Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)
Kristallkaraffe nach. Die Flüssigkeit war noch warm und dampfte beim Einschenken.
Wolfgar trat hinzu und Eriel kam vom Balkon herein. Alle versammelten sich um den Tisch und warteten, bis Baron Rugor die neuesten Nachrichten preisgab. »Es gibt gute und schlechte Neuigkeiten«, begann er und sah dabei in die Runde. »Ich möchte mit den schlechten beginnen, da sie mir selbst auf der Seele brennen. Wir haben über die Hälfte unseres Heeres verloren. General Reichenberg ist gefallen und die Elfengeneralin Latariel ist schwer verwundet. Sie wird wohl den nächsten Sonnenaufgang nicht mehr erleben. Ich war gerade bei Mandrax. Er ließ mich wissen, dass wir die Gunst der Stunde nutzen und die Kaiserstadt belagern sollten. Doch leider können wir die Dimensionsportale nicht verwenden, denn der Großmeister meint, dasses zu gefährlich sei. Die Dämonen der anderen Welten könnten unser Heer nur allzu leicht aufspüren und vernichten, nachdem wir nun schon einmal die Tore beansprucht haben. Das heißt, wir werden über Land marschieren. Es wird hart werden und die Versorgung muss sichergestellt werden.« Rugor sah in die Runde. Die Gesichter, in die er blickte, waren ernst, aber keiner sagte etwas. Ein Lächeln schlich sich in seine Züge. »Aber die gute Nachricht ist: Wir haben einen großen Sieg errungen. Das Hauptheer des Feindes wurde zerschlagen. Der Kaiser und Anzbacher müssen nun eine neue Armee ausheben oder Truppen aus anderen Regionen zusammenziehen. Das wird dauern, deshalb müssen wir uns beeilen und eine schnelle Entscheidung erzwingen. Selbst wenn Anzbacher mittlerweile so mächtig ist und Dämonen in großen Massen rufen kann, wird er seine Zeit brauchen, bis er ein schlagkräftiges Heer geformt hat. Der Vorteil liegt also bei uns, da wir in der Lage sind zu handeln. Ich habe bereits Marschbefehle ausgegeben und unsere Truppen werden sich morgen in Bewegung setzen. In sechs Monden müssten wir die Hauptstadt erreicht haben. Die Verwundeten und zwei Regimenter für die Sicherung der Festung bleiben hier. Sie werden zu gegebener Zeit zu uns stoßen, wenn die Lage es erlaubt. Wichtig ist jetzt nur, dass wir die Moral unseres Heeres hochhalten. Erzählt ihnen die Wahrheit und macht ihnen klar, warum und für was sie kämpfen. Sollten wir die letzte Schlacht zu unseren Gunsten entscheiden, wird ein goldenes Zeitalter für Tiro anbrechen. Versagen wir, werden Krieg, Seuchen, Hunger, Not und Tod die ständigen Begleiter der Völker sein. Kein Wesen wird mehr frei sein, nur als Sklaven Anzbachers werden sie in den Minen schuften und als Nahrung für seine Dämonen dienen.«
Der eiserne Handschuh Gromlins krachte auf die Tischplatte, dass die Krüge schepperten. »Das darf nicht geschehen!«, brüllte der Zwerg, der schon seinen dritten Humpen geleert hatte. Der Alkohol stieg ihm ein wenig in den Kopf, was ihn leicht erregbar machte.
Eriel nickte zustimmend, Wolfgar trat nervös von einem Fuß auf den anderen. Er fasste sich ein Herz und ergriff das Wort. »Ich weiß, dass wir im Moment größere Sorgen haben, aber gibt es eine Nachricht von Ari oder einen Hinweis auf ihren Verbleib?«
Rugor sah den Nordmann durchdringend an. »Nein, leider nicht. Ich habe mich bereits bei Mandrax erkundigt, doch dieser hüllt sich in eisernes Schweigen. Aber ich denke, wenn ihr etwas zugestoßen wäre, dann hätte er uns bereits informiert. Ich weiß, dass er sie beobachtet und auch eine ständige Verbindung zu ihr hat. So wie zu uns allen. Die Altehrwürdigen sind sehr mächtig und haben ihre Gründe, wenn sie Informationen zurückhalten. Da wir schon bei verschwundenen Freunden sind: Ithtars Tod wurde bestätigt. Seine Rüstung wurde gefunden und in ihr befanden sich Aschereste.Auch die Axt, die er führte, wurde dort gefunden. Niemals lässt ein Eidritter freiwillig seine Waffe zurück.« Rugor schwieg und kämpfte mit seinen Gefühlen. Er rang nach Fassung und fuhr fort: »Von Sai fehlt weiterhin jede Spur. Keine Rüstungsteile oder Asche, keine Waffen oder nur der kleinste Hinweis auf seinen Verbleib. Aber wir haben einige Soldaten, die berichten, dass er gegen eine Übermacht von Dämonenrittern kämpfte. Einer will sogar gesehen haben, wie sich neben ihm ein Dimensionstor öffnete und alles verschlang, bevor weitere Abartigkeiten auf das Schlachtfeld strömten. Ich habe mit unseren Erzmagiern gesprochen, die das Wissen der anderen Welten studieren, und sie alle machen uns keine große Hoffnung, dass er jemals wieder
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