Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)
aber die Wende herbeiführen. Die Einheiten, die ihn wecken sollten, sind nicht zurückgekehrt, ich denke also, dass er noch ruht. Suche ihn, oder wir sind alle verloren. Finde die Wintergrenze, sie ist die Pforte zu ihm. Ich weiß, dass du ganz in der Nähe bist. Ich wünsche Dir viel Glück dabei und den Segen aller Götter.
Natürlich möchte ich auch noch auf Deine zweite Frage eingehen.
Die Antwort kennen die am besten, die es nie hatten, und die, die es haben, schätzen es meist nicht hoch genug ein. Könige sehnen sich danach; genauso wie Sklaven. Die Reichen und Adligen denken, sie hätten es, aber sie sind weit davon entfernt. Der Bettler hat es, nur ist es ihm nicht bewusst. Kinder haben es von Geburt an, nur meist verlieren sie es in den ersten Minuten ihres Lebens.
Ich bin sicher, dass du weißt, wovon ich spreche, denn du hast es gewonnen, als dein Volk vernichtet wurde.
In tiefer Verbundenheit
Rugor
Kriegsvorbereitungen
aron Rugor brütete über einem Stapel aus Karten und Papieren. Der Raum wurde nur von einigen Fackeln erhellt, die bereits eine deutliche Rußspur an den Wänden hinterlassen hatten. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und ein Laut des Genervtseins bahnte sich einen Weg aus seinem Inneren. Er blickte sich um. Das Turmzimmer war vollgestopft mit Unterlagen über die bevorstehende Belagerung. Gestern hatte sich der Kessel vollständig geschlossen, als das Hauptheer der Menschen in den Abendstunden eingetroffen war. Der Zug war wie ein feuriger Lindwurm über die umliegenden Hügel gewalzt. Nach der Anzahl der Fackeln zu urteilen, mussten es an die hundertfünfzigtausend Mann sein, die nun eifrig ihre Lager und Positionen bezogen. Ein widerlicher Geruch drang vom Feldlager der Menschen zum Rubinhorst hinauf. Rugor nahm den Gestank der Fäulnis und Verwesung bis in sein Zimmer wahr, im höchsten Punkt der Festung. Einst von den Elfen erbaut, erschien der Turm sehr schlank und reichte weit in den Himmel, um die Ländereien sogar bis an den Rand der Wüste zu überblicken. Der Baron schnaubte ärgerlich und räumte mit einem mächtigen Schwung seines rechten Arms den schweren schwarzen Eichentisch frei. Polternd fielen Folianten, Papierhaufen und seltsame Gerätschaften auf den weißen Marmorboden.
Nur Augenblicke später flog die Tür auf und ein mit einem Schwert bewaffneter Ritter erschien im Zimmer. Sein Körper war an jeder Stelle von einer rubinroten Rüstung geschützt, die mit silbernen Ornamenten beschlagen war. Die Auffälligkeit der Rüstung zeichnete den Träger als einen Mann von Stand aus. Mit gezogener Klinge baute sich der Ritter breitbeinig auf. Sein Blick wanderte durch den Raum und huschte zwischen Rugor und dem Zugang zum Balkon hin und her. Seine Haltung entspannte sich erst ein wenig, als der Baron mit einer Handbewegung klarmachte, dass keine Gefahr bestand.
Der Vampir stemmte sich am Tisch hoch und begann hin und her zu wandern, dabei verschränkte er die Arme hinter dem Rücken. Ohne den Ritteranzublicken, richtete er das Wort an ihn. »Mein lieber Hauptmann Ithtar. Wie lange kennen wir uns nun schon?«
Der ungebetene Eindringling sah seinen Baron verwirrt an. »Herr, meint Ihr vor oder nach meiner Verwandlung zum Vampir?«
Mit einer knappen Geste deutete Rugor an, dass dies eine rhetorische Frage gewesen war und er keine Antwort darauf erwartete. Der Hauptmann entspannte sich und schob sein Schwert wieder zurück in die Scheide. Er stellte sich vor die Eingangstür und nahm Haltung an. Daraufhin beendete Rugor kurz sein Hin- und Herwandern und sagte zu Ithtar: »Stell dich nicht so an, wir kennen uns nun schon viel zu lange, als dass du noch wie ein Rekrut in meiner Gegenwart Haltung annehmen müsstest.« Der Hauptmann entgegnete knapp: »Mein Herr, Ihr wisst, dass ich das aus Respekt tue und nicht, um Euch zu gefallen.«
Rugor lächelte. Das mochte er so an seinem alten Kampfgefährten. Er war unkompliziert und geradeheraus, dabei immer korrekt und ehrlich. Er hatte nie Angst vor den Konsequenzen seiner Taten, war ein treues Mitglied des Ordens und in all den unzähligen Wintern sogar ein guter Freund geworden. Seine Kunstfertigkeit, mit dem Schwert umzugehen, grenzte an Perfektion. Nur die besten Krieger der Elfen, die Klingentänzer, mochten sich mit ihm messen können.
Der Baron nahm seine unruhige Wanderschaft wieder auf. »Sag mir, mein alter Freund, was du über unsere Situation hier denkst. Haben wir eine Chance, zu bestehen, oder wird Narrond
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