Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)
musste, wie der Entstellte immer noch auf sie zukam. Aber ihre Attacke hatte gesessen. Ein tiefer Schnitt lief über den Bauch des Monsters, aus dem langsam die Darmschlingen glitten. Der Koch lachte immer noch irre und drang wild um sich schlagend auf sie ein. Mit jeder Bewegung lösten sich mehr Innereien und klatschten zu Boden. Die Assassine nutzte diesen Umstand und tänzelte um den Fleischberg herum, damit er in Bewegung blieb, dabei versetzte sie ihm einen Stich nach dem anderen. Nach einer heftigen Verrenkung des Mutanten ging ihr Plan auf: Die Bauchwunde riss weiter auf und fast der gesamte Darm flutschte in einem Blut- und Eiterschwall auf den Boden. Der entstellte Koch heulte vor Wut und Schmerz auf, als er sich in seinen eigenen Innereien verfing und auf dem vom Blut schlüpfrigen Steinboden ausrutschte. Mit einem schmatzenden Geräusch schlug er der Länge nach hin. Er strampelte und wälzte sich herum, nur um sich noch mehr in sich selbst zu verheddern. Wie ein entstellter Käfer ruderte er herum und versuchte verzweifelt, sich aufzurichten.
Ari kam über ihn und wollte ihre Unterarmklinge in den unförmigen Schädel versenken, als diese sich von selbst zurückzog. »Du musst doch mittlerweile gemerkt haben, dass ich dir hier nicht helfen kann. Streng mal dein hübsches Köpfchen an. Dieses Wesen muss man anders erledigen.« Völlig überrascht von der Stimme in ihrem Kopf zögerte sie und der Koch bekam sie zu fassen. Sie fiel nach hinten. Geifernd zog der blutige Fleischberg an ihrem Bein. Wild tastete sie ihre Umgebung ab und bekam das Hackbeil, das dem Widerling aus den Händen gefallen war, zu fassen. Mit Schwung ruckte sieihren Oberkörper nach vorne und schlug die dicke Pranke, die sie festhielt, am Gelenk ab. Gurgelnde Laute drangen aus der Kehle ihres Gegners, blutige Schaumblasen bildeten sich an seiner hässlichen Fressöffnung. Ari kam ganz hoch und in einer fließenden Bewegung trennte sie den entstellten Schädel von den Schultern.
Mit Schleim, Blut und anderen widerlichen Körperflüssigkeiten bedeckt stand sie da und starrte auf den immer noch zuckenden Körper. Während sie zusah, wie das Zappeln erstarb, lauschte sie, ob der Tumult andere Abscheulichkeiten angelockt hätte. Aber alles war ruhig. Sie durfte keine Zeit verlieren, das hier hätte gar nicht passieren dürfen. Sie schlich zu der Tür, die in den Parallelgang zum Thronsaal führte, und legte die Hände an die Wand. Der Zauber, der sie den Gang dahinter erkennen lassen sollte, funktionierte nicht. Auch hier taten also uralte Schutzrunen ihr Werk. Aber sie hatte schon eine Idee und legte die Hand auf das Holz der Türe. Nach einer Weile wurde das Holz durchsichtig und sie konnte den mit Öllampen beleuchteten kahlen Gang dahinter sehen. Sie lächelte eisig in sich hinein. Ihre Vermutung hatte sich bestätigt. Im Laufe der Jahrhunderte waren die Türen ausgetauscht, aber die Schutzzauber nicht erneuert worden. »Ein Versäumnis, das dem Hofmagier den Kopf kosten sollte«, dachte sie, während sie leise und schnell den langen steinernen Gang entlangschlich.
Sie huschte von Schatten zu Schatten und richtete ihre Gedanken auf die Unterarmklinge: »Und wenn du wieder einmal vor hast, dich einfach zurückzuziehen, dann sag mir doch bitte vorher Bescheid und nicht erst dann, wenn es fast zu spät ist!«
Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. »Du bist doch hier die Assassine. Hast du denn gar keine Ausbildung bei einem anständigen Meister erhalten? Solch ein Wesen, das zwischen Leben und Tod gefangen ist, kann man nur durch Enthaupten für immer vernichten. Aber wer bin ich schon, dass ich der großen Ari Schattenherz sagen muss, wie sie ihre Aufträge zu erfüllen hat? Die paar tausend Winter, die ich in den Diensten der besten Assassinen Tiros stand, was zählen die schon! Und jetzt konzentrier dich endlich auf dein Ziel und hör auf, mit deiner Waffe zu reden. Sonst könnte man noch auf den Gedanken kommen, du seist verrückt.«
Ari schnaubte, verzog ärgerlich das Gesicht und grummelte leise vor sich hin: »Was hab ich mir da nur eingehandelt? Mit Konrad hab ich noch ein Hühnchen zu rupfen, wenn ich hier jemals lebend rauskomme, und solltest du jetzt nicht parieren, bringe ich dich zum Schmied, damit er dich einschmilzt und ein hübsches Glöckchen aus dir macht. Das schenke ich dann Nareil!«
Als Nächstes erreichte sie eine Kreuzung; links ging es in den Audienzsaal, rechts eine Treppe hoch auf den
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