Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)
dessen, was uns ein Erwachsener kosten würde. Mensch, Baptist, denk doch ans Geschäft. Nirgends kann man so viel Gold anhäufen wie hier, dabei stören weder Gesetz noch Stadtwache, die dir vorschreiben, wie man seine Arbeit macht.«
Die Assassine hörte, wie sich von Rotfels erhob und durch das Zimmer lief. Baptist wollte etwas erwidern, aber der Minenbesitzer fiel ihm ins Wort. »Und vergiss nicht, du bist hier kein Ritter mehr und arbeitest die Schulden deiner Familie ab. Solltest du dich weigern, werde ich deine Eltern versklaven und … um deine beiden hübschen Schwestern werde ich mich persönlich kümmern. Jetzt komm mit, ich denke, du brauchst etwas Abwechslung. Ich werde Ulf und Rios sagen, dass sie dir ein besonders hübsches Mädchen aussuchen sollen. – Oder lieber einen Knaben? Es wird Zeit, dass du es auch einmal versuchst. Du wirst sehen, es wird dir besser gehen, und danach werde ich dir einen Beutel Gold geben, den du deiner Familie zukommen lassen kannst.«
Zorn flammte in Ari auf, als sie dieses Gewäsch hörte. Aber sie mahnte sich zur Besonnenheit. Sie wollte schon die Rückseite der Baracke verlassen, alssie die Stimme von Baptist vernahm. »Herr, Ihr habt recht. Aber nur damit, dass Ihr mich in der Hand habt. Ich habe bei meinem Ritterschlag einen Eid abgelegt, die Schwachen zu schützen und das Böse zu bekämpfen. Ich werde Euren Wünschen nicht entsprechen. Ich weiß, dass meine Familie lieber verhungern würde, als Gold von Euch anzunehmen, wenn sie wüsste, wie es verdient wurde. Besitz ist nicht das, was einen Menschen ausmacht. Doch leider leben wir in Zeiten, in denen die Ehrlosen das Ruder in der Hand haben.«
Ein lautes Geräusch beendete Baptists Ansprache. Von Rotfels musste eine Flasche oder Ähnliches an die Wand geworfen haben. Der Minenbesitzer brüllte den Ritter an, was ihm einfalle, ihm zu widersprechen, und dass er ihn auspeitschen lassen sollte. Gepolter war zu vernehmen und die Tür zur Veranda wurde aufgerissen. Von Rotfels brüllte nach den Söldnern. Das war Aris Stichwort. Behände schwang sie sich auf das Dach der Hütte und lief zur Vorderseite. Dort stand ein brüllender fetter Mann auf dem freien Platz vor der Baracke und fluchte, warum seine Mietlinge so lange brauchten. Baptist stand mit gesenktem Kopf hinter von Rotfels. Der dicke Schreihals trug feinste Stoffe, die im Stile einer Toga um seinen schwitzenden Körper gewickelt waren. An jedem seiner Wurstfinger trug er mehrere Ringe aus Gold, die mit Juwelen besetzt waren. Der Schädel war kahl und der schweißnasse Stiernacken glänzte im Mondlicht.
Ari hatte nun genug von dieser widerlichen Vorstellung. Sie steckte ihren Dolch weg und richtete sich auf, dann sprach sie von Rotfels an. »Mäßige deine Stimme, du fettes Schwein. Es wird dich niemand hören.«
Baptist und der Minenbesitzer fuhren herum. Der Ritter zog sein Schwert und nahm eine Verteidigungshaltung ein. Der dicke Widerling versteckte sich quiekend hinter seinem Vasallen und stammelte: »Wer bist du? Du darfst nicht hier sein, das gehört alles mir. Ich werde dich töten lassen.«
Mit den letzten Worten gab er seinem Wachoffizier einen Stoß, dass dieser einen ungewollten Schritt nach vorne machte. Erbost warf dieser einen Blick über seine Schulter, fixierte aber sofort wieder die Assassine. Die stand nur da und nahm von Rotfels ins Auge. »Ich bin Ari Schattenherz und werde deine erbärmliche Existenz hier und jetzt beenden. Du hast genügend Schaden in Tiro angerichtet«, sagte sie und ging etwas in die Knie.
Der Minenbesitzer wimmerte auf und brüllte den Ritter an, etwas zu unternehmen. Dieser ließ sein Schwert sinken und warf es in den Staub. »Ich tue genau das, was ich die ganze Zeit über getan habe: Ich sehe zu und unternehme nichts. Wenn diese Assassine uns töten will, dann bitte. Ich habe meinen Eid verraten und Schande auf mich und meinen Namen geladen. Es ist gut so, dass endlich jemand kommt und dem Ganzen ein Ende macht.« Mit diesen Worten trat er einen Schritt zur Seite und senkte den Kopf.
Von Rotfels schäumte vor Wut und versuchte, das am Boden liegende Schwert an sich zu bringen. Ari spannte sich und sprang den fetten Mann an. Ihr Knie prallte auf seine Brust und riss ihn um. Er knallte hart mit dem Rücken auf den Boden. Die Luft wurde hörbar aus seinen Lungen gepresst. Sie hob den Arm zum Stoß und die vergiftete Klinge schoss aus der Halterung. »Du bist schuldig«, flüsterte sie und trieb dem
Weitere Kostenlose Bücher