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Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)

Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)

Titel: Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wunder
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verschmolz. Vor ihrem geistigen Auge rief sie sich die Pläne des Palastes in den Kopf, die sie Tag für Tag studiert hatte. Laut den Grundrissen war sie in einem Zwischenraum, der die Speisekammer, die Küche und den Weinkeller miteinander verband. In Gedanken ging sie den Weg bis in den Thronsaal und von dort aus in die Privatgemächerdes Kaisers. Es gab einige Ausweichmöglichkeiten, aber bei einer Entdeckung waren ihre Chancen, lebend herauszukommen, mehr als nur gering.
    Sie öffnete die linke Türe einen Spaltbreit und lugte hinein. Vor ihr lag die Küche. Seltsame Gerüche, die nicht gerade ein schmackhaftes Mahl versprachen, waberten ihr entgegen. Auf den ersten Blick konnte sie niemanden entdecken und so trat sie ein. Es sah aus wie auf einem Schlachtfeld, ein süßlicher Geruch hing schwer in der zum Schneiden dicken Luft. Überall standen mit Essensresten verkrustete Töpfe und Pfannen herum, über denen Horden fetter Fliegen kreisten. Auf einem abgenutzten Hackblock lag ein großer, blutiger Klumpen Fleisch. Ein Feuer brannte in einem offenen Kamin. Mehrere Kessel hingen darüber, in denen dunkle Flüssigkeiten vor sich hinblubberten. Verschieden große Messer und Hackbeile lagen überall verstreut. Der Boden starrte vor Dreck, sodass man nicht erkennen konnte, welche Farbe der Stein eigentlich besaß. Mehrere aufgeplatzte Säcke standen ungeordnet im Raum herum, aus denen die verschiedenen Gewürze und Zutaten herausrieselten. Hauptsächlich konnte sie Salz erkennen, das Dunkle musste Pfeffer sein und was in dem unförmig ausgebeulten Beutel war, der an einer Türe hing, wollte sie gar nicht genau wissen. Unablässig tropfte daraus dunkles Blut auf den Boden, das sich in einer glänzenden Pfütze sammelte. »Wenn das hier die Küche ist, möchte ich den Koch lieber nicht sehen«, ging es ihr durch den Kopf.
    Lautlos schlich sie sich auf die Türe mit dem widerlichen Sack zu und wollte gerade den Knauf drehen, als jemand hinter ihr den Raum betrat. Sie fuhr herum und erblickte im Türrahmen, durch den sie gekommen war, einen fetten Mann, der sie aus vier Augen anglotzte. Über der Schulter trug er zwei Kinderleichen, deren Gelenke unnatürlich verdreht waren. Ihre blasse, fleckige Haut ließ darauf schließen, dass sie bereits seit Langem tot waren. Der Körper des Mannes erinnerte an einen Kegel. Von oben nach unten wurde er immer breiter. Die Beine waren sehr kurz und krumm geraten. Das Fett des Bauchs hing über und berührte fast den Boden. Es sah aus, als ob dieses Monstrum nackt wäre, zumindest trug es kein Hemd. Die Arme waren überlang und stark behaart, wie auch der Oberkörper und die Schultern. Zwei Brüste hingen schlaff bis auf die Höhe des Bauchnabels herunter. Es waren keine Brustwarzen zu erkennen, stattdessen starrten ihr zwei große runde Augen entgegen, die jede ihrer Bewegungen verfolgten. Der Kopf war kahl und mit Geschwüren übersät, die ihn aufgequollen und unförmig erscheinen ließen.
    Der Mutant ließ die beiden Leichen klatschend auf den Boden fallen. Das hässliche Knirschen verriet der Assassine, dass beim Aufprall einige weitere Knochen gebrochen wurden. Erstaunlich behände und flink stürmte derKoch vor, um sich ein Hackbeil und ein langes Messer zu schnappen. Mit der Stimmlage eines Schwachsinnigen grunzte er sie an: »Was machen du hier? Du nix hier sein dürfen. Ich Suppe aus dir machen. Gute Suppe für Am Ri.«
    Bei der Erwähnung der Dämoninnen lief es Ari kalt über den Rücken. Der Fleischberg bemerkte dies und öffnete den Mund für ein rasselndes Lachen. Speichel- und Schleimfäden zogen sich durch die Mundhöhle und klebten an den schiefen, gelben Zähnen. Der Fettberg bebte vor Gelächter und der ganze Körper schwabbelte. Mit einem irren Funkeln in den Augen stürmte der Koloss vor und schwang dabei seine Mordwerkzeuge. Ari machte einen Satz zurück, um mehr Platz für ihre Manöver zu haben, und wartete bis zum letzten Augenblick. Die beiden Waffen rauschten seitwärts auf sie zu. Sie duckte sich weg und ließ ihre vergiftete Klinge hervorschnellen, drehte sich auf dem Absatz und fuhr damit über den fetten Wanst des Scheusals. Ihren Schwung nutzend ließ sie sich nach vorne fallen und rollte sich geschickt ab, sodass sie wieder in einen sicheren Stand kam. Schnell wandte sie sich zu ihrem Widersacher um, denn das Geräusch eines aufschlagenden Körpers blieb aus.
    »Das kann nicht sein!«, schoss es ihr durch den Kopf, als sie ungläubig mit ansehen

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