtig für mich
    Ich bin einerseits motiviert und möchte sehr gern an einer Verbesserung meiner Situation arbeiten, aber neue und ungewohnte Anforderungen machen mir auf der anderen Seite nach wie vor sehr viel Angst.
    Glücklicherweise fand ich außerdem eine sehr liebe Ergotherapeutin, die sich nicht von der ersten Begegnung mit mir abschrecken ließ, sondern die gleich mit mir gemeinsam überlegte, wie die Behandlung aussehen könnte und in

Weitere Kostenlose Bücher