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Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)

Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)

Titel: Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wunder
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Mangroven. Die Jagd war eröffnet.
    Nach einiger Zeit zügigen Fußmarsches wich der Mangrovensumpf ursprünglichem Urwald. Ari kam gut voran. Hin und wieder konnte sie größere Lichtungen dazu nutzen, sich zu orientieren. Es war eigentlich ganz einfach. Sie hielt bloß auf den großen, kegelförmigen Berg zu. An seinem Fuße lagen die Minen ihrer zukünftigen Opfer. Sie arbeitete sich durch das dichte Unterholz und erreichte bei Anbruch der Nacht die ersten Fußpfade, die ihr verrieten, dass sie auf dem richtigen Weg war. Fackeln erleuchteten spärlich die Umgebung. Ari entdeckte einige kreisrunde Löcher im Waldboden. Sie waren kaum mehr als einen Schritt im Durchmesser und fielen nahezu senkrecht ab. Die Dunkle nahm eine der Fackeln und ließ sie in die Tiefe fallen. Es mussten um die fünf Schritt sein, bevor sie aufschlug. Unten wurde so ein kleiner Raum erleuchtet, der wie das Innere eines Eis anmutete. Ob es weitere Stollen und Verzweigungen gab, konnte sie nicht erkennen. Das waren also die Abbaustätten. Der Größe des Lochs nach zu urteilen waren sie von Kindern geschaffen worden. Zwerge kamen hier wohl eher nicht in Frage, denn Ari wusste, dass die Kurzbeinigen sich niemals in diese kleinen Erdlöcher zwängen und schon gar nicht für Menschen arbeiten würden, die sich so bereichern wollten. Zwerge arbeiteten ausschließlich für ihren eigenen Reichtum oder höchstens noch für den ihres Klans oder Königs.
    Die Assassine schlich weiter, jetzt sehr viel vorsichtiger. Ein Stück weiter den Pfad hinauf machte sie eine grausige Entdeckung. Neben dem Weg schälte sich ein Haufen Leichen aus dem Dämmerlicht. Einige lagen noch nicht langehier, während die untersten schon stark verwest waren. Obenauf lag ein junges Mädchen. Es war in zerrissenes graues Leinen gehüllt und sah abgemagert aus. Überall an dem kleinen, geschundenen Körper waren Spuren von Misshandlungen zu erkennen. Narben kündeten von einem harten und unschönen Leben. Getrocknetes Blut war fast an der gesamten Kleidung zu entdecken. Das linke Auge war zugeschwollen und die Oberlippe aufgeplatzt. Das Ende des Mädchens war nicht natürlicher Art gewesen. Ari wusste nun, dass sie hier richtig war und es Zeit wurde, hier ein wenig Unkraut zu jäten.
    Bedächtig schlich sie sich weiter den Pfad hinauf, bis fast an den Fuß des Berges. Dort erreichte sie ein freies Feld. Einige schäbige Hütten tauchten aus dem Dunkel der Nacht auf. Das musste das gesuchte Lager der Minenbesitzer sein. Sie zog sich ihre Kapuze über den Kopf, damit ihr silberweißes Haar sie nicht verriet. Am Rande des Waldes ging sie in die Hocke und spähte die Verteidigungsmaßnahmen und die Anzahl der Söldner aus, die es zu überwinden galt. Dank ihrer Nachtsicht konnte sie alles gut erkennen. Wächter, mit Speeren und Hellebarden bewaffnet, patrouillierten zwischen den Bretterbauten. Sie trugen abgenutzte Lederrüstungen. Die zusammengewürfelte Ausrüstung verriet der Dunklen, dass es sich um Mietlinge handeln musste. Sie dienten demjenigen, der das Meiste bezahlte. Starb ihr Herr, suchten sie sich einfach einen Neuen. Emotionslosigkeit war eine ihrer ersten Tugenden und gleichzeitig das einzig Schöne an ihnen. Ein Söldner kämpfte für die Träume und Überzeugungen anderer, ein Krieger hingegen für seine eigenen. Die deutlichsten Tugenden der Söldner waren ihre Gier nach Gold und Schnaps. Das erleichterte die Sache ungemein. Mit regulären Truppen, die einen Eid geschworen hatten, konnte es hingegen bei einem Auftrag zu ernsthaften Schwierigkeiten kommen. In der Regel versuchten diese immer, den Tod ihres Lehensherrn zu rächen. Diese Gefahr bestand bei den Mietlingen nicht.
    In der Mitte des Lagers konnte Ari Käfige erkennen, in denen sich etwas bewegte. Kleine Gestalten, die immer dann ihre Position wechselten, wenn einer der Wächter an ihnen vorbei lief. Ari war sich sicher, dass das die Kindersklaven waren. Sie unterdrückte ihren Zorn und das Gefühl des Mitleids. Sie musste unbedingt ihr Ziel verfolgen. Ihr Blick wanderte weiter durch das Lager. An der entgegengesetzten Seite stand ein größeres Holzhaus auf Pfählen. Einige Stufen führten zu einer Veranda hinauf. Ein Tisch und einige Stühle waren undeutlich zu erkennen. Am rechten Teil drang Licht aus einem Fenster. Ari hatte schon früher getötet und wusste instinktiv, wo sich ihre potenziellen Ziele aufhielten. Sie war sich sicher, dass sie den Besitzer dieses Arbeitslagers dort antraf,

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