Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)
Menschenschinder das Metall in den Hals. Die kleinen Schweinsaugen weiteten sich und weißer Schaum sammelte sich in den Mundwinkeln. Blut mischte sich darunter, das kleine schleimige Blasen warf. Ein Zittern durchlief den schweißnassen Körper. Der Todgeweihte warf den Kopf hin und her. Speichel und Geifer spritzten herum. Die Augen verdrehten sich grotesk, dann lag er still.
Ari erhob sich und wischte ihre Klinge an der Kleidung ihres Opfers ab. Sie drehte sich um und ging zu Baptist hinüber, der immer noch mit gesenktem Kopf dastand. »Tu, was du tun musst, aber mach es bitte schnell, das ist die einzige Gnade, um die ich dich bitte«, sagte der Ritter mit leiser, ergebener Stimme.
Ari sprach ebenfalls ganz leise: »Ich hab nicht vor, dich zu töten. Aus dem, was ich über dich erfahren konnte, schließe ich, dass du in deinem Herzen kein schlechter Mensch bist. Geh zu deiner Familie zurück und nimm die Kinder mit. Du bist ab jetzt für sie verantwortlich. Mach wieder gut, was du hier nicht verhindert hast.«
Der Ritter sah erstaunt auf und wusste nicht recht, was er sagen sollte. Dann nickte er und machte eine knappe Verbeugung. »Ich gelobe es«, sagte er mit fester Stimme und machte sich auf den Weg zu den Käfigen.
Ari trug vier Säckchen mit Diamanten bei sich, als sie sich auf den Rückweg machte. Deren Wert war beträchtlich. Damit konnte sie ihre Pläne in die Tat umsetzen. Der Morgen brach bereits an und sie merkte, dass sie langsam müde wurde, aber sie durfte jetzt nicht rasten. Die Zeit drängte. Nach einer Weile erreichte sie die Grenze zum Mangrovensumpf und gestattete sich eine kleine Rast. Schlafen wollte sie nicht, denn in diesem Urwald konnte es passieren, dass man nicht mehr erwachte, weil man von einem der großen Raubtiere als Frühstück auserkoren wurde. Sie saß mit dem Rücken an einen Baum gelehnt da und dachte über die letzten Monate nach. Ihr Leben hatte sich verändert und das in jeder Hinsicht. Sogar einen Liebsten hatte sie gefunden. Sai tauchte vor ihrem geistigen Auge auf, sein verschmitztes Lächeln und die Eckzähne, die dann deutlich hervortraten. Sie fragte sich, was er wohl gerade tat und wie es Wolfgar, Eriel und Yasden ging. Sie vertraute Mandrax und deshalb glaubte sie fest daran, dass es allen gut ging. Der Drache hatte davon gesprochen, dass Rugor und der Orden eingekesselt waren. Vielleicht hatten sie die Belagerungbereits durchbrochen und waren auf dem Weg in die Kaiserstadt. Sie hoffte es, denn dann konnten sie sich alle bald wiedersehen.
Ein Rascheln hinter ihr riss sie aus ihren Gedanken und vertrieb das Lächeln auf ihrem Gesicht. Sie zog langsam ihren Dolch und ging in die Hocke, ließ sich aber nicht anmerken, dass sie etwas bemerkt hatte. Sie wollte das, was in dem Busch hockte, in Sicherheit wiegen. Sie tat, als ob sie etwas an ihrem Stiefel richtete, und ging dann einige Schritte auf und ab, immer näher an das Gebüsch heran. Ohne Vorwarnung griff sie hinein und bekam eine Gestalt zu fassen. Sie zog kräftig und schleuderte das Wesen in eine Pfütze. Wie ein schwarzes Raubtier kam die Assassine über die Kreatur und setzte den Dolch an deren Kehle. Doch sie hielt inne: Zwei große violettfarbene Augen starrten sie ängstlich aus einem schmutzigen Gesicht an. Unter Ari lag das Mädchen aus dem Minenlager. Sie steckte die Waffe weg und sprang einen Schritt zurück. »Was tust du hier?«, fragte sie ärgerlich. »Ich hätte dich töten können.« Die kleine Göre sagte nichts und schlang die Arme um ihre Knie, die großen Augen immer noch auf ihre Befreierin gerichtet. Ari atmete tief durch. »Gut, zurück kann ich dich nicht mehr bringen und alleine kannst du auch nicht hier bleiben. Ich werde dich mitnehmen und Konrad soll sich um dich kümmern. Hast du einen Namen?« Das Mädchen starrte nur vor sich hin. Eine Antwort bekam die Dunkle nicht. Kopfschüttelnd packte Ari ihre Sachen zusammen und gemeinsam setzten sie den Rückweg fort.
Mit dem Kind im Schlepptau ging es nur sehr langsam voran und es dauerte fast einen ganzen Tag, bis sich die Pyramide vor ihnen aus den Sümpfen erhob. Mirx kam ihnen mit aufgeregten Schreien entgegengeflogen und kreiste über den beiden Rückkehrern, bis sie an Konrads windschiefer Bretterbude angekommen waren. Das Mädchen war erschöpft und konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Der Seelenwanderer gab ihr einen Teller Wurzelsuppe, die sie gierig hinunterschlang. Kurze Zeit später schlief sie zusammengerollt auf
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